09/12/2009von 495 Views – 0 Kommentare

Xinran: Gerettete Worte

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Buchcover Gerettete Worte
Erinnerungen
Erschienen 2009 als Hardcover bei Droemer
Aus dem Englischen von Michaela Grabinger
Originalausgabe: „China Witness. Voices From A Silent Generation“, 2008
Inhalt:

China – wem kommt da nicht das Bild von Menschenmassen in den Sinn? Doch dieses Volk, weiß Xinran, ist der wahre Schatz des riesigen Landes. Zum ersten Mal kommt nun die ältere Generation zu Wort und die einfachen Leute auf der Straße. Ein Taxifahrer, ein Kräuterweib und sogar ein Bandit erzählen Xinran von den Umwälzungen, mit denen sie fertig werden mussten, von Verfolgung, Revolution und Verwestlichung. Geschichten, die China aus einem neuen Blickwinkel zeigen. (Pressetext)

Kurzkritik:

Dieses Buch über Chinas verlorene Generation ist fast schon zu viel des Guten.

Aber wo sonst erfährt man persönliche Ansichten über Dinge, von denen man bisher nicht einmal wusste? Wie etwa über die mitten in einer Wüste errichtete Stadt Shihezi, über eine „Hervorragende Nationale Akrobatin“ oder über chinesische Juden. Und wo anders hat man die Gelegenheit, TeilnehmerInnen am Langen Marsch tatsächlich zuhören zu können?

Werner gibt  ★★★¾☆  (3,75 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

China, ausführlich

Dieses Buch über Chinas verlorene Generation ist fast schon zu viel des Guten. Die nach England emigrierte Radiojournalistin Xinran hat sich bei der Generation der heute Siebzig- bis Fünfundachtzigjährigen nach deren Leben erkundigt.

Gerade in China ist das schwierig, denn „es fällt Chinesen nicht leicht, ihre wahren Ansichten und Gefühle offen und öffentlich auszusprechen“. Das hat mit der chinesischen Kultur und Politik (Stichwort „Sippenhaftung“) zu tun. Doch „die Vernichtung der Vergangenheit durch die Kulturrevolution sowie die anhaltende Zensur der Medien und die Einflussnahme auf Schulbücher haben dazu geführt, dass die jüngeren Chinesen den Bezug zum Kampf der früheren Generationen um die nationale Würde verlieren.“

Taxifahrer, Kräuterweiber und Banditen

Außerdem werden „die Einzelpersonen, die für das China des zwanzigsten Jahrhunderts gekämpft haben, wegen ihrer bedingungslosen Treue zu inzwischen veralteten revolutionären Idealen abgelehnt“.

Also hat Xinran den Plan gefasst, zwanzig Menschen, denen sie über die Jahre begegnet war, ausführlich zu interviewen, und ist 2006 mit einem Kamerateam durch China gereist, um dies auch zu tun.

Und jetzt haben wir das Ergebnis dieser Reise in die Vergangenheit auf über 600 Seiten vor uns. Es ist alles wahnsinnig interessant, aber so genau möchte man‘s als Nicht-Chinese vielleicht nicht immer wissen. EuropäerInnen, welche diese Berichte von Taxifahrern, Kräuterweibern, Regierungsbeamten, Banditen usw. alle durchgeschmökert haben, kennen sich danach mit Chinas Bevölkerung, Geschichte, Politik und Kultur unter Umständen besser aus als mit der ihrer Nachbarländer.

Herr und Frau Changzhen am Langen Marsch

Andererseits: Wo sonst erfährt man persönliche Ansichten über Dinge, von denen man bisher nicht einmal wusste? Wie etwa über die mitten in einer Wüste errichtete Stadt Shihezi, über eine „Hervorragende Nationale Akrobatin“ oder über chinesische Juden. Und wo anders hat man die Gelegenheit, TeilnehmerInnen am Langen Marsch tatsächlich zuhören zu können?

„Gerettete Worte“ ist auf jeden Fall nichts für Menschen, die sich rasch mal schlau machen wollen. Und es wäre auch schade, die Selbstdarstellungen all dieser Menschen mit ihrer beinahe verloren gegangenen Vergangenheit bloß zu überfliegen.

Von Werner Schuster

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Infos:

Xinran, 1958 in Beijing geboren, arbeitete jahrelang als Radiojournalistin. Ihre Sendung “Words on the Night Breeze” war in ganz China bekannt und berühmt. Auf der Grundlage dieser Sendung entstand ihr erstes Buch “Verborgene Stimmen. Chinesische Frauen erzählen ihr Schicksal.” Der Titel war international ein großer Erfolg. Es folgten die ebenfalls erfolgreichen Romane “Himmelsbegräbnis” und “Die namenlosen Töchter”. 2009 erschien “Gerettete Worte. Reise zu Chinas verlorener Generation”. Xinran verließ China 1997 und lebt seither mit ihrem Sohn und ihrem Mann in England.

Über Xinran bei Wikipedia.

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