04/10/2011von 1.737 Views – 0 Kommentare

Altmann, Andreas: Das Scheißleben …

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Buchcover Altmann Scheißleben

  • … meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend
  • Gebunden
  • 256 Seiten
  • Erschienen 2011 bei Piper


Inhalt:

Eine Geschichte aus der beschaulichen deutschen Provinz voller Misshandlungen, Demütigungen, bigotten, tätlichen Pfarrern und verkappten Nazis. Andreas Altmann erzählt von seiner Kindheit und Jugend. Und wie am Ende aus einem Opfer ein freier Mensch wird. (Pressetext)

Kurzkritik:

Altmanns persönliche Leidensgeschichte hat etwas Mythisches – man wird sich unweigerlich an seine eigene Vergangenheit erinnern und vielleicht sogar angeregt, einen produktiv(er)en Umgang damit zu finden. Und wer sich schon am Wort „Scheiße“ stört, bei denen ist es vielleicht eh ganz gut, dass sie von der Lektüre abgehalten werden.

Werner gibt  ★★★★½  (4,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Holy shit

Eine Bekannte war entsetzt über einen Buchtitel, in dem drei Mal das Wort Scheiß vorkommt. „Muss man das so schreiben?”, hat sie gefragt und ich habe geantwortet, „der schon“.

„Der“ heißt Andreas Altmann und hat unser aller Kindheit und Jugend anscheinend exemplarisch erlebt. Stichwort: „Verbrechen“ und Strafe (wobei die Strafe das Verbrechen darstellt).

Anfangs dachte ich: warum muss man das wieder einnmal aufschreiben? – Andererseits konnte ich nur schwer mit dem Lesen aufhören. Allmählich konnte ich mir vorstellen, warum auch Altmann das aufschreiben musste.

Wehren Sie sich nicht

Seine persönliche Geschichte hat etwas Mythisches – ich fand so viel, das ich so ähnlich (allerdings in abgeschwächter Form) ebenfalls erlebt habe, und sei es „nur“ ein psychotisch-despotischer Chef.

Bei Altmann war es der Vater, der daheim ein (bayerisch-)katholisch-strenges, zusätzlich noch vom „1000jährigen“ Reich inspiriertes Regiment führte. Kinderarbeit, Prügel, alles da. Und da war da noch die Mutter, die weder ihre Kinder schützen noch sich selbst verteidigen konnte (und deren Verzweiflung so tief war, dass sie versuchte, ihren vierten Sohn Andreas nach der Geburt zu ersticken).

Erwarten Sie sich keinen Trost

Von den meisten AutorInnen würde man so ein Erinnerungsbuch wohl als zu intim ansehen, aber Altmann schafft es, ins Allgemeine zu weisen, obwohl er durchwegs persönlich bleibt.

In diesem Buch geht es jedenfalls nicht darum, sich (als LeserIn) zu trösten, weil es jemand anderem noch schlimmer ergangen ist. Viel eher wird man sich unweigerlich an seine Vergangenheit erinnern und vielleicht sogar einen produktiv(er)en Umgang damit (zu) finden (versuchen).

Erwarten Sie sich keine Tipps

Wie ihn Altmann gefunden hat. Was nicht bedeutet, dass er diese „bewältigt“ hat, sondern dass er mit ihr zu leben versucht. Oder dass man sich von ihm Tipps und Tricks erwarten dürfte.

Es sind seine Erinnerungen, es ist sein Leben, es sind seine „Methoden“. Aber sie gehen uns alle an.

Lesen Sie das besser nicht

Und um auf meine Bekannte zurückzukommen: dieses Buch ist gewiss „unangenehmer“ als so mancher gut erfundene Psychothriller. Wer sich schon am Wort „Scheiße“ stört, bei denen ist es vielleicht eh ganz gut, dass sie von der Lektüre abgehalten werden.

Von Werner Schuster

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Infos:

Andreas Altmann arbeitete u. a. als Privatchauffeur, Anlageberater, Buchclubvertreter, Parkwächter und Schauspieler, bevor er endlich das fand, was er wirklich machen wollte: die Welt bereisen und als Reporter darüber schreiben. Heute zählt er zu den bekanntesten deutschen Reiseautoren und wurde u.a. mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis und dem Seume-Literaturpreis ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihm „Triffst Du Buddha, töte ihn!“. Altmann lebt in Paris.

Mehr über Andreas Altmann bei Wikipedia und auf www.andreas-altmann.com

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