McCarten, Anthony: Englischer Harem
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Roman
Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié
Hardcover: Diogenes, 2008
Taschenbuch: Diogenes, 2009
(2001, 2005)
Inhalt:
Eine junge Frau zu ihren Eltern, untere Mittelschicht im Londoner Vorort: “Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Ich heirate, die schlechte: Er ist Perser. Und übrigens: Er hat bereits zwei Frauen.” So beginnt ein provozierender Roman über Heimat, Kochen und die Faszination des Fremden … und eine Liebesgeschichte wie keine andere – für diese Zeit. (Pressetext)
Kurzkritik:
Mit leichter Hand trifft Anthony McCarten mit “Englischer Harem” ins Schwarze – und zwar ununterbrochen. Er behandelt nichts weiter als viele der brennenden Themen unserer Tage – und er tut dies scheinbar absichtslos. Nirgendwo in seinem Roman merkt man, der Autor möchte jetzt unbedingt zum Zusammenleben von Muslimen und “Westlern” (oder zu Arbeitslosigkeit, Generationskonflikten, Einwandererproblematik, Beziehungsfragen und – nicht zuletzt sexuellen – Vorurteilen im jungen Jahrtausend) Stellung beziehen. Er tut’s einfach, indem er eine Geschichte erzählt.
Werner gibt (4,5 von 5 Eselsohren)
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Wir hätten nicht heiraten sollen
Mit leichter Hand trifft Anthony McCarten mit “Englischer Harem” ins Schwarze – und zwar ununterbrochen. Er behandelt nichts weiter als viele der brennenden Themen unserer Tage – und er tut dies scheinbar absichtslos. Nirgendwo in seinem Roman merkt man, der Autor möchte jetzt unbedingt zum Zusammenleben von Muslimen und “Westlern” (oder zu Arbeitslosigkeit, Generationskonflikten, Einwandererproblematik, Beziehungsfragen und – nicht zuletzt sexuellen – Vorurteilen im jungen Jahrtausend) Stellung beziehen. Er tut’s einfach, indem er eine Geschichte erzählt.
Diese Geschichte nimmt ihren Ausgang bei der jungen Engländerin Tracy, die eines Tages vor ihren Eltern steht und nicht nur feststellt, dass sie einen Iraner heiraten wird, sondern auch, dass der Zukünftige bereits zwei Frauen hat. Was den Stoff für eine (Gesellschafts-)Satire abgeben könnte, bekommt bei McCarten Shakespear’sche Dimensionen: Hier können zwei nicht anders, als sich zu lieben, und ihre Mitmenschen können nicht anders, als ihrem Naturell nach zu reagieren.
Gefährlich und aussichtslos
Nun sind diese Menschen – vielleicht mit Ausnahme von Tracys Exfreund Ricky – so freundlich gezeichnet und die dramatischen Verwicklungen so liebevoll beschrieben, dass man erbaut schmökert und nicht so recht mitbekommt, wie gefährlich und aussichtslos die Lage von Anfang an ist: für den wohlhabenden, lebensbejahenden Restaurantbesitzer Sam Sahar und seine sich wertschätzenden Frauen Tracy, Yvette und Firouzeh (mit den vier Kindern von Sams verstorbenem Bruder). Auch diese haben ihre Schwierigkeiten mit ihrer neuen Situation, aber nicht so sehr wie Tracys oder Sams (aus Persien anreisende) Eltern, der bereits erwähnte Ricky – oder das Londoner Jugendamt.
“Das war ein Fehler”
“Wir hätten nicht heiraten sollen”, sagt Tracy einmal. “Das war ein Fehler, so viel steht fest”, antwortete er sanft.
Bei einer anderen Gelegenheit fragt Tracy, “Was sollen wir jetzt machen?”, und Sam meint, “Nichts. Es gibt keine Lösung. Es ist unmöglich.”
Ja, leider ist diese Liebe (und der damit verbundene ungewöhnliche Lebensentwurf) unmöglich, und Lösung gibt es dafür auch keine – bis auf das angedeutete Happy End, mit dem uns McCarten am Schluss überrascht.
Von Werner Schuster
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Über Anthony McCarten bei Literaturzirkel.
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