Chabon, Michael: Schurken der Landstraße
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Erschienen 2010 bei KiWi
Aus dem amerikanischen Englisch von Andrea Fischer
Originalausgabe: „Gentlemen of the Road“, 2007
Inhalt:
Ein Abenteuerroman in klassischem Gewand und doch ein echter Chabon. Michael Chabon taucht in diesem Abenteuerroman klassischer Provenienz tief ein in die Kaukasusregion des 10. Jahrhunderts und schafft mit Zelikman und Amram zwei liebenswerte, lebenskluge Schurken, die dem Sohn des ermordeten Königs helfen sollen, den rechtmäßigen Nachfolger auf den Thron zu bringen. (Pressetext)
Kurzkritik:
Es ist bewunderungswürdig, mit welcher Wandlungsfähigkeit Chabon zu schreiben in der Lage ist. Ich hatte zuvor zwei Romane von ihm gelesen: „Die Vereinigung jiddischer Polizisten“, einen „schwarzen“ Krimi, und „Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay“, einen herrlich übermütigen Bildungsroman. „Schurken der Landstraße“ ist nun ein lebenspraller Abenteuerroman.
Obwohl immer klar als von Chabon erkennbar, unterscheiden sich diese Bücher auch stilistisch. Der Autor ruft nicht immer wieder eine einmal erfolgreiche Art zu schreiben ab, sondern passt diese den jeweiligen Genres an. Bei den „Schurken der Landstraße“, die uns in eine Zeit um 950 und in kaukasischen Berge versetzen, ist das ein historisierender 19.-Jahrhundert-Stil.
Werner gibt (4,25 von 5 Eselsohren)
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Juden mit Schwertern
Es ist bewunderungswürdig, mit welcher Wandlungsfähigkeit Chabon zu schreiben in der Lage ist. Ich hatte zuvor zwei Romane von ihm gelesen: „Die Vereinigung jiddischer Polizisten“, einen „schwarzen“ Krimi, und „Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay“, einen herrlich übermütigen Bildungsroman. „Schurken der Landstraße“ ist nun ein lebenspraller Abenteuerroman.
Obwohl immer klar als von Chabon erkennbar, unterscheiden sich diese Bücher auch stilistisch. Der Autor ruft nicht immer wieder eine einmal erfolgreiche Art zu schreiben ab, sondern passt diese den jeweiligen Genres an. Bei den „Schurken der Landstraße“, die uns in eine Zeit um 950 und in kaukasischen Berge versetzen, ist das ein historisierender 19.-Jahrhundert-Stil.
Ein wohl dosiertes Maß
Typisch Chabon ist auch bei den „Schurken“ seine Kunst der Beschreibung: Mit wenigen Andeutungen gelingt es ihm scheinbar mühelos, eine Szene vorstellbar und lebendig zu gestalten. Außerdem scheinen seine Figuren immer ein wenig über den Situationen zu stehen, in denen sie sich befinden, und kommentieren diese in ihren Dialogen mit einem wohl dosierten Maß an Wortwitz.
Die Schurken der Landstraße schlagen sich als Betrüger und Söldner durch und sind herzlicher (oder moralischer), als sie zu sein vorgeben: Zelikman und Amran unterstützen den Prinzen der Chasaren, den ihm zustehenden Thron zu besteigen, obwohl sie für diese lebensgefährliche Aufgabe nicht bezahlt werden.
Bar Kochba
Wie so oft (oder immer?) bei Chabon handelt es sich um Juden, und mit diesen beiden widerspricht Chabon dem Klischee, dass dieses Volk erst in der jüngeren Vergangenheit zu kämpfen gelernt (und sich erst mit dem Sechstagekrieg zu wehren begonnen) hat. (In einem Nachwort erinnert er an jüdische Soldaten von Austerlitz und Gettysburg, an die jüdischen Reiter bei Inkerman, Antietam oder an der Somme, an sich duellierende arabisierte Höflinge im muslimischen Granada, an jüdische Krieger der Antike wie Bar Kochba).
Wir selbst mitten drin
In diesem Nachwort erwähnt er auch, dass seine bisherigen Storys allesamt nicht vor 1972 gespielt und hauptsächlich von unbewaffneten Amerikanern erzählt hätten und dass er selbst nicht wirklich abenteuerlustig sei. Und dennoch vermag er uns Kämpfe und Schlachten zu schildern, als ob er dabei gewesen wäre, und auf eine Art, dass wir uns selbst mitten drin zu befinden glauben (Äxte schwingend oder aus einem hoffentlich sicheren Versteck beobachtend).
Womit wird er uns als nächstes beglücken? Mit einem Liebesroman aus dem 23. Jahrhundert oder mit einem jüdischen Heimatroman aus Feuerland?
Von Werner Schuster
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Eine Leseprobe als Livebook bei Kiepenheuer & Witsch.
Michael Chabon, geboren 1963 in Washington D.C., wuchs in Columbia, Maryland auf. Seine Arbeiten erschienen im New Yorker, Harper‘s, GQ, Esquire und Playboy und zahlreichen Anthologien.
Für seinen Roman „Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier & Clay“ erhielt er 2001 den Pulitzer Preis. Er lebt heute mit seiner Frau, der Schriftstellerin Ayelet Waldmann, und seinen vier Kindern in Berkeley, Kalifornien.
Mehr über Michael Chabon bei Wikipedia,
Mehr bei den Eselsohren
- von: Werner
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