Dorn, Thea: Mädchenmörder
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Thriller
Hardcover: Manhattan, 2008
Taschenbuch: Goldmann, 2010
Inhalt:
Eine junge Frau verliebt sich in den Mann, der sie entführt, vergewaltigt und umbringen will. (Pressetext)
Kurzkritik:
Auch wenn Dorn die Sexualmorde nicht im Detail beschreibt und so die LeserInnen auf – je nachdem – fremde Bilder oder ihre eigenen Phantasien zurückwirft – mir fehlt das Vermittelnde und das Romanhafte, also die Abmachung, es doch nur mit einer Fiktion zu tun zu bekommen, auch wenn man diese beim Lesen immer wieder für real hält. “Mädchenmörder” aber wirkt auf mich wie ein Tatsachenbericht, bei dem man das Erfundene nicht ausmachen kann oder soll. Und ich konnte nicht erkennen, warum ich mich dem aussetzen sollte. Ich wusste schon, dass es Menschen gibt, die andere foltern, um sich sexuell zu befriedigen, und welche, die dabei mithelfen. Manche schauen auch gern dabei zu. Ich nicht.
Werner gibt (2,5 von 5 Eselsohren)
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True Crime
Dieses Buch (mein erstes von Thea Dorn) habe ich nicht gern gelesen. Ein Sexualmörder entführt die neunzehnjährige Julia und misshandelt sie tagelang. Entgegen seinen Gewohnheiten tötet er sie nicht, und als die Polizei bei ihm anläutet, nimmt er sie mit auf seine Flucht, während der er zahlreiche weitere Frauen quält und umbringt.
Dies wird zunächst in Form eines Tatsachenberichts von Julia erzählt, in dem sie sich als hilfloses Opfer darstellt, das die Verbrechen, bei denen sie Zeugin wird, nicht verhindern konnte. Dann bricht dieser Bericht ab und wir lesen Briefe von Julia an ihren Peiniger, in denen sie von ihrer Liebe zu ihm schreibt und dass sie eigentlich Mittäterin gewesen ist.
Andeutungen von Erklärungen
“Thea Dorn erkundet die Abgründe einer Täter-Opfer-Beziehung”, heißt es auf dem Buchcover, und das stimmt für mich nicht. Denn die Opfer-Julia ist ja offenkundig eine Erfindung der Mittäter-Julia, um sich vor der öffentlichen Meinung zu schützen, und vor allem erfährt man nicht, warum und wie sie zur Komplizin wurde. Die Andeutungen von Erklärungen, warum die beiden zu ihren Taten fähig waren, finde ich unbefriedigend (– er ist ein gescheiterter Rennfahrer und sie zeigte schon vor ihrer Begegnung mit ihm selbstverletzendes Verhalten), ihre Liebe zu ihm blieb mir nicht nachvollziehbar und sie scheint auch kein Problem damit gehabt zu haben, an seinen Verbrechen mitzuwirken.
Ohne Distanz
Erzählt wird das ohne Distanz. Und auch wenn Dorn die Sexualmorde nicht im Detail beschreibt und so die LeserInnen auf – je nachdem – fremde Bilder oder ihre eigenen Phantasien zurückwirft – mir fehlt das Vermittelnde und das Romanhafte, also die Abmachung, es doch nur mit einer Fiktion zu tun zu bekommen, auch wenn man diese beim Lesen immer wieder für real hält. “Mädchenmörder” aber wirkt auf mich wie ein Tatsachenbericht, bei dem man das Erfundene nicht ausmachen kann oder soll. Und ich konnte nicht erkennen, warum ich mich dem aussetzen sollte. Ich wusste schon, dass es Menschen gibt, die andere foltern, um sich sexuell zu befriedigen, und welche, die dabei mithelfen. Manche schauen auch gern dabei zu. Ich nicht.
Von Werner Schuster
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Thea Dorn, geboren 1970 bei Frankfurt am Main, machte eine Ausbildung in klassischem Gesang. Anschließend wandte sie sich dem Studium der Philosophie und Theaterwissenschaft in Frankfurt, Wien und an der Freien Universität Berlin zu, wo sie eine Zeitlang Dozentin für Philosophie war. Schon mit 24 veröffentlichte sie ihren ersten Roman »Berliner Aufklärung«, für den sie den Raymond-Chandler-Preis erhielt. Es folgten »Ringkampf« und »Marleni«, ein Theaterstück über Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl, und ihr dritter, mit dem »Deutschen Krimipreis« ausgezeichneter Roman »Die Hirnkönigin«. Für die Reihe »Tatort« schrieb Thea Dorn ein Drehbuch, das 2002 von Radio Bremen verfilmt wurde. Ein weiteres Mal sorgte sie 2004 mit „Die Brut“, einem Roman, der die Höllenfahrt einer modernen Karrieremutter beschreibt, für Furore. Zuletzt erschien von ihr “Die neue F-Klasse. Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird”. Seit Oktober 2004 moderiert sie den Bücher-Talk-Sendung »Literatur im Foyer« im SWR und seit Januar 2008 den ARTE-Kulturtalk »Paris-Berlin. Die Debatte«. Thea Dorn lebt als freie Autorin in Berlin.
Über Thea Dorn bei Wikipedia.
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Klingt ein wenig nach Jack Unterweger auf der Flucht.