Horn, Mike: Nordpol bei Nacht
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
- Eine Expedition in Eis und Finsternis
- Broschiert
- Erschienen 2010 bei Malik
- Aus dem Französischen von Enrico Heinemann
- Originalausgabe: „Pôle Nord de nuit”
Inhalt:
1000 Kilometer vom russischen Kap Artichesky zum nördlichsten Punkt der Erde, bei Temperaturen bis zu minus 50 °C und mit 170 Kilogramm schweren Schlitten im Schlepptau. Ein atemberaubend spannender Bericht über unmenschliche Strapazen und das Glück, nach 55 Tagen zum ersten Mal wieder die Sonne zu sehen. (Pressetext)
Kurzkritik:
Diese Geschichte von Kälte, extremer körperlicher Anstrengung, Gefahr, Durchhaltevermögen und Abenteuerlust ist wunderbar zu lesen und vermittelt ein Bild des Unvorstellbaren. Damit will ich sagen, dass ich, in meinem warmen Bett liegend, mir doch ein bisschen vorstellen konnte, wie es sein musste, durch offenes Eiswasser zu schwimmen, das mit seinen 3 C° geradezu warm anmutete, aber wehe, man kroch wieder auf die instabilen Eisplatten zurück, bei Minus 40 C° war man sofort zu Eis erstarrt.
Es muss aberwitzig gewesen sein! Aber auch wunderschön: die Polarnacht, die Sterne, der Mond, die klare Luft, die Stille (wenn der Wind einmal nicht blies), die Einsamkeit – und die Rückkehr der Sonne (Farben! Licht! Blaue Dämmerung!) – die Sehnsucht von früher hatte mich während der Lektüre wieder gepackt. Die Fotos im Buch geben einen ungefähren Eindruck von einem Erlebnis, das sich schwer in Worte fassen lässt.
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Allein im Dunkeln im ewigen Eis schwimmen
Ich kann mich an eine Buchillustration erinnern, die ich mir als Kind immer wieder fasziniert angesehen habe: Eskimos in dicken Fellanzügen sitzen in polardunkler Nacht vor ihren Iglus und verspeisen Scheiben rohen Fischs, den sie mit scharfen Messern kurz vorm Mund abtrennen. Dahinter glitzert das Polarlicht, und ein freundlicher Eisbär wandert vorbei. Ich weiß nicht, was genau es war, aber ich bekam solche Sehnsucht, dort zu sein, dass es fast wehtat.
Das Buch „Nordpol bei Nacht“ von Mike Horn war also genau das Richtige für mich.
Horn beschreibt darin, wie er mit dem norwegischen Polarforscher und Abenteurer Børge Ousland im Winter in der tiefsten Polarnacht auf Skiern zum Nordpol wandert. Allein. Kein Foto-, kein Kamerateam, keine Journalisten, Ärzte, Freunde, Führer sind dabei. Jeder zieht zwei Schlitten (insgesamt je ca. 170 Kilo) hinter sich her, der Proviant ist genau berechnet für 62 Tage, und was unterwegs kaputt geht, geht kaputt. Mehr als zwei Stirnlampen haben sie an Beleuchtung nicht dabei, jedoch natürlich genug Batterien, die in der extremen Kälte nur einen Tag lang halten.
Lebensfeindliche Umstände
Ja, und von dieser Reise erzählt das Buch. Horn schildert schlicht und unsentimental die Geschichte eines gefährlichen Abenteuers unter lebensfeindlichen Umständen, die zwei Männer, die über 60 Tage lang einander auf einerseits engstem Raum und andererseits in großer Ausgesetztheit vertrauen lernen mussten, zu Freunden, ja Brüdern machte. Diese Geschichte von Kälte, extremer körperlicher Anstrengung, Gefahr, Durchhaltevermögen und Abenteuerlust ist wunderbar zu lesen und vermittelt ein Bild des Unvorstellbaren. Damit will ich sagen, dass ich, in meinem warmen Bett liegend, mir doch ein bisschen vorstellen konnte, wie es sein musste, durch offenes Eiswasser zu schwimmen, das mit seinen 3 C° geradezu warm anmutete, aber wehe, man kroch wieder auf die instabilen Eisplatten zurück, bei Minus 40 C° war man sofort zu Eis erstarrt.
Aberwitzig und wunderschön
Es muss aberwitzig gewesen sein! Aber auch wunderschön: die Polarnacht, die Sterne, der Mond, die klare Luft, die Stille (wenn der Wind einmal nicht blies), die Einsamkeit – und die Rückkehr der Sonne (Farben! Licht! Blaue Dämmerung!) – die Sehnsucht von früher hatte mich während der Lektüre wieder gepackt. Die Fotos im Buch geben einen ungefähren Eindruck von einem Erlebnis, das sich schwer in Worte fassen lässt.
Erschreckend
Erschreckend sind aber auch die Zeichen der globalen Erwärmung, die Horn und Ousland während ihrer Reise wahrnehmen. Die Jagdgründe der Polarbären haben sich so weit nach Norden verlagert wie noch nie – und sie sind hungrig, was auch die beiden Forscher zu spüren bekamen.
Extrem-Abenteuer zwischen zwei Buchdeckeln
Ich bin ein Winterkind. Ich liebe die Kälte, Eis und Schnee, und es macht mich traurig, dass der Winter in Wien immer unspektakulärer ausfällt. Es mag mir so ein faszinierendes Buch ein bisschen über dieses Defizit hinweghelfen, aber vor allem ist es eine interessante, ehrlich und spannend geschriebene Expeditionsgeschichte für alle, die ihre Portion Extrem-Abenteuer gern zwischen zwei Buchdeckeln wissen. Zum Hervorholen, wenn man einen Abend Zeit hat, Dran-Knabbern oder zum Runterschlingen, je nach Bedarf.
Von Eva Schuster
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Mike Horn, geboren 1966 in Johannesburg/Südafrika, ist als Entdecker und Abenteurer ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen. 2000 umrundete er die Erde entlang des Äquators, nachzulesen in »Breitengrad Null«, und wurde dafür mit dem Laureus World Sports Award ausgezeichnet. 2004 erlangte er durch sein Polarkreisabenteuer Weltruhm, festgehalten in dem Dokumentarfilm »Arktos« von Raphaël Blanc. Horn lebt mit seiner Familie in Les Moulins/Schweiz.
Mehr über Mike Horn bei Wikipedia und bei www.mikehorn.com.
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