06/12/2009von 340 Views – 0 Kommentare

opa komm erzähl vom krieg

vater komm erzähl vom krieg
vater komm erzähl wiest eingrückt bist
vater komm erzähl wiest gschossen hast
vater komm erzähl wiest verwundt worden bist
vater komm erzähl wiest gfallen bist
vater komm erzähl vom krieg

Ernst Jandl

Dauernd laufen sie einem über den Weg (wenn sie noch gehen können): die Omas und Opas aus der Umgebung. Alle haben sie was erlebt, und manche erzählen auch gern davon. Es sei denn, sie haben jemanden zum Reden oder es hört ihnen jemand zu.

Und dann kommen welche und wollen einen Dokumentarfilm drehen über das Leben im Krieg. So lange das noch möglich ist. Denn es gibt heute nur mehr wenige Zeitzeugen der Jahre 1939 bis 1945.

Die Filmer heißen Isabella Feimer und Nikolaus Franz und haben sich für „Leben im Krieg“ auf einen kleinen Ort konzentriert, an dem man heutzutage maximal auf der Flughafen-Autobahn vorbeifährt.

Ein KZ in Mannswörth

Mannswörth. Auch Mannswörth hat seine Geschichte. Und was für eine: Das Dorf gehört zu Schwechat, wurde 1938 von der NS-Reichsregierung in das neue Groß-Wien eingegliedert. Wo bis dahin noch Äcker waren, wurde zur selben Zeit der Flughafen als Fliegerhorst der deutschen Luftwaffe gebaut. 1942 wurden Teile der Anlage den Heinkel-Werken übergeben, die hier Flugzeuge produzierten. (Heute befindet sich dort der Vienna International Airport.)

1943 bis 1945 befand sich in Schwechat ein Außenlager des KZs Mauthausen, in dem bis zu 2.600 Zwangsarbeiter der Rüstungsindustrie untergebracht waren.

In der Spätphase des zweiten Weltkriegs wurden die Schwechater Industriebetriebe oft bombardiert. Und dann wurde auch Mannwörth von den Russen befreit; Vergewaltigungen inklusive.

Das sind die Fakten, die man wahrscheinlich nicht einmal kennt, wenn man in Wien wohnt. Die man sich bei Bedarf schnell wo zusammensuchen kann. Und die man sich aus dem allgemeinen und aus dem persönlichen Fundus an Bildern und Geschichte(n) illustriert.

Details, Stimmungen und Stimmungsschwankungen

Wer Feimers und Franz‘ Film gesehen hat, sieht zu diesen Fakten ganz bestimmte Gesichter (und Bilder), hört ganz bestimmte Stimmen – und bekommt diese Fakten mit Leben angereichert. Wahrscheinlich kann man immer noch nicht nachvollziehen, wie es war, in Kriegszeiten zu leben (daheim oder an der Front), aber man kann es sich bis zu einem gewissen Grad vorstellen.

Dabei hilft interessanterweise, dass sich Feimer und Franz auf ein Dorf konzentriert haben. Das engt vielleicht das Spektrum ein, schärft andererseits jedoch den Blick und die Sinne – für Details, für Stimmungen und Stimmungsschwankungen.

Ganz bestimmte Menschen erzählen über eine ganz bestimmte Zeit, über die man vielleicht schon viel gehört, gelesen und gesehen hat. Aber nicht so. Feimer hat uns die Omas und Opas von nebenan näher gebracht, sodass man diese bei nächster Gelegenheit am liebsten ansprechen würde. – Wie geht‘s?

Und: Wie war das damals?

Von Werner Schuster


Infos

Infos zum Film

Seit Ende November ist „Leben im Krieg“ auch auf DVD erhältlich. (DVD wird per Post zugesandt, Kosten € 10 zzgl. Porto).

Bestellungen an info@volksblut.net oder unter der Telefonnummer 0676-91 36 178.

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