Schenk, Sylvie: Parksünder
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Roman
Erschienen 2009 bei Picus
Inhalt:
Rémi ist ein junger, erfolgreicher Ministerialbeamter. Seine strenge politische Linie, sein ganzes Leben gerät ins Wanken, als er sich, mitten in einem Aufstand der Straße, mit einer schweren Grippe ins Bett legen muss und einen Anruf seiner Schwester Mireille erhält: Cornélie, seine Mutter, ist gestorben. Sylvie Schenk mit Leichtigkeit von dem Werdegang dieser »Parksünder«. Sie lässt die Abgründe hinter der Fassade eines aufstrebenden Karrieristen erahnen und führt ihre Protagonisten fast beiläufig zu der zentralen Frage nach dem Sinn des Lebens. (Pressetext)
Kurzkritik:
Ich habe „Parksünder“ mit staunender Begeisterung gelesen. Jedes Wort, jeder Satz passt in dieser Beschreibung eines Ministerialbeamten, der mit dem Tod seiner Mutter konfrontiert wird, von der er sich Zeit seines (erwachsenen) Lebens distanziert hat.
Aber warum nur hat Sylvie Schenk ihrem bis dahin umwerfenden Roman einen kunstfertigen Schluss verpassen müssen?
Werner gibt (3,75 von 5 Eselsohren)
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Hineingeschrien in die leisen Zwischentöne
Ich habe diesen Roman mit staunender Begeisterung gelesen. Jedes Wort, jeder Satz passt in dieser Beschreibung eines Ministerialbeamten, der mit dem Tod seiner Mutter konfrontiert wird, von der er sich Zeit seines (erwachsenen) Lebens distanziert hat.
Ausgerechnet er, dieser aalglatte Ränkeschmied und famose Benutzer der Karriereleiter, hatte eine lebenslustige, dem Anschein nach ausgeflippte Mutter, die mit seinem Vater aus der Stadt in ein Dorf gezogen war, auf ein erfüllteres Leben hoffend.
Der Mutter Selbstzweifel
Und dann diese Briefe. Wie peinlich! Die eigenen Mutter teilt sich persönlich mit, will ihre Kinder an ihren kleinen Freuden und an ihren Selbstzweifeln teilhaben lassen. Besser gar nicht lesen. Ab damit in einen Koffer. Für so was haben wir keine Zeit.
Im Dorf trifft der Ministerialbeamte seine Schwestern wieder. Die eine arbeitet wie er in einer Großstadt, die andere ist im Dorf geblieben, hat geheiratet und sich um die Mutter gekümmert. Dorthin folgen ihm Intrigen, die wohl zu seinem Job dazugehören wie der übermäßige Alkoholkonsum.
Folgerichtig, aber unpassend
Natürlich bahnen sich da dramatische Verwicklungen an, aber man kommt gar nicht auf die Idee, dass Schenks subtile, genaue Beschreibungen in ein Schema-F-Ende münden könnten. Doch ehe man sich‘s versieht, wechselt die Autorin die Perspektive, ohne dass man wüsste warum, und zum Schluss passiert das Folgerichtige, ohne dass es so recht dazu passen würde.
Schade. Ich hätte kein überraschendes Ende gebraucht, mir hätte das Innenleben des hohen Beamten genügt. Ich hätte lieber gelesen: Die Andeutung einer möglichen Veränderung seiner Selbstsicht, ein kleiner Zweifel an seiner Selbstsicherheit, eine zarte Annäherung an die verlorene Mutter und an die Schwestern, zu denen er ja auch keinen zwischenmenschlichen Kontakt hat.
Nicht zurückgeworfen
Da wäre für mich mitgeschwungen: Und, LeserIn, wie sieht es mit dir aus? Wie sehr unterscheidest du dich von diesem Mann? Und nicht diese plötzliche Kunstfertigkeit, das große Drama, das sich nach all diesen leisen Zwischentönen mit einem Mal anbahnt, uns entlässt aus der Welt dieses mächtigen Herrn, aber nicht zurückwirft auf unsere eigene.
Von Werner Schuster
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Über Sylvie Schenk bei Perlentaucher.
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