Herbert, Kari: Polarfrauen
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
- Mutige Gefährtinnen großer Entdecker
- Hardcover
- Erschienen 2010 bei Malik
- Aus dem Englischen von Frank Auerbach, Theresia Übelhör und Linde Wiesner
- Originalausgabe: „Heart of the Hero”
Inhalt:
Mit ihrem Mut und Tatendrang standen die Gefährtinnen der großen Polarfahrer diesen in nichts nach. Und doch weiß man bis heute kaum etwas über sie. Kari Herbert, Tochter des britischen Polarforschers Sir Wally Herbert, hat jahrelang recherchiert und bisher ungesichtete Aufzeichnungen, Tagebücher und Briefe der Polarfrauen studiert. Mit ihren einfühlsamen Lebensbildern rückt sie 200 Jahre Polargeschichte in ein neues Licht. (Pressetext)
Kurzkritik:
Dieses Buch beschreibt die Macht der Männer und die Ohnmacht der Frauen, wenn es um „große Taten“, „Heldentum“, „Entdeckergeist“ geht, ohne wertend zu sein. Es beschreibt aber auch, wie diese Frauen ihr Schicksal erhobenen Hauptes und mit Würde trugen, jede auf ihre ganz spezielle, kreative Weise. Der englische Originaltitel „Heart of the Hero“ fasst die Kernaussage des Buches sehr kompakt zusammen.
Werner gibt (4 von 5 Eselsohren)
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Des Helden Herz …
Polarforscher sind Helden. Polarforscher sind berühmt. Polarforscher sind Männer. Ja, und Polarforscher haben auch Frauen. Die haben sie am liebsten, wenn sie zu Hause geduldig warten, etwaige Kinder aufziehen und sich ums Sponsoring kümmern, man kann ja schließlich nicht alles machen.
Kari Herbert hat ein Buch über diese Frauen geschrieben. Wir begleiten sechs Ehefrauen berühmter Forscher durch die wichtigsten Abschnitte ihres Lebens: Jo Peary, Eleanor und Jane Franklin, Emily Shackleton, Kathleen Scott und Marie Herbert, Kari Herberts Mutter und die Ehefrau vom Polarforscher Wally Herbert.
Nach und nach entsteht ein zusammenhängendes Bild
Das Buch ist thematisch in vier Teile gegliedert, die verschiedenen Abschnitten im Leben dieser Frauen entsprechen; parallel entwickeln sich deren Geschichten in kurzen, einander gegenübergestellten Kapiteln, und jedes Schicksal bekommt den Raum, sich auf seine ganz charakteristische Weise zu entfalten. So entsteht nach und nach ein zusammenhängendes Bild jeder dieser Frauen; ihre Charaktere treten so viel plastischer hervor, als hätte man bloß geschrieben: „Kathleen Scott war so und so …“
Verschroben, wild, emanzipiert, künstlerisch, eigenwillig …
Kathleen Scott war übrigens die Frau, die mich am meisten fasziniert hat: Verschroben, wild, emanzipiert, künstlerisch, eigenwillig und offenbar höchst attraktiv und umworben, geht sie mit dem Tod ihres Mannes in der Antarktis auf die ihr eigene Art und Weise um, zu einer Zeit, in der andere Ehefrauen sich sittlich und bescheiden im Hintergrund hielten, wie etwa Emily Shackleton, die sich ihr Leben mit dem charismatischen jungenhaften Ernest Shackleton wohl auch anders vorgestellt hatte. Shackleton war, wie die anderen Herren Forscher auch, fast nie daheim bei Frau und Kind, was auch die vielen rührend-sentimentalen Briefe nicht wiedergutmachen konnten.
Sie lebten fast ausschließlich durch und mit ihren Helden
Karis Herberts eigene Mutter hat diesem Schicksal des Wartens, Bangens, Hoffens und Einsam-Seins auf andere Art getrotzt: Sie begab sich auf ihre eigenen Reisen, machte sich auf die Suche nach Trost und Heilung – ihre jüngere Tochter hatte einen tödlichen Stromunfall – und fand eine neue Berufung, nämlich selbst Heilerin zu werden. Doch dass die anderen Frauen – aus anderen Zeiten stammend – die Selbstverwirklichung nicht als oberste Priorität sahen, sondern fast ausschließlich durch und mit ihren Helden lebten, tut ihrer bewundernswerten Stärke und Durchhaltungsfähigkeit keine Abbruch. Bedingungslose Treue und Aufopferung war nicht die Art Jane Franklins, wohl aber die Jo Pearys, die ihr erstes Kind in der Arktis zur Welt brachte und es nie verwunden hatte, dass ihr Mann sie bei der ersten Gelegenheit nach Hause schickte, obwohl sie sich in der eisigen Polarnacht aufs Beste bewährt und die Mannschaft sehr unterstützt hatte.
Heart of the Hero
Dieses Buch beschreibt die Macht der Männer und die Ohnmacht der Frauen, wenn es um „große Taten“, „Heldentum“, „Entdeckergeist“ geht, ohne wertend zu sein. Es beschreibt aber auch, wie diese Frauen ihr Schicksal erhobenen Hauptes und mit Würde trugen, jede auf ihre ganz spezielle, kreative Weise. Der englische Originaltitel „Heart of the Hero“ fasst die Kernaussage des Buches sehr kompakt zusammen.
Von Eva Schuster
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Kari Herbert, Jahrgang 1970, war zehn Monate alt, als ihr Vater Sir Wally Herbert sie und ihre Mutter zu seiner Forschungsarbeit im hohen Norden Grönlands mitnahm. Sie wuchs dort in einer Inuitgemeinde auf und arbeitet heute als Autorin, Journalistin, Fotografin und Verlegerin in London. 2004 erschien ihre gefeierte Autobiografie „The Explorer‘s Daughter“.
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