Fowles, John: Der Sammler
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Roman
List
(1963)
Inhalt:
Ein junger Mann, dessen größte Leidenschaft die Jagd von Schmetterlingen ist, gewinnt im Lotto. Nun kann er sich jeden Wunsch erfüllen – bis auf einen: den Besitz der schönen Kunststudentin Miranda. (Pressetext)
Kurzkritik:
Wir hatten in Österreich vor knapp einem Jahr den “Fall Kampusch”: Die zehnjährige Natascha war von Wolfgang Priklopil entführt und festgehalten worden und konnte ihm nach acht Jahren schließlich entkommen. Wer Fowles’ “The Collector” kannte, hätte meinen können, Priklopil hätte das Buch kopiert. Wer das Buch jetzt liest, könnte den Eindruck bekommen, hier hätte ein Autor die Realität abgeschrieben und bloß den Schluss geändert.
Aber “The Collector” ist 1963 erschienen. Im ersten Teil schildert Entführer Frederick Clegg, warum und wie er Miranda Grey entführt und eingesperrt hält, im zweiten ist das Tagebuch Mirandas zu lesen, im kurzen dritten stirbt sie und Frederick überlegt, ob er Selbstmord begehen soll. Und dann sucht er sich ein neues Mädchen aus.
Besitzansprüche
Es ist nicht nur wegen des Inhalts ein unangenehmes Buch: Fowles lässt seine beiden Figuren direkt sprechen, schiebt sich oder jemand anderen also nicht als Instanz dazwischen. Die Leser machen sich alles mit den Figuren selbst aus. Außerdem sieht sich Frederick als Liebender, der von Miranda bloß wieder geliebt werden möchte. Das ist, wenn man an Brian Masters’ Buch “Kiling for Company” über den Serienmörder Dennis Nilsen denkt, nicht unwahrscheinlich und macht “The Collector” noch schrecklicher.
Außerdem könnten die LeserInnen versucht sein, über ihre Besitzansprüche in ihren Beziehungen nachzudenken. Mir zumindest ist es so ergangen.
Werner gibt (4,5 von 5 Eselsohren)
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John Fowles wurde 1926 in Leigh-on-Sea (Essex) geboren. Er studierte in Edinburgh und Oxford, bevor er an verschiedenen Orten unterrichtete. Seit 1963 widmete er sich ganz der Schriftstellerei. Mit William Golding und Muriel Spark zählt er zu den bedeutendsten englischen Romanautoren seit 1950.
Über John Fowles bei Wikipedia.
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