Enzensberger, Hans Magnus: Hammerstein oder der Eigensinn
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Eine deutsche Geschichte
Biografie
Hardcover: Suhrkamp, 2008
Inhalt:
Hans Magnus Enzensberger hat die Geschichte des Generals Kurt von Hammerstein aus allen erreichbaren Quellen recherchiert und entfaltet sie in einem Genre, das er beherrscht wie kein zweiter: in der literarischen Biographie. (Pressetext)
Kurzkritik:
Generell ist dieses Buch ungefähr das Gegenteil von Schwarz-Weiß-Malerei (– ich würde es als koloriertes Grauschattierungs-Gemälde beschreiben, auch wenn es laut Enzensberger eher analog zur Photographie als zur Malerei verfährt) und berichtet durchgehend über die Möglichkeit, dass man zu 0 bis 100 Prozent Nazi (oder auch Kommunist) gewesen sein konnte. Es führt aus, dass hohe Militärs Hitlers Einsetzung als Reichsminister verhindern wollten und dass nicht alle, die später Anschläge verüben wollten oder sollten, von Anfang an überzeugte Hitler-Gegner gewesen sein müssen.
Werner gibt (4,5 von 5 Eselsohren)
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Wie er dazu kommt
„Wie kommt Hans Magnus Enzensberger dazu, die Biographie eines deutschen Generals zu schreiben?“, fragt uns der Verlag, und Enzensberger selbst erklärt es in einem Postskriptum: „Weil sich an Hand der Geschichte der Familie Hammerstein auf kleinstem Raum alle entscheidenden Motive und Widersprüche des deutschen Ernstfalls wiederfinden und darstellen lassen.“
Mit Verlaub, Herr Enzensberger, Ihr Buch stellt noch viel mehr dar. Es thematisiert die zu allen Zeiten ungern wahrgenommene, schockierende Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeit, also das Nebeneinander von Terror und Normalität oder die unbesiegbare Zähigkeit des Alltags (– welche uns z.B. derzeit inmitten einer veritablen Wirtschaftskrise weitermachen lässt, als gäbe es diese nicht).
Die Lüge von den „Goldenen zwanziger Jahren“
Das Buch räumt auf mit der „Lüge von den ,Goldenen zwanziger Jahren‘“ und schildert die Schrecken der Weimarer Republik, es erinnert daran, dass die Deutschen in der Zwischenkriegszeit mit den Russen militärisch paktiert haben (– konkret haben die Deutschen im Austausch für militärisches Know-how auf russischem Boden geheime Truppenübungen abgehalten).
Das Gegenteil von Schwarz-Weiß-Malerei
Generell ist dieses Buch ungefähr das Gegenteil von Schwarz-Weiß-Malerei (– ich würde es als koloriertes Grauschattierungs-Gemälde beschreiben, auch wenn es laut Enzensberger eher analog zur Photographie als zur Malerei verfährt) und berichtet durchgehend über die Möglichkeit, dass man zu 0 bis 100 Prozent Nazi (oder auch Kommunist) gewesen sein konnte. Es führt aus, dass hohe Militärs Hitlers Einsetzung als Reichsminister verhindern wollten und dass nicht alle, die später Anschläge verüben wollten oder sollten, von Anfang an überzeugte Hitler-Gegner gewesen sein müssen.
Verweigerte Hitler die Gefolgschaft
Kurt von Hammerstein-Equord war es, verbarg seine Abneigung auch nicht und sah die sich anbahnende Katastrophe voraus. Der adelige Chef der deutschen Armee verweigerte Hitler (im Großen und Ganzen) die Gefolgschaft, gefährdete damit sich und seine Familie, von denen die meisten der sieben Kinder selbst im aktiven Widerstand tätig waren. Bei Hammerstein weiß man‘s nicht so genau.
Totengespräch
Und Enzensberger behauptet auch nichts, was er nicht weiß: „Das, was ich durch schriftliche und mündliche Quellen (denen er aber grundsätzlich nicht traut; Anm.) belegen konnte, wollte ich von meinen subjektiven Urteilen trennen, die hier in Gestalt von Glossen erscheinen. Ergänzend habe ich mich der ehrwürdigen literarischen Form des Totengesprächs bedient.“
Wärmste Empfehlung mit Warnhinweis: „Hammerstein“ kein Buch für Freunde einfacher Erklärungen. Doch spätestens seit H. L. Mencken sollten wir ohnedies wissen: „For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong“.
Von Werner Schuster
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Über Hans Magnus Enzensberger bei Wikipedia.
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