McEwan, Ian: Solar
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
- Hardcover & Hörbuch
- Erschienen 2010 bei Diogenes
- Aus dem Englischen von Werner Schmitz
- Originalausgabe: „Solar“, 2010
Inhalt:
Michael Beard ist Physiker und Frauenheld. Er hat den Nobelpreis erhalten, doch ist er alles andere als nobel: Im Beruf ruht er sich auf seinen Lorbeeren aus, privat hält es ihn auf Dauer bei keiner Frau. Bis die geniale Idee eines Rivalen für Zündstoff in seinem Leben sorgt. In Solar geht es nicht nur um Sonnen-, sondern auch um kriminelle Energie. (Pressetext)
Kurzkritik:
Während ich ihn las (genauer gesagt: bis Seite 270), hab ich meinen Mitmenschen von „Solar“ vorgeschwärmt. Wie einfach scheint es für McEwan, komplexe (männliche) Charaktere plastisch zu beschreiben. Mit welch leichter Hand holt er die Gegenwart (Umweltverschmutzung, Energieknappheit) in diesen Roman hinein, ohne dass dies aufgesetzt wirken würde.
Wohl nicht umsonst zitiert er eingangs John Updikes „Bessere Verhältnisse“. Ja, mit den Rabbit-Büchern lässt sich „Solar“ durchaus vergleichen. Bis auf den dritten Teil. Ich versteh’s nicht: Wie konnte Ian McEwan diesen Roman so billig enden lassen?
Werner gibt (3,5 von 5 Eselsohren)
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Der Nobelpreisträger ist nicht nobel
Ich versteh’s nicht: Wie konnte Ian McEwan diesen Roman so billig enden lassen?
Während ich ihn las (genauer gesagt: bis Seite 270), hab ich meinen Mitmenschen von „Solar“ vorgeschwärmt. Wie einfach scheint es für McEwan, komplexe (männliche) Charaktere plastisch zu beschreiben. Mit welch leichter Hand holt er die Gegenwart (Umweltverschmutzung, Energieknappheit) in diesen Roman hinein, ohne dass dies aufgesetzt wirken würde.
Updike lässt grüßen
Wohl nicht umsonst zitiert er eingangs John Updikes „Bessere Verhältnisse“. Ja, mit den Rabbit-Büchern lässt sich „Solar“ durchaus vergleichen. Bis auf den dritten Teil.
In den ersten beiden lernen wir Michael Beard kennen, diesen leicht widerlichen und trotzdem irgendwie sympathischen Windhund von einem Nobelpreisträger für Physik, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht und dann die Forschungsergebnisse eines Studenten klaut, der bei einem Unfall stirbt.
Der Liebhaber der fünften Ehefrau
Dieser Student ist auch noch der Liebhaber von Beards fünfter Ehefrau, der ersten, die ihn ebenfalls betrügt.
So weit, so plausibel und nachvollziehbar – und großartig.
Und es ist einerseits – noch dazu in einem Roman – völlig klar, dass die Vergangenheit unseren Nobelpreisträger irgendwann einholen wird. Aber muss sie dies so platt und vorhersehbar tun?
Die herkömmliche Art und Weise
Hätte McEwan eine Satire geschrieben, hätte ich damit kein Problem, doch „Solar“ liest sich wie ein fiktionales, ernst gemeintes Zeitdokument – bis auf den Schluss. Da befinden wir uns mit einem Mal in einem Unterhaltungsroman, in dem der Böse auf die herkömmliche Art bestraft wird.
Dass Beard sich dieser Strafe auf eine zwar logische, aber doch unbefriedigende Weise entzieht, macht für mich die Sache auch nicht besser.
Schade. Sehr schade.
Von Werner Schuster
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Ian McEwan, geboren 1948, lebt in London. Schon seine ersten Erzählungen wurden 1976 mit dem Somerset-Maugham-Award ausgezeichnet. 1998 erhielt er den Booker Preis für „Amsterdam“, im Jahr darauf den Shakespeare-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung für das Gesamtwerk. „Abbitte“ erhielt nicht nur amerikanische und britische Preise, sondern wurde außerdem 2004 in Santiago de Compostela als Bester Europäischer Roman ausgezeichnet. Ian McEwan ist Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences.
Mehr über Ian McEwan bei Wikipedia.
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Ich gebe diesem Roman alle 5 Sterne. Aber vielleicht bin ich auch etwas zu unkritisch. Aber mir hat es ungemein gefallen wie ich dieses Ekel von Hauptcharakter trotz allem irgendwie verstand. Mich, obwohl ich so ganz anders denke und bin als er, in Ihn hineinversetzen konnte.