13/10/2011von 1.798 Views – 4 Kommentare

DBC Pierre: Das Buch Gabriel

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Buchcover DBC Pierre Buch Gabriel

  • Gebunden
  • 378 Seiten
  • Erschienen 2011 bei Eichborn
  • Aus dem Englischen von Kirsten Riesselmann
  • Originalausgabe: „Lights Out in Wonderland”, 2010


Inhalt:

In seinem neuen Roman DBC Pierre unsere Gegenwart als letztes großes Gelage. Gabriel Brockwell, als Idealist und Alltagsphilosoph dem Alkohol und den Drogen nicht abgeneigt, hat genug vom Leben. Er beschließt, sich umzubringen, doch halt: nicht sofort. Vorher will er es noch einmal richtig krachen lassen. (Pressetext)

Kurzkritik:

„Das Buch Gabriel“ liest sich ein bisschen „möchtegern-wild“ (ausgerechnet bei DBC Pierre, der ein tolles Abenteurer-Image hat) – und geschwätzig. Die (angekündigte) Dekadenz ist sooo dekandent auch wieder nicht (man serviert etwa „Tatze vom Großen Panda mit Wachtelbohnen und Baby-Wurzelgemüse“) und die angekündigte Abrechnung mit dem Kapitalismus findet einfach nicht statt.

Warum nur ist „Gabriel“ nicht so aufwühlend, stilistisch kühn und präzise gearbeitet wie „Jesus von Texas“?

Werner gibt  ★★★☆☆  (3 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Die dauert, die Dekadenz!

Auf dieses Buch hatte ich mich – eingedenk DBC Pierres „Jesus von Texas“ – gefreut. Und vom Anfang war ich noch sehr angetan: Ich-Erzähler Gabriel flüchtet aus einer englischen Entzugsklinik, nicht ohne sich über Psychologen und das System Klinik lustig zu machen.

Und auch wenn man den Klappentext nicht gelesen hat, weiß man bald, worum es in „Das Buch Gabriel“ geht: „Wenn wir abtreten, dann als Tiere. Als Kapitalisten!“

Es noch einmal richtig krachen lassen

Gabriel will sich umbringen (weil: „von den vielen Dingen, die ich hätte sein, tun und haben sollen, bin, tue und habe ich exakt null Komma nichts“), doch zuvor möchte er es noch einmal richtig krachen lassen. Sein Motto: Dekadenz.

Auf nach Tokio: Fugu essen!

Auf nach Tokio zu seinem besten Freund Smuts, der dort als Koch in einem – natürlich dekandenten – Restaurant arbeitet, das seinen Gästen giftigen Fugu serviert. Nachdem sie den besten Wein der Welt gekostet haben, lässt sich Smuts von Gabriel zu heftigem Drogenkonsum verführen und macht einen Fehler, der ihn ins Gefängnis bringt.

Langweilige Dekadenz

Gabriel fliegt nach Berlin, um dort für Smuts Chef ein Restaurant zu eröffnen, was seinen Freund befreien soll.

Aber da hatte ich schon eine längere Lesepause eingelegt. Weil mich all diese „Dekadenz“ auf Dauer langweilte.

Beinahe einen Monat später wurde ich ihr immer noch nicht froh. Auch wenn Gabriel irgendwie daran beteiligt ist, das ultimative Event in den Katakomben des Flughafens Tempelhof zu veranstalten.

Alles wird besser

Das wird dann auch total super-orgiastisch. Nur wird es von einer empörten Zeugin gestört, und dann stellen sich die bisher coolen und völlig abgehobenen Event-OrganisatorInnen als ziemlich normale Leute heraus, und aus irgendeinem Grund will sich Gabriel schlussendlich gar nicht mehr umbringen.

Möchtegern-wild

Das liest sich ein bisschen „möchtegern-wild“ (ausgerechnet bei DBC Pierre, der ein tolles Abenteurer-Image hat) – und geschwätzig. Die Dekadenz ist sooo dekandent auch wieder nicht (man serviert etwa „Tatze vom Großen Panda mit Wachtelbohnen und Baby-Wurzelgemüse“) und die angekündigte Abrechnung mit dem Kapitalismus findet einfach nicht statt.

Unnötig ausufernd

Beginnend in Tokio, verliert das Buch nach und nach sein Thema. Statt dessen schildert uns DBC Pierre unnötig ausufernd, was Gabriel wann wie macht. Anders gesagt: man könnte das Buch ruhig auf die Hälfte kürzen, ohne dass den LeserInnen etwas abgehen würde.

Zu allem Überfluss

Zu allem Überfluss gibt es am Schluss noch ein „werd endlich erwachsen“ und so etwas wie eine Bekehrung Gabriels. Wenigstens hat der am Schluss nicht auch noch seine wahre Liebe getroffen und den typisch romanhaften Multiple-Orgasmen-Fick hingelegt.

Ach herrje. Warum ist „Das Buch Gabriel“ nicht so aufwühlend, stilistisch kühn und präzise gearbeitet wie „Jesus von Texas“?

Von Werner Schuster

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Das meinen andere (Perlentaucher-Rezensionsnotizen).

DBC Pierre wurde als Peter Warren Finlay 1961 in Old Reynella, Australien geboren, wuchs in Mexiko auf und lebt heute in Irland. Seine abenteuerliche Lebensgeschichte – eine wahre Fabel um Betrug, Schulden und Scheitern – machte Schlagzeilen, als er 2003 aus dem Nichts kam und für seinen ersten Roman „Jesus von Texas“ den Booker Prize, den wichtigsten und am höchsten dotierten britischen Buchpreis gewann. 2007 folgte sein zweiter Roman „Bunny und Blair“. „Das Buch Gabriel“ ist der Abschluss einer losen Trilogie von Romanen, die unsere Gegenwart als Endzeit beschreiben.

Mehr über DBC Pierre bei Wikipedia.

4 Kommentare zu "DBC Pierre: Das Buch Gabriel"

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  1. Lara sagt:

    Da hat wohl jemand das Buch nicht fertig gelesen. Es gibt am Ende zwar keinen "Multiple-Orgasmen-Fick", aber eine glückliche Liebesgeschichte schon. Welche Stellen des Romans haben Sie wohl noch übersprugen? Peinlich…

    • Werner S. sagt:

      Ich habe “Wenigstens hat der am Schluss nicht auch noch seine wahre Liebe getroffen” geschrieben, als glücklich würde ich diese Liebesgeschichte nicht bezeichnen und übersprungen habe ich nichts.
      Vielleicht habe ich mich aber unklar ausgedrückt: Ich fand das positive Ende etwas hingekrampft. Und das mit wahre Liebe und MOF sollte eine Anspielung auf die Unterhaltungsromane sein, in denen so etwas immer vorkommt.
      Und – wie hat Ihnen das Buch gefallen?

      • Lara sagt:

        Mir ging es wie Erich, ich habe das Buch, vor allem den Berlin-Teil, verschlungen. Besonders der Sinn für Details und Alltagsbeobachtungen hat mir beim Lesen Spaß gemacht.

        Und: Ich finde die “Liebesgeschichte” kann man nur postiv/glücklich nennen. Immerhin entschwieden beide gemeinsam in einem Flugzeug.

  2. Erich sagt:

    Ja, gefällt Ihnen denn überhaupt nichts?
    Ich habe diesen Roman verschlungen!

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