Savage, Sam: Firmin – Ein Rattenleben
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Roman
Aus dem Amerikanischen von Susanne Aeckerle, Marion Balkenhol und Hermann Gieselbusch mit Katrin Fieber
Hardcover: Ullstein, 2008
Taschenbuch: List, 2009
(„Firmin, Adventures of a Metropolitan Lowlife“, Coffee House Press, 2006)
Inhalt:
Firmin wächst im Keller einer Bostoner Buchhandlung auf und liest sich Buch für Buch durch die Weltliteratur. Er entdeckt, wie spannend das Leben der Menschen ist, und macht sich auf, ihre Freundschaft zu suchen. Sam Savage erzählt in diesem gefeierten Kultbuch die traurig-charmante Geschichte eines verkannten Außenseiters. (Pressetext)
Kurzkritik:
Gustave Flaubert soll einmal behauptet haben, „was mir schön erscheint und was ich machen möchte, ist ein Buch über nichts“, und in positivem Sinn ist Savages „Firmin“ so ein schönes Buch.
Natürlich ist das kein Buch über nichts, denn meiner Meinung nach handelt es vor allem davon, dass Firmins Talent von den Menschen tragischer Weise unentdeckt bleibt (wiewohl er von einem Schriftsteller als Haustier gehalten wird). Aber wenn man es dann verschlungen hat – und vielleicht angenehm enttäuscht ist ob des offenen Schlusses –, ist man unter Umständen erfüllt von etwas, das gleichsam schmerzt und glücklich macht. Von einer Art existenzieller Leere. Von nichts, irgendwie.
Werner gibt (4 von 5 Eselsohren)
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Bücher essen
Gustave Flaubert soll einmal behauptet haben, „was mir schön erscheint und was ich machen möchte, ist ein Buch über nichts“, und in positivem Sinn ist Savages „Firmin“ so ein schönes Buch.
Es ist auch so gestaltet: Entsprechend dem Hauptort der Handlung, einem Antiquariat (und Second-hand-Buchladen), hat der Verlag dem Buch ein altes Aussehen geben lassen. Das Papier hat einen Gelbstich und die Seiten sehen so aus, als wären sie mit einem Papiermesser aufgeschnitten worden.
Ein Nest aus (Buch-)Papierschnitzeln
Zu Beginn sucht eine Ratte – ja: eine Ratte – nach einem großartigen Einstiegssatz à la „Lolita, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden“ oder „Dies ist die traurigste Geschichte, die ich je gehört habe“, und findet keinen. Dann erzählt uns Firmin sein Leben. Wie seine Mutter Unterschlupf im Keller besagter Buchhandlung fand, wie sie für den erwarteten Nachwuchs ein Nest aus (Buch-)Papierschnitzeln machte, wie er, Firmin, der Schwächste des Wurfs war und begann, Bücher zu essen.
Später, als er sonderbarerweise des Lesens mächtig geworden war, tat ihm das leid. Und ganz anders als seine Geschwister blieb er in diesem Keller – und las, bald auch oben in der Buchhandlung, sich allerdings verborgen haltend. Zu Recht, denn als ihn der Buchhändler entdeckte, versuchte der, Firmin mit Rattengift zu töten.
Etwas, das gleichsam schmerzt und glücklich macht
Natürlich ist das kein Buch über nichts, denn meiner Meinung nach handelt es vor allem davon, dass Firmins Talent von den Menschen tragischer Weise unentdeckt bleibt (wiewohl er von einem Schriftsteller als Haustier gehalten wird). Aber wenn man es dann verschlungen hat – und vielleicht angenehm enttäuscht ist ob des offenen Schlusses –, ist man unter Umständen erfüllt von etwas, das gleichsam schmerzt und glücklich macht. Von einer Art existenzieller Leere. Von nichts, irgendwie.
Von Werner Schuster
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Sam Savage wurde in South Carolina geboren und lebt heute in Madison, Wisconsin. Er promovierte in Philosophie, unterrichtete auch kurzfristig, arbeitete als Tischler, Fischer, Drucker und reparierte Fahrräder. Dies ist sein erster Roman.
Über Sam Savage bei Ullstein.
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- von: Werner
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