French, Marilyn: Jenseits der Macht
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Sachbuch
Deutsch von Cornelia Holfelder-von der Tann
Rowohlt
(1985)
Kurzkritik:
French hat den Versuch unternommen, die von Männern tradierte Geschichte einmal auch aus Sicht der Frauen zu beschreiben, und zwar von der – nicht nur laut French – matrifokalen Frühzeit an, die wahrscheinlich endete, nachdem die Männer ihre Zeugungsfunktion erkannt hatten. Was folgte, war der “Niedergang”, war die Jahrtausende lange Abwertung der Frau, welche French von der Frühgeschichte bis zum gegenwärtigen Standort ebenso analysiert hat wie den “Preis der Anpassung”, den die Männer zu zahlen hatten.
Werner gibt (4 von 5 Eselsohren)
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Der Niedergang
O.k., dass nicht mehr alle Bücher von Marilyn French, einer Ikone zumindest eines Teils der Frauenbewegung, auf Deutsch erhältlich sind, hätte ich ja noch verstanden, aber gar keines? Nicht einmal “Frauen”, auch nicht “Jenseits der Macht”? Letzteres (wieder) zu lesen, könnte sehr anregend sein, auch wenn manches vielleicht nicht mehr auf dem neuesten Stand der Wissenschaft ist. Ja, und auch wenn French vorgeworfen wurde, “Jenseits der Macht” würde mehr auf Ideologie als auf Fakten basieren.
Das kann ich nicht überprüfen (– die mit Quellenangaben versehenen Anmerkungen umfassen allerdings 80 Seiten). Und wesentlicher erscheint mir auch, dass French den Versuch unternommen hat, die von Männern tradierte Geschichte einmal auch aus Sicht der Frauen zu beschreiben, und zwar von der – nicht nur laut French – matrifokalen Frühzeit an, die wahrscheinlich endete, nachdem die Männer ihre Zeugungsfunktion erkannt hatten. Was folgte, war der “Niedergang”, war die Jahrtausende lange Abwertung der Frau, welche French von der Frühgeschichte bis zum gegenwärtigen Standort ebenso analysiert hat wie den “Preis der Anpassung”, den die Männer zu zahlen hatten.
Mit dem Schlusskapitel “Fernziel: Ein menschliches Leben” hatte und habe ich meine Schwierigkeiten, weil hier die Analyse meiner Ansicht nach tatsächlich der Utopie einer “Verweiblichung der Welt” Platz macht.
Ein repressives System an Stelle eines anderen
Doch folgender Absatz hat mir stets eingeleuchtet:
Im Laufe der letzten drei- bis viertausend Jahre gab es zahlreiche Revolutionen gegen patriarchale Strukturen verschiedenster Art, aber in jedem einzelnen Fall trat nur ein repressives System an die Stelle eines anderen. … Jeder dieser Siege hat jedoch nur die Macht der “Idee der Macht” und damit die Oppression verstärkt.
Und so denke ich, dass um dieses Buch schade ist. Vielleicht würde eine Wiederauflage sogar neugierig machen auf French’s noch nicht übersetztes “From Eve to Dawn: A History of Women in Three Volumes” aus dem Jahr 2002.
Von Werner Schuster
Marilyn French wurde 1929 in New York geboren und studierte Literaturwissenschaften an der Harvard University in Boston. Sie zählt zu den interessantesten und einflußreichsten Autorinnen in Sachen Frauenfragen. Ihre Romane, Essays und Abhandlungen begleiteten die Frauenbewegung und waren Weltbestseller.
Über Marilyn French bei Wikipedia.
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