Zola, Émile: Das Geld
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Roman
Erschienen 2009 bei Insel (Taschenbuch)
Aus dem Französischen von Leopold Rosenzweig
Originalausgabe: „L’argent“, 1891
Inhalt:
Börsenspekulanten und ihre großen und kleinen Opfer – von ihren Schicksalen erzählt Emile Zola in Das Geld. Ein Roman über die Intrigen und Machenschaften in der Finanzwelt, der heute aktueller ist denn je. (Pressetext)
Kurzkritik:
Dieser Roman aus dem Jahre 1891 ist nicht nur lang, sondern auch langatmig geraten und erklärt den Börsenwahn nicht besser als ein Tageszeitungs-Infokasten.
Werner gibt (3 von 5 Eselsohren)
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Freie Angeklagte
Erzählt Zolas Roman tatsächlich „alles, was man über den Börsenwahn wissen muss“, wie es dereinst im „Tagesspiegel“ stand? – Ich wage das zu bezweifeln.
Zumal der Roman aus dem Jahre 1891 nicht nur lang, sondern auch langatmig geraten ist. Bis wir endlich in der Börse gelandet sind! Denn die erste Szene spielt in einem Café neben der Börse, wo zwar Geschäfte angebahnt und getätigt werden und über Kurse getratscht wird, wo es aber nicht wüst und hektisch, sondern kultiviert zugeht.
Der Pleitier speist à la Carte
So kultiviert, dass man dort auch als Pleitier noch à la Carte speist und das Fleisch dann zurückgehen lässt, weil man doch keinen Appetit hat.
Pleite, aber voller Hoffnung, ist die Hauptfigur Saccard zu Beginn. Bald wird er – mit Aktienkapital –ein Bankhaus eröffnen, das sich wohlwollende Artikel in der Presse kauft – und mit dem Kapital spekuliert. Erst als Saccard die eigenen Aktien kauft, um den Börsenkurs in die Höhe zu treiben, fällt das Kartenhaus – auch mit Hilfe der Konkurrenz – zusammen. Und reißt all die großen und kleinen Anleger in den Ruin.
Holzschnittartig
Das wird zwar lang und breit beschrieben, geht aber nicht besonders in die Tiefe, weder was die Finanzwelt noch was die Charaktere anbelangt. Die Figuren bleiben seltsam blass. Es ist offensichtlich, dass sie alle etwas versinnbildlichen sollen (die gute Seele, das kalte Finanzgenie, die naiven Kleinanleger, den antikapitalistischen Philosophen etc.), aber sie wirken ziemlich klischeehaft und holzschnittartig.
Und eigentlich erfährt man nicht mehr über den Börsenwahn, als man aus den Tageszeitungs-Infokästen zur akuten Weltwirtschaftskrise ohnedies in Erfahrung bringen konnte.
Auch, dass die Schuldigen nicht zur Verantwortung gezogen werden, ist uns leider bestens bekannt: Sie „waren einen Monat vor der Verhandlung unter Bürgschaft vorläufig freigelassen worden und somit als ,freie Angeklagte‘ vor Gericht erschienen. Infolgedessen durften sie appellieren und binnen vierundzwanzig Stunden Frankreich verlassen“.
Von Werner Schuster
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Émile Zola wurde am 2. April 1840 als Sohn eines italienischen Ingenieurs in Paris geboren und wuchs in Aix-en-Provence auf. Nachdem er das Abitur nicht bestanden hatte, war er zunächst als Hilfsarbeiter in einem Hafen tätig, gelangte schließlich aber zu einer Anstellung im Verlag Hachette. Ab 1865 konnte er als Journalist und Kunstkritiker Fuß fassen. Im Zuge der Affäre Alfred Dreyfus verfaßte er einen offenen Brief gegen dessen Verurteilung und mußte in der Folge für ein Jahr ins Exil nach England gehen. Zola gilt mit seinem Hauptwerk, dem zwanzigbändigen Romanzyklus Les Rougon-Macquart, als bedeutendster europäischer Autor des Naturalismus. Er starb am 29. September 1902.
Über Émile Zola bei Wikipedia.
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