18/02/2011von 627 Views – 0 Kommentare

Bose, Buddhadeva: Das Mädchen meines Herzens

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Cover Bose Mädchen

  • Hardcover
  • Erschienen 2010 bei Ullstein
  • Aus dem Bengalischen von Hanne-Ruth Thompson
  • Originalausgabe: „Moner Moto Meye“, 1951


Inhalt:

Ein bitterkalter Winterabend auf dem Bahnhof einer indischen Kleinstadt: Vier einander unbekannte Herren müssen die Nacht im Warteraum verbringen. Sie hängen ihren Gedanken nach als plötzlich die Tür aufgeht und ein verliebtes junges Paar zu sehen ist. Dieser kurze Augenblick verändert etwas: Erinnerungen an längst vergangene Tage kommen auf, und die vier beginnen ein Gespräch über das Glück. Sie vertreiben sich die langen Stunden mit Geschichten über ihre erste Liebe. (Pressetext)

Kurzkritik:

Im Warteraum haben sich „völlig verschiedene Menschen aus entgegengesetzten Ecken der Gesellschaft versammelt“, welche die Nacht über auf einen verspäteten Zug warten müssen. Nachdem ein junges, verliebtes Paar kurz hereingeschaut hat, finden vier Männer mit einem Mal etwas Gemeinsames: die Erinnerungen daran, als sie selbst verliebt gewesen sind. Man beschließt, sich das Warten mit Geschichten zu verkürzen.

Und sie erzählen sich so eigentümliche wie allgemein gültige Liebesgeschichten, in einer poetischen, aber nicht blumigen Sprache wiedergegeben von Buddhadeva Bose.

Werner gibt  ★★★★¼  (4,25 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Verderben Erinnerungen das Gemüt?

Eine bitterkalte Nacht im Dezember. Auf dem Bahnhof von Tunolda saßen vier Passagiere schweigend im Warteraum der ersten Klasse.

So führt Buddhadeva Bose in die Rahmenhandlung seines be- und verzaubernden Romans ein. Im Warteraum haben sich „völlig verschiedene Menschen aus entgegengesetzten Ecken der Gesellschaft versammelt“, welche die Nacht über auf einen verspäteten Zug warten müssen. Nachdem ein junges, verliebtes Paar kurz hereingeschaut hat, finden die Männer mit einem Mal etwas Gemeinsames: die Erinnerungen daran, als sie selbst verliebt gewesen sind. Man beschließt, sich das Warten mit Geschichten zu verkürzen.

Ob eigennützig oder nicht, lässt sich nicht sagen …

Dr Bauunternehmer erzählt die Geschichte eines Freundes. Dieser, ein Tischler, verliebt sich in die Tochter der besser situierten Nachbarn, welche einen Heiratsantrag allerdings zurückweisen. Der Tischler baut seine Betrieb zu einem großen Unternehmen aus. Als die Nachbarn ihr Geld verlieren, borgt er ihnen welches, ob eigennützig oder nicht, lässt sich nicht sagen. Doch die Tochter will weiterhin nichts von ihm wissen.

Der Beamte ist als junger Mann vor der Liebe eines Mädchens zu ihm erschrocken, dass er sich ihr seine Liebe nicht zu gestehen wagte.

Der Arzt wiederum lernte kurz nach seinem Studium eine Laienschauspielerin kennen, die einen seiner Freunde, einen Lebemann wie wahnsinnig begehrte. Er half ihr über ihre Enttäuschung hinweg und heiratete sie später selbst, nicht ohne sich zu fragen, ob er nicht nur „ein bequemer Ersatz“ sei.

Drei Freunde verlieben sich in dasselbe Mädchen …

Der Schriftsteller wiederum schildert, wie er sich gemeinsam mit seinen beiden Jugendfreunden in dasselbe Mädchen verliebt hatte, die sie gemeinsam pflegten, als sie schwer erkrankte, und deren Familie sie bei den Vorbereitungen zur Hochzeit mit einem anderen und beim Begräbnis des Mädchens wenige Jahre später halfen.

Während seiner Erzählung sind die anderen drei Männer eingeschlafen. Er geht an die frische Luft – und entdeckt das verliebte junge Paar, welches „hinter ein paar aufgestapelten Kisten ein einsames Plätzchen gefunden“ hatte. Bald werden die Wartenden vom endlich eintreffenden Zug geweckt.

Die vier Männer standen sich noch einmal gegenüber, aber es gab nichts mehr zu sagen. (…) Obwohl die vier Männer eine ganze Nacht in merkwürdiger Eintracht verbracht hatten, waren sie einander bei Tag im Bahnhofstrubel wieder fremd.

Bekannt bleiben sie jedoch den LeserInnen, nicht so sehr aufgrund ihrer Persönlichkeiten, sondern wegen ihrer so eigentümlichen wie allgemein gültigen Liebesgeschichten, in einer poetischen, aber nicht blumigen Sprache wiedergegeben von Buddhadeva Bose.

Erinnerungen gleich welcher Art …

Der lässt seine Protagonisten zu Beginn sagen: Erinnerungen würden bei der Arbeit stören, einem die Zeit rauben und das Gemüt verderben. Oder fragen: „Ist die Erinnerung an vergangenes Glück eine glückliche oder traurige?“ Und behaupten: Was aus der Verliebtheit wird, „ist nicht das Entscheidende. Was zählt, ist das Verliebtsein an sich. Und die Erinnerung vielleicht auch. Erinnerungen gleich welcher Art …“

Von Werner Schuster

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Infos:

Buddhadeva Bose (1908–1974) zählt zu den wichtigsten bengalischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er spielte eine zentrale Rolle in der Bewegung der Moderne und war ein renommierter Übersetzer, u.a. von Hölderlin, Rilke und Baudelaire.

Mehr über Buddhadeva Bose bei Wikipedia.

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