09/05/2007von 544 Views – 0 Kommentare

Molden & Similache: Wien – Hinweise zum Umgang mit einer alten Seele

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Buchcover
Bildband mit Erzählungen
Deuticke (2004)
Inhalt:

Das Buch “Wien: Hinweise zum Umgang mit einer alten Seele” nimmt seine Leser, Bewohner und Besucher der ebenso herrlichen wie fiesen, so eleganten wie depressiven Stadt Wien an der Hand, holt sie von den bösen Boulevards des Bekannten runter, zerrt sie mitunter stur in so nicht verlangte Richtungen, wo es dann halt doch etwas zu sehen oder zu hören gibt (ein Monster, ein neues Gerücht). Das Buch stellt Wien-Mythen des vergangenen Jahrhunderts richtig und schlägt welche für das neue vor. (Pressetext)

Kurzkritik:

Molden und Similache ist der Versuch geglückt, Wien so nahe wie möglich zu kommen. Wer es liest und betrachtet, wird all die Klischees und Vorurteile bestätigt und unterlaufen sehen. Wird das Alte im Neuen entdecken – und umgekehrt. Wird Wien in diesem Buch nicht nur wiederfinden, sondern wieder sehen – und schmecken und hören und riechen und so weiter. Wird sein wahres Wunder erleben.

Werner gibt  ★★★★½  (4,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Sie haben Wien in die Luft gesprengt

Es hätte so einfach gehen können, aber dann wäre es bloß ein weiteres gutes Buch über Wien geworden.
Nikolaus Similache hatte die Fotos, Ernst Molden die Texte, und Martina Schmidt wollte das Buch verlegen.

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Aber dann standen sie vielleicht am spät-winterlichen Donaukanal und betrachteten auf dessen leicht zugefrorener Oberfläche die Silhouette von Wien. Die Männer sahen sich an und gingen los. Es war klar, dass sie einbrechen würden. Sie brachen ein.
Über dem Eis wartete Schmidt, bis die beiden endlich wieder auftauchten und ihr überglücklich zeigten, was sie mitgebracht hatten: mehr Texte und mehr Fotos. Von diesem Wien.
Und wieder tauchten sie ab und brachten mit und tauchten ab und brachten mit, und sie hätten wohl nie damit aufgehört, wenn die Verlegerin nicht festgestellt hätte: Es ist genug.

Da saßen sie nun, und jetzt erst spürten sie die Erschöpfung – und den Abschiedsschmerz, den heiß-kalten.

Aber fast

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„Wien – Hinweise zum Umgang mit einer alten Seele“ ist natürlich nicht wie gerade beschrieben entstanden. Aber fast. Jedenfalls ist Molden und Similache der Versuch geglückt, Wien so nahe wie möglich zu kommen. Wer es liest und betrachtet, wird all die Klischees und Vorurteile bestätigt und unterlaufen sehen. Wird das Alte im Neuen entdecken – und umgekehrt. Wird Wien in diesem Buch nicht nur wiederfinden, sondern wieder sehen – und schmecken und hören und riechen und so weiter. Wird sein wahres Wunder erleben.

Denn in Wirklichkeit war es nämlich so: Molden und Similache haben Lunte gerochen, sich Sprengstoff besorgt und Wien vorsätzlich in die Luft gejagt. Und dann haben sie es wieder zusammengesetzt. Und noch einmal gesprengt und zusammengesetzt, gesprengt und zusammengesetzt, usw. Und sie hätten wohl nie damit aufgehört, wenn die Verlegerin nicht festgestellt hätte: Also echter, als es ist, braucht ihr uns Wien nicht zu machen.

Werner Schuster, © Augustin (2004)

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Infos:

Über Ernst Molden bei Wikipedia,
über Nikolaus Similache auf seiner Homepage.

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