05/08/2009von 623 Views – 0 Kommentare

Eugenides, Jeffrey (Hg.): Der Spatz meiner Herrin ist tot

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Buchcover Der Spatz meiner Herrin ist tot von Jeffrey Eugenides
Erzählungen
Taschenbuch: Rowohlt, 2009
(„My Mistress‘s Sparrow is Dead“, 2008)
Inhalt:

Was uns vor allem an der Liebe berührt, ist ihre Vergänglichkeit. Vom Suchen und Finden, aber auch vom Verlieren der Liebe handeln diese Erzählungen. Ein Jahr lang hat Jeffrey Eugenides sie gelesen, die großen Liebesgeschichten der Weltliteratur. Seine persönlichen Lieblingsgeschichten sind hier versammelt. (Pressetext)

Kurzkritik:

Diese Sammlung von Geschichten zum Thema Liebe hat durchaus Unterhaltungswert und versammelt auch viele ganz große Namen der Literatur, – wir finden Tschechow, Faulkner, Joyce oder Musil. Auch scheut der Herausgeber nicht davor zurück, diese alten Herren neben einige ganz junge AutorInnen zu stellen. Diese Potpourri beeindruckt durch die stilistische Buntheit und ermöglicht interessante Vergleiche. Allerdings verharrt die Zusammenstellung auf einigen Ebenen in ganz klassischen Vorstellungen.

Karo gibt  ★★★½☆  (3,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Unerfüllte Begierden

Jeffrey Eugenides Auswahl großer Liebesgeschichten der Weltliteratur erweckt hohe Erwartungen, hinter denen der Sammelband leider weit zurückbleibt. Hat doch Eugenides mit seinen Büchern „Middlesex“ und „Virgin Suicides“ (auf Deutsch: „Die Selbstmord-Schwestern“, verfilmt von Sophia Coppola) eine Atmosphäre raffinierter Reflektiertheit geschaffen und mit diesen Bestsellern gezeigt, dass es möglich ist, leichtfüßig über gesellschaftliche Außenseiterinnen zu erzählen, ohne sich auf deren Kosten zu amüsieren.

Diese Sammlung von Geschichten zum Thema Liebe hat durchaus Unterhaltungswert und versammelt auch viele ganz große Namen der Literatur, – wir finden Tschechow, Faulkner, Joyce oder Musil. Auch scheut der Herausgeber nicht davor zurück, diese alten Herren neben einige ganz junge AutorInnen zu stellen. Diese Potpourri beeindruckt durch die stilistische Buntheit und ermöglicht interessante Vergleiche. Allerdings verharrt die Zusammenstellung auf einigen Ebenen in ganz klassischen Vorstellungen.

Abgegriffene Rollenmuster

Das Thema Liebe wird überwiegend in bekannten Motiven abgehandelt. Auch finden sich Frauen und Männer größtenteils in den abgegriffenen Rollenmustern wieder. Sie ist passiv und opferbereit (mit Schaudern denke ich an Musils Erzählung „Tonka“ zurück) wohingegen er begehrt und derjenige ist aus dessen Blickwinkel erzählt wird. Wobei letzteres nicht überrascht, da läppische vier der insgesamt 19 Stories von Frauen verfasst wurden – ein nicht-erklärbares Missverhältnis.

Nichts desto trotz kann das Buch als vielseitige (Urlaubs-)Lektüre empfohlen werden – Liebesfreud und Liebesleid faszinieren über Generationen hinweg. Einige der Geschichten sind wirklich lesenswert: in „Etwas, das nichts braucht“ von Miranda July findet sich schmachtendes Begehren wunderschön niedergeschrieben oder auch die Erzählung von Bernard Malamud über eine Heiratsvermittlung, die romantische Gänsehaut erzeugt, oder jene von Guy de Maupassant („Mouche, Erinnerungen eines Ruderers“), die ganz wunderbar amoralisch ist.

Karo Rumpfhuber

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Infos:

Die AutorInnen und ihre Werke:

  • Anton Tschechow: Die Damie mit dem Hündchen
  • William Faulkner: Eine Rose für Emily
  • James Joyce: Die Toten
  • Denis Johnson: Schmutzige Hochzeit
  • David Bezmozgis: Natascha
  • Deborah Eisenberg: Ein anderer, besserer Otto
  • William Trevor: Liebende ihrer Zeit
  • Guy de Maupassant: Mouche
  • Gilbert Sorrentino: Der Mond auf seiner Bahn
  • Vladimir Nabokov: Frühling in Fialta
  • Lorrie Moore: Eine andere Frau
  • Isaak Babel: Meine erste Liebe
  • Robert Musil: Tonka
  • Richard Ford: Feuerwerk
  • Miranda July: Etwas, das nichts braucht
  • Bernard Malamud: Das Zauberfaß
  • Raymond Carver: Wovon wir reden, wenn wir voin Liebe reden
  • Harold Brodkey: Unschuld
  • Alice Munro: Der Bär klettert über den Berg

Mehr über dieses Buch bei den Rowohlt-Bookmarks.

Über Jeffrey Eugenides bei Wikipedia.

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