Stevenson, Robert Louis: Der Strand von Falesá
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
- Hardcover
- Erschienen 2010 bei Jung&Jung
- Aus dem Englischen von Alexander Pechmann
- Originalausgabe: „The Beach of Falesá“, 1892
Inhalt:
Ein weißer Händler macht auf Samoa ein Geschäft auf und muss sich gegen einen Widersacher zur Wehr setzen, der die Naturreligion der Eingeborenen für sich ausnutzt.
Kurzkritik:
Man geht ja (als Erwachsener) unfair mit sog. Jugendbüchern um. Viele solcher Werke wurden ja ursprünglich nicht für die Jugend geschrieben, und vielleicht hat man es seinerzeit mit einer bearbeiteten und gekürzten Fassung zu tun gehabt und weiß gar nicht, was einem – bei der Originalfassung – entgeht. „Die Schatzinsel“ habe ich z. B. nie gelesen (– habe aber das „Johoho – und ‘ne Buddel voll Rum!“ von einer „Schatzinsel“-Schallplatte immer noch im Ohr) und mir – nach „Der Strand von Falesá“ – vorgenommen, das nachzuholen.
Darin beschreibt Stevenson den Kolonialismus, wie er wohl wirklich war. Darauf aufbauend, könnte man behaupten, dass die Klischees darüber alle stimmen, doch füllt Stevenson diese Klischees mit Leben, allerdings ohne jegliche romantische Färbung.
Werner gibt (4 von 5 Eselsohren)
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Natürlich nur Mischlinge
Man geht ja (als Erwachsener) unfair mit sog. Jugendbüchern um. Viele solcher Werke wurden ja ursprünglich nicht für die Jugend geschrieben, und vielleicht hat man es seinerzeit mit einer bearbeiteten und gekürzten Fassung zu tun gehabt und weiß gar nicht, was einem – bei der Originalfassung – entgeht. „Die Schatzinsel“ habe ich z. B. nie gelesen (– habe aber das „Johoho – und ‘ne Buddel voll Rum!“ von einer „Schatzinsel“-Schallplatte immer noch im Ohr) und mir – nach „Der Strand von Falesá“ – vorgenommen, das nachzuholen.
Darin beschreibt Stevenson den Kolonialismus, wie er wohl wirklich war. Darauf aufbauend, könnte man behaupten, dass die Klischees darüber alle stimmen, doch füllt Stevenson diese Klischees mit Leben, allerdings ohne jegliche romantische Färbung.
Kolonialisten und Kinder
Im „Der Strand von Falesá“ gibt es nun keine einzige positive Figur. Da die Eingeborenen aus Sicht des Kolonial-Händlers Wiltshire geschildert werden, erlebt man diese nur als kindlich sowie Rauschmitteln und dem Animismus anhängend.
Der Ich-Erzähler-Händler behandelt seine Frau Uma zwar gut, von seinen Kindern behauptet er allerdings: „Sie sind natürlich nur Mischlinge, das weiß ich so gut wie Sie, und niemand denkt schlechter von Mischlingen als ich, aber sie sind meine und so ziemlich alles, was ich habe.“
Falsche Gewichte
Wiltshire hat die erstbeste (hübsche) Einheimische geheiratet, die ihm bei seiner Ankunft auf Samoa aufgefallen ist (allerdings den zuerst ungültigen Ehevertrag in einen echten verwandeln lassen). Seine – und wohl eine allgemein gültige – Geschäftsidee: „Wir benutzen alle falsche Gewichte beim Wiegen, und die Eingeborenen wissen alle Bescheid und wässern ihr Kopra (zerkleinertes und getrocknetes Mark der Kokosnuss, Anm.) in entsprechendem Ausmaß, so dass letztendlich jeder seinen Schnitt macht.“
Wiltshire muss sich das Anrecht auf seine Kaufmannstätigkeit aber erst erkämpfen, und davon handelt dieses Roman: Ein fieser weiterer Händler namens Case macht die „kanakas“ (d.i. übrigens das polynesische Wort für Mann oder Mensch) glauben, sein Konkurrent sei verhext, weshalb sie ihn meiden. Über kurz oder lang kommt es zum Showdown im Hinterland – allerdings einem relativ erbärmlichen.
Erbärmlich
Und erbärmlich ist eigentlich alles, was uns Stevenson schildert. Die ganz normale menschliche Erbärmlichkeit am Beispiel eines polynesischen Dorfes, das erbärmlich missioniert und ausgebeutet wird.
Seiner Zeit war der Autor damit weit voraus. Gemäß dem Übersetzer Alexander Pechmann wünschte die Leserschaft Ende des 18. Jahrhunderts „vor allem erbauliche und spannende Lektüre“ und erwartete sich von Stevenson ein „romantisches Abenteuer vor exotischer Kulisse“. „Der Strand von Falesá“ erschien 1892 in einer verstümmelten Version. Jetzt erscheint der Roman auf Deutsch erstmals nach dem ungekürzten Originalmanuskript.
Und „Die Schatzinsel“ ist in mehreren Ausgaben für Erwachsene erhältlich –
Von Werner Schuster
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Robert Louis Stevenson, geboren 1850 in Edinburgh, schrieb unter anderem Reiseerzählungen, Abenteuerromane und Lyrik. Bekannt geworden sind vor allem der Jugendbuchklassiker „Die Schatzinsel“ sowie die Schauernovelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“. Stevenson starb im Alter von 44 Jahren auf der Südseeinsel Samoa.
Mehr über Robert Louis Stevenson bei Wikipedia.
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- von: Werner
- was: AutorInnen S – Rezensionen – Romane & Erzählungen
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