Alafenisch, Salim: Die Feuerprobe
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Roman
Unionsverlag,
Hardcover 2007, Taschenbuch 2009
Inhalt:
Salim Alafenischs Stamm in der Negev-Wüste wird von einer Nachbarsippe des Mordes verdächtigt. Als alle Vermittlungsbemühungen scheitern, willigt der Vater, der Scheich des Stammes, in die radikalste Wahrheitsprobe ein, die das uralte Recht der Beduinen kennt: die Feuerprobe. Wenn sein ältester Sohn die Feuerprobe besteht, gilt der Stamm als unschuldig. Wenn er sie nicht besteht, müssen vier Männer zur Sühne sterben.
Nun beginnt ein Drama, das sich über viele Jahre hinzieht. Kriege ziehen ins Land, das alte Leben der Beduinen wird umgewälzt. Doch zuletzt finden sich alle wieder in der Hütte eines Feuerproberichters in Ägypten. Nach altem, magischen Ritual führt er mit einer rot glühenden Pfanne den Wahrheitsbeweis, das Gottesurteil, durch.
Das Geheimnis der Feuerprobe wird Salim Alafenisch nicht mehr loslassen. Er reist zurück zum Feuerproberichter und erforscht dieses Ritual, das bis zum heutigen Tag unter der Oberfläche der Moderne weiterlebt. (Pressetext)
Kurzkritik:
Mit diesem Buch berührt einen Salim Alafenisch unmittelbar: Man liest, als ob man quasi einem Geschichtenerzähler lauschen würde, dessen Geschichte sich vor kurzem oder in ferner Vergangenheit ereignet hat. Man nimmt sie wie ein lebensgroßes Geschenk entgegen, dessen Wert man nicht bemessen kann.
Werner gibt (4,75 von 5 Eselsohren)
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Ein lebensgroßes Geschenk
Mit diesem Buch berührt einen Salim Alafenisch unmittelbar: Man liest, als ob man quasi einem Geschichtenerzähler lauschen würde, dessen Geschichte sich vor kurzem oder in ferner Vergangenheit ereignet hat.
„Die Feuerprobe“ handelt von einer altertümlich anmutenden Form der Rechtsprechung: Wer eine glühend heiße Metallkanne mit der Zunge berührt hat und keine Brandblasen davonträgt, ist unschuldig.
Beduinenstamm
Doch Alafenisch berichtet nicht nur von einer konkreten Feuerprobe, er beschreibt das gegenwärtige Leben in einem Beduinenstamm im Vorderen Orient. Anfangs wohnen noch alle in Zelten, und der Scheich hört jeden Morgen die Radionachrichten aus Ägypten, Jordanien und Israel. – Aus den national oder religiös gefärbten Meldungen destilliert er das heraus, was für die BewohnerInnen der Negev-Wüste von unmittelbarem Interesse ist, wie etwa der Sechstagekrieg im Jahre 1966.
Als viel bedrohlicher entwickelt sich, dass im Nachbarstamm ein Mord begangen worden ist und dass unser Stamm dieses Mordes verdächtigt und schließlich angeklagt wird. Um sich vom Verdacht zu befreien, willigt der Scheich schließlich in besagte Feuerprobe ein.
Mit einem Meineid zieht man Gottes Strafe
auf sich und seine Kinder und Kindeskinder
Der Feuerprobenrichter unternahm einen neuen Versuch. Zu dem Großonkel gewandt sagte er: „Warum begnügst du dich nicht mit einem Eidschwur? Dir ist doch bekannt, dass die Folgen eines Meineids noch weitaus gravierender wären, als die einer Verurteilung bei der Feuerprobe. Mit einem Meineid zieht man Gottes Strafe auf sich und seine Kinder und Kindeskinder.“
Diese Geschichte hat sich wirklich zugetragen. Salim Alafenisch ist der Sohn des Scheichs, und 40 Jahre danach hat er es fertig gebracht, seine Erinnerungen weiterzugeben. Man nimmt sie wie ein lebensgroßes Geschenk entgegen, dessen Wert man nicht bemessen kann.
Von Werner Schuster
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Salim Alafenisch wurde 1948 in der Negev-Wüste als Sohn eines Beduinen-Scheichs geboren, war bis zum Alter von 14 Jahren Kamelhirte, wurde dann nach Nazareth aufs Gymnasium geschickt und studierte in London und Heidelberg Soziologie, Ethnologie und Psychologie. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Heidelberg.
Über Salim Alafenisch bei Wikipedia.
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