Miegel, Meinhard: Exit
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Wohlstand ohne Wachstum
Sachbuch Wirtschaft, Politik
Erschienen 2010 bei Propyläen (Ullstein),
als Taschenbuch 2011 bei List
Inhalt:
Wachstum = Wohlstand. So lautet seit Jahrzehnten der oberste Glaubenssatz unserer Gesellschaft. Wer ihn in Frage stellt, gilt als weltfremd. Aber stimmt er wirklich noch? In seinem wegweisenden Buch zeigt Meinhard Miegel, dass heutiges Wachstum unseren Wohlstand nicht mehrt, sondern auf dramatische Weise verzehrt. Wollen wir ihn bewahren, müssen wir uns vom Wachstumswahn befreien – eher heute als morgen. (Pressetext)
Kurzkritik:
Ich frage mich schon lange, warum Wirtschaftsunternehmen anscheinend nur überleben können, wenn sie wachsen und wachsen und wachsen. Deshalb hat mich das Thema des Buches „Exit“ vom Sozialwissenschaftler Meinhard Miegel sehr interessiert.
Jedenfalls hat Miegel ein gründlich recherchiertes und verständlich geschriebenes Sachbuch vorgelegt mit der Kernaussage, es bleibt uns allen gar nichts anderes mehr übrig, als ohne (Wirtschafts-)Wachstum weiter zu tun.
Werner gibt (3,75 von 5 Eselsohren)
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Wachstum als Religion
Ich frage mich schon lange, warum Wirtschaftsunternehmen anscheinend nur überleben können, wenn sie wachsen und wachsen und wachsen. Deshalb hat mich das Thema des Buches „Exit“ vom Sozialwissenschaftler Meinhard Miegel sehr interessiert.
Jedenfalls hat Miegel ein gründlich recherchiertes und verständlich geschriebenes Sachbuch vorgelegt mit der Kernaussage, es bleibt uns allen gar nichts anderes mehr übrig, als ohne (Wirtschafts-)Wachstum weiter zu tun.
Unbegründetes Wachstum
Für Miegel ist die Wirtschaft nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion „endgültig aus dem historischen Schatten von Religion, Militär und schließlich Nation“ getreten. Anders gesagt: Wachstum ist eine Religion „und Bedarf keiner rationalen Begründungen mehr“.
Doch:
Hätte die Menschheit spätestens mit Beginn der Industrialisierung angefangen, ihre globalen Wirtschaftsaktivitäten nach den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung zu bilanzieren, wäre ihr zumindest zweierlei nicht entgangen: Zum einen, dass ihre Erträge, sprich Wohlstandsgewinne, von Anfang an viel geringer waren, als sie glaubte, und zum anderen, dass die Kosten ihres Wirtschaftens im Laufe der Zeit so dramatisch anstiegen, dass echte Erträge kaum noch zu erwirtschaften sind.
Zerbrechlich, unmündig, gedopt, hilflos und überfordert
Miegel listet auf, wie es mittlerweile um Luft, Wasser, Land, Nahrungsmittel, Rohstoffe und Energie bestellt ist, betrachtet unsere Gesellschaft als zerbrechlich, unmündig, gedopt, hilflos und überfordert und zieht schließlich eine Bilanz des Scheitern: Dies alles sind „vorhersehbare Folgen der in den frühindustrialisierten Ländern dominierenden Wirtschafts- und Lebensformen“.
Wie wir besser leben könnten
Das ist alles nicht neu, doch gut belegt. Und meiner Meinung nach hätte es Miegel dabei bewenden lassen können. Die knapp 100 Seiten „Wie wir besser leben könnten“ sind zu allgemein gehalten, als dass einzelne, Organisationen, Regierungen oder gar GroßunternehmerInnen konkret etwas damit anfangen könnten.
Wünschenswert und gut
„Nunmehr ist Wachstum nur dann wünschenswert und gut, wenn es ohne Beeinträchtigung von natürlichen Lebensgrundlagen sowie Mensch und Gesellschaft möglich ist” würden wohl alle unterschreiben oder in ihr Marketingkonzept einbauen.
Von Werner Schuster
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Meinhard Miegel, geboren 1939 in Wien. 1977 bis 2008 Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn (IWG). Seit 2007 Vorstandsvorsitzender des »Denkwerk Zukunft. Stiftung kulturelle Erneuerung« in Bonn. Beiratsmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Einrichtungen, ständiger Berater von Politik und Wirtschaft. Autor der Bestseller Die deformierte Gesellschaft (2002) und Epochenwende (2005). Wenn Sie Herrn Prof. Miegel als Redner buchen möchten, kontaktieren Sie bitte die Econ Referenten-Agentur.
Über Meinhard Miegel bei Wikipedia.
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