07/09/2007von 515 Views – 0 Kommentare

Kafka, Franz: Erzählungen und kurze Prosa

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Buchcover KafkaFischer
(Pressetext)(1950/1982 ff.)
Kurzkritik:

Ich bin der Ansicht, dass man nicht nur die Romane lesen sollte, sondern auch die Erzählungen, die Kafka laut seinem Testament nicht vernichten lassen wollte (neben “Verwandlung” sind das “Urteil”, “Heizer”, “Strafkolonie”, “Landarzt” und “Hungerkünstler”) sowie die Kurz-Prosa aus dem Nachlass.

Werner gibt  ★★★★★  (5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Nur scheinbar

Braucht man den unzähligen Kafka-Interpretationen noch eine hinzuzufügen? Ich halte es mit Albert Camus, der meinte, „es ist das Schicksal und vielleicht auch die Größe dieses Werks, dass es alle Möglichkeiten darbietet und keine bestätigt.“ Und ich bin der Ansicht, dass man nicht nur die Romane lesen sollte, sondern auch die Erzählungen, die Kafka laut seinem Testament nicht vernichten lassen wollte (neben “Verwandlung” sind das “Urteil”, “Heizer”, “Strafkolonie”, “Landarzt” und “Hungerkünstler”) sowie die Kurz-Prosa aus dem Nachlass – wie etwa folgende:

GIBS AUF
Es war sehr früh am Morgen, die Straßen rein und leer, ich ging zum Bahnhof. Als ich eine Turmuhr mit meiner Uhr verglich, sah ich, daß es schon viel später war, als ich geglaubt hatte, ich mußte mich sehr beeilen, der Schrecken über diese Entdeckung ließ mich im Weg unsicher werden, ich kannte mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut aus, glücklicherweise war ein Schutzmann in der Nähe, ich lief zu ihm und fragte ihn atemlos nach dem Weg. Er lächelte und sagte: “Von mir willst du den Weg erfahren?” “Ja”, sagte ich, “da ich ihn selbst nicht finden kann.” “Gibs auf, gibs auf”, sagte er und wandte sich mit einem großen Schwunge ab, so wie Leute, die mit ihrem Lachen allein sein wollen.

Nun ist es für “normale Lesende” vielleicht schon wieder übertrieben, sich durch die Skizzen und Fragmente etwa der Oktavhefte zu arbeiten, aber auch Kafkas kurze Prosa ist – wie die berühmten Romane und Erzählungen – “anders geschrieben”. – „Anders: das hieß”, sagt Milan Kundera, “indem man die Grenzen des Wahrscheinlichen überschreitet. Nicht (in der Art der Romantiker), um der wirklichen Welt zu entfliehen, sondern um sie besser zu verstehen.”

DIE BÄUME
Denn wir sind wie Baumstämme im Schnee. Scheinbar liegen sie glatt auf, und mit einem kleinen Anstoß sollte man sie wegschieben können. Nein, das kann man nicht, denn sie sind fest mit dem Boden verbunden. Aber sieh, sogar das ist nur scheinbar.

Von Werner Schuster

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Infos:

Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 als Sohn jüdischer Eltern in Prag geboren, der Stadt, in der er nahezu sein ganzes Leben verbrachte. Nach Schulbesuch und Jurastudium, das er 1906 mit der Promotion abschloß, absolvierte er zunächst ein einjähriges Rechtspraktikum, bevor er 1907 in die Prager Filiale der »Assicurazioni Generali« und 1908 schließlich in die »Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt« eintrat, deren Beamter er bis zu seiner frühzeitigen Pensionierung im Jahre 1922 blieb. Im Spätsommer 1917 erlitt Franz Kafka einen Blutsturz; es war der Ausbruch der Tuberkolose, an deren Folgen er am 3. Juni 1924, noch nicht 41 Jahre alt, starb.

Über Franz Kafka bei Wikipedia.

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