Maass, Peter: Öl. Das blutige Geschäft
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Erschienen 2010 bei Droemer
Aus dem Amerikanischen von Harald Stadler
Originalausgabe: „Crude World. The Violent Twilight of Oil“, 2009
Inhalt:
Peter Maass zeigt, wie der begehrte Rohstoff die Länder straft, die ihn besitzen, wie er jene korrumpiert, die mit ihm handeln, und die Welt verwüstet, die nach ihm dürstet. (Pressetext)
Kurzkritik:
In diesem Buch erfahren sie alles über Öl. Manches werden Sie in seiner Drastik vielleicht nicht gar nicht wissen wollen.
Werner gibt (4,25 von 5 Eselsohren)
Und hier können Sie das Buch bestellen:
– in einer Buchhandlung in Ihrer Nähe
– bei Amazon
– bei Libreka als E-Book.
Leider sehr aktuell
Derzeit steht die Küste der USA vor ihrer schlimmsten Katastrophe seit dem Untergang des Tankers Exxon Valdez vor mehr als 20 Jahren vor Alaska. In den Vereinigten Staaten wächst der politische Druck auf die Energiekonzerne. Das Weiße Haus will wegen der Deepwater-Horizon-Katastrophe einen Bohr-Stopp verhängen. Das Buch „Öl – das blutige Geschäft“ ist noch aktueller geworden.
Arm mit Öl
Peter Maass deckt darin die Spielregeln des blutigen Geschäfts mit dem Öl auf und schildert die verheerenden Folgen für die Länder, die es besitzen. Denn überraschenderweise sind die meisten ölreichen Länder überhaupt nicht reich. Ihr Öl beschert ihnen eher Probleme als Wohlstand:
- Umwelt- und Gesundheitsprobleme wie in Ecuador, wo sich Chevron der Verantwortung für eine ökologische Katastrophe entziehen will,
- rigorose Ausbeutung von Mensch und Natur wie in der Küstenregion Nigerias
- gnadenlose Korruption wie in Äquatorialguinea, wo eine Herrscherclique die Gewinne einstreicht.
Als sich Maass kurz vor dem 11. September 2001 mit der Ölthematik zu beschäftigen begann, fand er in den Listen von Amazon „weit mehr Titel über Salatdressings und Aromatherapie als über jene Flüssigkeit, welche die Weltwirtschaft in Gang, ja am Leben hält“.
Magnaten, Prinzen und Umweltschützer
Bei den Recherchen für sein Buch ist er speziell nach Saudi-Arabien, Russland, Kuwait, Irak, Nigeria, Venezuela, Ecuador, Aserbaidschan, Pakistan, Afganistan und Äquatorialguinea gereist (– China, Japan, Sudan, Kasachstan, Großbritannien und Norwegen hatte er zuvor schon besucht).
Getroffen hat er unter anderen „Ölmagnaten in Texas, Prinzen in Riad, Lobbyisten in Washington, Ölbohrarbeitern in Baku, selbsternannten Machthabern in Nigeria, Linken in Caracas, Milliardären in Moskau, Umweltschützern in Quito, Generälen in Bagdad, Maklern in Manhattan, Ölsuchern in Texas und Diplomaten in London“. Unterhalten hat er sich über „Geschichte, Geologie, Geographie, Chemie, Ingenieurswesen, Physik, Klimakunde, Ökologie, Buchhaltung, Recht, Korruption, Kultur, Psychologie, Anthropologie, Gier, Neid, Krankheit und Angst“.
Objektiv mit Meinung
Es ist ihm gelungen, all diese Themen in seinem Buch zu behandeln, ohne dass man den Eindruck hätte, er würde eine Liste abarbeiten. Er hat sich nicht verleiten lassen, (Vor-)Urteile unhinterfragt zu übernehmen, und sich um größtmögliche Objektivität bemüht.
Dennoch hält er mit seinen Ansichten nicht hinterm Berg, plädiert für den Ausbau der Technologien zur Förderung erneuerbarer Energien, für Transparenz in Hinblick auf die Verträge der Unternehmen und Regierungen hinsichtlich der Zahlungen und für die massive Durchsetzung der Antikorruptionsgesetze.
Genügend Lösungsansätze
Anders gesagt: Laut Maass verfügen wir über genügend Lösungsansätze; woran es mangelt, ist Entschlossenheit, sie auch zu realisieren. Er wird sich vielleicht darüber freuen, dass die Medien vor Kurzem über Nigeria, Shell und Ken Saro Wiwa berichtet haben. Aber wird es ihn auch befriedigen, in Sachen Deepwater-Horizon-Katastrophe samt Ölpest im Golf von Mexiko Recht zu behalten?
Von Werner Schuster
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Peter Maass war Europa und Asienkorrespondent der „Washington Post“ und schreibt heute für das „New York Times Magazine“. Bekannt wurde er mit dem Buch „Die Sache mit dem Krieg. Bosnien 1992 bis Dayton“. Für das vorliegende Buch hat er über vier Jahre in den wichtigsten Erdölförderländern recherchiert.
Ein Interview mit Maas im Droemer-Knaur-Magazin.
Mehr über Peter Maass bei Wikipedia (Englisch),
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das werde ich auf jeden fall lesen, denn die ganze Schwarzbuchreihe ist ziemlich interessant. Man braucht schon starke Nerven und bei ‘Katzen würde Mäuse kaufen’ einen noch stärkeren Magen …