Buch, Hans Christoph: Haiti
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
- Nachruf auf einen gescheiterten Staat
- Taschenbuch
- Erschienen 2010 bei Wagenbach
Inhalt:
Das Erdbeben vom 12. Januar 2010 hat allein in Port- au- Prince mehr Menschen getötet als die Tsunami- Katastrophe in Südasien 2006, und es hat Haitis Hauptstadt buchstäblich am Boden zerstört. Aber auch die staatliche Infrastruktur liegt in Trümmern. Hans Christoph Buch geht der Frage nach, warum auf den heroischen Akt der Staatsgründung eine zweihundert Jahre dauernde Agonie folgte. (Pressetext)
Kurzkritik:
Dieses Buch kam mir schon beim Lesen ein bisschen wiederaufbereitet vor. Dieser Verdacht wurde mit der editorischen Notiz bestätigt, dass sich Teile von „Haiti“ auf die Dokumentensammlung „Die Scheidung von San Domingo“ vom selben Autor aus dem Jahre 1976 stützen. Kann man auch sagen, ein Großteil von „Haiti“ besteht aus dieser – mittlerweile vergriffenen – Sammlung?
Es muss gewiss viel Arbeit gewesen sein, all diese Dokumente vor über dreißig Jahren zusammenzutragen, aber rechtfertigt dies ihren Abdruck in einem Buch, das den Untertitel „Nachruf auf einen gescheiterten Staat“ trägt? Ich finde, dafür hätte sich Hans Christoph Buch die Zeit nehmen und seine 100-seitige Dokumentensammlung über die Jahre 1791 bis 1804 in eine konsumierbarere Form bringen können.
Es hätte ja nicht so kurz und bündig sein müssen wie die Darstellung von Haitis Geschichte nach 1804 auf nicht einmal 30 Seiten.
Werner gibt (2 von 5 Eselsohren)
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Wiederaufbereitet
Dieses Buch kam mir schon beim Lesen ein bisschen wiederaufbereitet vor. Dieser Verdacht wurde mit der editorischen Notiz bestätigt, dass sich Teile von „Haiti“ auf die Dokumentensammlung „Die Scheidung von San Domingo“ vom selben Autor aus dem Jahre 1976 stützen. Kann man auch sagen, ein Großteil von „Haiti“ besteht aus dieser – mittlerweile vergriffenen – Sammlung?
Das täte dem Werk an sich noch keinen Abbruch. Warum soll man, angesichts des verheerenden Erdbebens im heurigen Jahr, nicht grundlegender über den Inselstaat berichten, als es Zeitungen und Zeitschriften imstande sind?
„Die Scheidung von Haiti“
Aber genügt es, Vorspann, Einleitung sowie Rück- und Ausblick zu schreiben und dazwischen eine – im Verhältnis dazu überlange – Textcollage mit hauptsächlich Originaldokumenten und dem Titel „Die Scheidung von Haiti“ (!) zu schieben, mit der eher WissenschaftlerInnen etwas anfangen als Menschen, die etwas über die Geschichte Haitis wissen wollen?
100 Seiten für 13 Jahre, 30 Seiten für 200 Jahre
Es muss gewiss viel Arbeit gewesen sein, all diese Dokumente vor über dreißig Jahren zusammenzutragen, aber rechtfertigt dies ihren Abdruck in einem Buch, das den Untertitel „Nachruf auf einen gescheiterten Staat“ trägt? Ich finde, dafür hätte sich Hans Christoph Buch die Zeit nehmen und seine 100-seitige Dokumentensammlung über die Jahre 1791 bis 1804 in eine konsumierbarere Form bringen können.
Es hätte ja nicht so kurz und bündig sein müssen wie die Darstellung von Haitis Geschichte nach 1804 auf nicht einmal 30 Seiten.
Von Werner Schuster
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Hans Christoph Buch, 1944 in Wetzlar geborener Romanautor und Essayist, hat haitianische Vorfahren: Ende des 19. Jahrhunderts wanderte der Großvater nach Haiti aus, eröffnete dort eine Apotheke und heiratete eine Einheimische. Buch hat zahlreiche Reportagen und vier Romane über Haiti veröffentlicht. Zuletzt besuchte er seine zweite Heimat im April 2010.
Mehr über Hans Christoph Buch bei Wikipedia.
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