Schäfer, Annette: Die Kraft der schöpferischen Zerstörung
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Joseph A. Schumpeter. Die Biografie
Biografie
Hardcover: Campus, 2008
Inhalt:
Die Theorien des 1883 in Österreich geborenen Ökonoms sind heute aktueller denn je. Schumpeter hat nicht nur die Welt der Wirtschaft aus den Angeln gehoben, er war auch eine äußerst schillernde Persönlichkeit. Sein Leben steckt voller Extreme und Gegensätze: glänzender Erfolg und katastrophale Pleiten, große Liebe und tiefer Schmerz, intellektuelle Brillanz und quälende Neurosen. Es ist die Geschichte eines Mannes, der über weite Strecken seines Lebens mit Frustration und Selbstzweifeln kämpfte und dennoch viele Kollegen in den Schatten stellte. (Pressetext)
Kurzkritik:
Man erfährt nicht nur einiges über Schumpeter frühe Erfolge als akademisches Wunderkind, die desaströsen Ausflüge in Politik und Bankenwelt, seine lebenslange Konkurrenz zu John Maynard Keynes, sondern auch über seine chronische Depression, die mit einer außerordentlichen Produktivität einherging, die Zusammenhänge zwischen seinem Werk und seinen Erfahrungen als Sohn einer extrem ehrgeizigen Mutter, seine Tendenz zum Außenseitertum und die neurotisch anmutende Trauerarbeit um die verstorbene Ehefrau sowie die tote Mutter.
Das ist auch für Menschen interessant, die von Schumpeter gerade mal wissen, dass er irgendetwas mit Wirtschaft zu tun gehabt hat, und sei es nur um zu erfahren, wie wissenschaftliche Arbeiten auch zustande kommen.
Werner gibt (4 von 5 Eselsohren)
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Produktive Depressionen
Es gefällt mir, wenn AutorInnen genau das tun, was sie ankündigen. Nicht unbedingt, weil ich dann Einleitungen abtippen kann, was ich in diesem Fall aber dennoch tue. Annette Schäfer hat eine Bemerkung über den Starökonomen Joseph Schumpeter als “traurige Figur” neugierig gemacht und schon nach kurzer Recherche war sie von seiner widersprüchlichen und polarisierenden Persönlichkeit gefesselt.
Schließlich reiste sie zur Havard University, “um in den privaten Schriften Schumpeters zu recherchieren. Mit jedem weiteren Besuch traten die psychologischen Aspekte immer mehr in den Vordergrund.” Die zahlreichen Briefe und insbesondere die umfangreichen Tagebuchaufzeichnungen entpuppten sich zwar als “wahrer Schatz”, waren jedoch, da in der heute nicht mehr verwendeten Gabelsberger Kurzschrift geschrieben, nur mit Expertenhilfe zu lesen.
Thesen
Schäfer konnte auch nicht sämtliche Tagebücher studieren, doch was sie aus den Auszügen gemacht hat, ist bemerkenswert: Sie beginnt ihre Biografie mit dem Amtsantritt des knapp 50-Jährigen in Havard 1932 und belegt dann ihre Thesen zu Schumpeters Person mit seiner Vorgeschichte sowie mit Zitaten von ihm und seinen ZeitgenossInnen. Das war gewiss aufwändiger zu schreiben und ist auf jeden Fall um vieles interessanter zu lesen als eine chronologische Nacherzählung von Schumpeters Leben.
Desaströse Ausflüge
Und so erfährt man nicht nur einiges über seine frühe Erfolge als akademisches Wunderkind, die desaströsen Ausflüge in Politik und Bankenwelt, seine lebenslange Konkurrenz zu John Maynard Keynes, sondern auch über Schumpeters “chronische Depression, die mit einer außerordentlichen Produktivität einherging, die Zusammenhänge zwischen seinem Werk und seinen Erfahrungen als Sohn einer extrem ehrgeizigen Mutter, seine Tendenz zum Außenseitertum und die neurotisch anmutende Trauerarbeit um die verstorbene Ehefrau sowie die tote Mutter.”
Das ist auch für Menschen interessant, die von Schumpeter gerade mal wissen, dass er irgendetwas mit Wirtschaft zu tun gehabt hat, und sei es nur um zu erfahren, wie wissenschaftliche Arbeiten auch zustande kommen.
Von Werner Schuster
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Dr. Annette Schäfer studierte Volkswirtschaftslehre und Psychologie in Deutschland und Großbritannien. Seither arbeitet sie als Journalistin. Ihre Artikel sind in Financial Times Deutschland, Wirtschaftswoche, Psychologie Heute und Gehirn und Geist erschienen. Sie lebt in Chicago und Köln.
Über Joseph Schumpeter bei Wikipedia.
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