Nizon, Paul: Untertauchen
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Roman
Hardcover: Suhrkamp
(1972)
Inhalt:
Das berühmteste Buch eines Autors, von dem eine ganze Generation amerikanischer Schriftsteller gelernt hat -Ernest Hemingway, William Faulkner, F. Scott Fitzgerald -, erscheint endlich ungekürzt – mit einem ebenso herzerfrischenden wie scharfsinnigen Vorwort von John Updike zur Gegenwärtigkeit dieser “Erzählungen aus dem Kleinstadtleben Ohios”. (Pressetext)
Kurzkritik:
Soll ich mich mit Nizon beflegeln oder bloß feststellen, dass ich annehme, ihm unrecht getan zu haben?
Werner gibt (4,25 von 5 Eselsohren)
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Bis auf Widerruf
Soll ich mich mit Nizon beflegeln (“Kritiker? Textabklopfer und manchmal begabte Diagnostiker. Manchmal Beleuchtungstechniker. Sie applizieren ihre Einsichten wie Baumschmuck am Geäst des Werks, Gedankenblitze als Glanzlichter beisteuernd. Interpreten, ja. Exegeten. Gut. Landvermesser. Vorkauer, Wiederkäuer. Teeschmecker.”) oder bloß feststellen, dass ich annehme, ihm unrecht getan zu haben? Ich habe seinen Satz, “Ohne Plot auskommen heißt so viel wie mit dem Leben in erster Instanz verhandeln”, als sein Werk beschreibend interpretiert und schere seither alles, was ich von Nizon lesen, über diesen Kamm.
Und bin so zu den Schlüssen gekommen, dass “Canto” schon o.k. gewesen wäre und dass “Im Hause enden die Geschichten” schon ein wenig näher am “ohne Plot auskommen” sei, während Nizon in “Das Auge des Kuriers” endlich bei sich selbst angekommen wäre. Nur leider passt “Untertauchen” so gar nicht in dieses Konzept.
Autobiographie-Fiktionär
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist dieses Buch autobiografisch und Nizon beschreibt darin eine leidenschaftliche Beziehung zu einer Spanierin, nach welcher er sich von seiner Frau trennt und seine Anstellung als leitender Kunstkritiker der “Neuen Zürcher Zeitung” aufgibt. “Ich sei bei mir angekommen und, wenn nicht alle Anzeichen täuschten, kurz davor, ganz in eine eigene Arbeit unterzutauchen, schloß ich.”
Andererseits bezeichnet sich Nizon als „Autobiographie-Fiktionär”, also dürfte man das in “Untertauchen” Beschriebene nicht wirklich für wahr und geschehen nehmen. Doch auf jeden Fall ist in diesem Werk keine Spur von “ohne Plot auskommen”.
Bleibt die eloquente, poetische Sprache. Bis auf Widerruf meine ich nun, Nizons Sprache sei eloquent und poetisch. Manchmal bemüht er sich, ohne Plot auszukommen.
Von Werner Schuster
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Paul Nizon wurde 1929 in Bern geboren. Er studierte Archäologie, deutsche Literaturgeschichte und Kunstgeschichte. Er promovierte mit einer Dissertation über Vincent van Gogh. Zeitweise war er auch als Kunstkritiker tätig. Der Schweizer Autor erhielt zahlreiche Auszeichnungen: Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis (1972), Literaturpreis der Stadt Bremen (1976) für den Roman “Stolz”, Deutscher Kritikerpreis für Literatur, Preis der Schweizerischen Schillerstiftung, Großer Literaturpreis der Stadt Bern, Torcello-Preis der Peter Suhrkamp Stiftung, Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (1990), Großer Literaturpreis der Stadt Zürich, Großer Literaturpreis des Kantons Bern, Erich-Fried-Preis (1996), Kranichsteiner Literaturpreis (2007) für sein Gesamtwerk.
Über Paul Nizon bei Wikipedia.
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