Aykol, Esmahan: Scheidung auf Türkisch
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Ein Fall für Kati Hirschel
Krimi
Aus dem Türkischen von Antje Bauer
Hardcover: Diogenes, 2008
Taschenbuch: Diogenes, 2010
(„Süpheli Bir Ölüm“, Merkez Kitaplar, 2007)
Inhalt:
Schon ihr Eintritt in die Industriellenfamilie stand unter einem schlechten Stern: Sani war den reichen Ankaraligils nicht gut genug, ihre Hochzeit mit Cem wurde nicht gefeiert. Wenige Jahre danach wird die schöne junge Umweltschützerin tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Warum musste sie sterben? Obwohl die Geschichte sie eigentlich überhaupt nichts angeht, mischt sich Kati Hirschel in die Ermittlungen ein – das Schicksal dieser Frau scheint ihr exemplarisch für so viele junge Türkinnen zu sein. (Pressetext)
Kurzkritik:
Eigentlich ist Sani gar nicht ermordert worden und eigentlich ist „Scheidung auf Türkisch“ gar kein „richtiger“ Krimi und eigentlich muss man amüsantes Plaudern mögen, damit man mit diesem Buch etwas anfangen kann.
Werner gibt (2,75 von 5 Eselsohren)
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Amüsant
Eigentlich ist Sani gar nicht ermordert worden und eigentlich ist „Scheidung auf Türkisch“ gar kein „richtiger“ Krimi und eigentlich muss man amüsantes Plaudern mögen, damit man mit diesem Buch etwas anfangen kann.
Wenn letzteres zutrifft, steht dem Vergnügen nichts mehr im Weg: Die aus Deutschland stammende Türkin Kati Hirschel betreibt eine Krimibuchhandlung in Istanbul und löst ihre Fälle aus Neugier. Dass sie ihre LeserInnen dabei persönlich anspricht, ist für mich ein bisschen zuviel des Netten (– es verleiht dem Roman eine etwas unbedarfte Note).
TürkInnen-Klischees
Besser gefällt mir, dass Esmahan Aykol versucht, mit TürkInnen-Klischees aufzuräumen (was für den deutschen Sprachraum gewiss eine hohe Relevanz haben dürfte), und generell um Verständnis bemüht ist, zum Beispiel um das für Homosexuelle – Kati Hirschel wohnt mit einem zusammen.
Ein bisschen zu sehr ausgereizt erscheint mir, dass ausnahmslos alle Personen nicht nur nicht das sind, was sie auf den ersten Blick scheinen, sondern meistens sogar das Gegenteil. Sobald ein „Böser“ auftaucht, darf man damit rechnen, dass er zumindest auch ein weiches Herz hat, wenn er nicht überhaupt eigentlich ein praktizierender Philanthrop ist.
Ein nahezu multipler Charakter
Dies gilt selbstverständlich auch für die weiblichen Figuren, alles voran Sani, die verstorbene Gattin des Industriellensohns Cem Ankaraligil, die einen nahezu multiplen Charakter hat(te), sodass Aykol über sie möglichst viele Bevölkerungsgruppen und -schichten der Türkei beschreiben kann.
Dass Sani im Prinzip bloß bei einem Sturz ums Leben kam, tut eigentlich nichts zur Sache. Oder, anders gesagt: Über so eine Lappalie muss man erst einmal ein ganzes Buch schreiben und dabei die LeserInnen bei der Stange halten können.
Von Werner Schuster
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Esmahan Aykol, geb. 1970 in Edirne/Türkei, während des Jurastudiums tätig als Journalistin für verschiedene türkische Zeitungen und Radiosender. Roman-Veröffentlichungen. Die Autorin lebt in Berlin und Istanbul.
Über Esmahan Aykol bei Wikipedia.
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