Enzensberger/Johnson: fuer Zwecke der brutalen Verstaendigung
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Erschienen 2009 als Hardcover bei Suhrkamp
Inhalt:
1959, kurz nach Uwe Johnsons Übersiedelung in den Westen Berlins und der Veröffentlichung seines Debütromans „Mutmassungen über Jakob“, beginnen der Briefwechsel und die Freundschaft zwischen ihm und Hans Magnus Enzensberger. Über einen Zeitraum von acht Jahren verständigen sie sich über die literarische und politische Lage und diskutieren die Spielräume politischen Engagements. (Pressetext)
Kurzkritik:
Mein erster Briefwechsel, also der erste von mir gelesene, öffentlich gemachte Briefwechsel zweier Berühmtheiten. Ich bin da altmodisch und habe stets das Briefgeheimnis wahren wollen (– wiewohl mir bekannt ist, dass solche Leute bei ihren Briefen und Tagebüchern eine spätere Veröffentlichung schon immer ein bisschen mitdenken).
Doch Enzensberger und Johnson, das hat mich interessiert. Und es ist auch halbwegs spannend zu lesen, wie aus einem Arbeitsverhältnis eine Freundschaft wird, welche jedoch nach persönlichen Streitigkeiten endet.
Werner gibt (3,75 von 5 Eselsohren)
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Mein erster Briefwechsel
Mein erster Briefwechsel, also der erste von mir gelesene, öffentlich gemachte Briefwechsel zweier Berühmtheiten. Ich bin da altmodisch und habe stets das Briefgeheimnis wahren wollen (– wiewohl mir bekannt ist, dass solche Leute bei ihren Briefen und Tagebüchern eine spätere Veröffentlichung schon immer ein bisschen mitdenken).
Doch Enzensberger und Johnson, das hat mich interessiert. Und es ist auch halbwegs spannend zu lesen, wie aus einem Arbeitsverhältnis eine Freundschaft wird, welche jedoch nach persönlichen Streitigkeiten endet. (Die sind entstanden, könnte man mutmaßen, weil Johnson Enzensberges geschiedene Ehefrau in seinem Haus wohnen ließ, während er im Ausland weilte.)
Heidenarbeit 1
Aber rein vom Briefwechsel her habe ich über die beiden wenig Neues erfahren, was die Personen anbelangt. Fakten bietet dieses Buch zur Genüge an, doch das liegt an den etwa 100 Seiten starken „Stellenkommentaren“ mit den Hintergründen zu den Themen der Briefe.
Was für eine Heidenarbeit das sein muss, herauszufinden, was Enzensberger mit „wenn nicht in helsinki“ meint oder dass von 4. bis 8. August 1963 in Leningrad der Kongress „Probleme des zeitgenössischen Romans“ stattgefunden hat, zu dem Johnson nicht eingeladen war.
Heidenarbeit 2
Und auch als LeserIn muss man sich das erarbeiten: Brief lesen, nach hinten blättern, Kommentare lesen, eventuell den Brief nochmals lesen. Am besten arbeitet man mit zwei Lesezeichen. Vielleicht sollte man sich auch Notizen machen.
Dann wird sich ein Stück Zeitgeschichte auftun, Dezember 1959 bis September 1975, hauptsächlich BRD, zuerst gefiltert durch die Sichtweisen zweier Autoren, dann allgemein gemacht durch die Herausgeber.
Die Mühe lohnt sich – aber vielleicht nicht für alle.
Von Werner Schuster
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Über Hans Magnus Enzensberger und Uwe Johnson bei Wikipedia.
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