Tönnesmann, Andreas: Monopoly
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
- Das Spiel, die Stadt und das Glück
- Gebunden
- 144 Seiten
- Erschienen 2011 bei Wagenbach
Inhalt:
Andreas Tönnesmann enthüllt das Geheimnis des erfolgreichsten Gesellschaftsspiels aller Zeiten: Idealstadtmodelle und moderne Utopien werden auf simple und massentaugliche Regeln reduziert. Wer Monopoly gewinnen will, muss seine gute Erziehung vergessen und den Instinkten freien Lauf lassen. (Pressetext)
Kurzkritik:
Es ist wirklich nur ein Spiel. Bis vor Kurzem habe ich geglaubt, mit „Monopoly“ könne man sein kaufmännisches Talent verbessern und so abgebrüht werden wie die Super-KapitalistInnen.
Doch „Monopoly“ hat – wie mir Andreas Tönnesmann erläutert hat – mit dem realen Wirtschaftsleben nur wenig zu tun. Dessen System ist vielmehr ein seltsamer Mix aus Privateigentum und Preiskontrolle, staatlicher Alimentierung („Wenn du über Los kommst, ziehe 200 Euro ein“) und freier Konkurrenz.
Doch Tönnesmann beschreibt in seinem Buch weniger, was „Monopoly“ nicht ist, sondern vielmehr, wie es entstanden ist, wie es zum erfolgreichsten Gesellschaftsspiel aller Zeiten geworden ist – und welchen kulturgeschichtlichen Hintergrund es hat.
Werner gibt (4,25 von 5 Eselsohren)
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In der geträumten Stadt
Es ist wirklich nur ein Spiel. Bis vor Kurzem habe ich geglaubt, mit „Monopoly“ könne man sein kaufmännisches Talent verbessern und so abgebrüht werden wie die Super-KapitalistInnen.
Doch „Monopoly“ hat – wie mir Andreas Tönnesmann erläutert hat – mit dem realen Wirtschaftsleben nur wenig zu tun. Dessen System ist vielmehr ein seltsamer Mix aus Privateigentum und Preiskontrolle, staatlicher Alimentierung („Wenn du über Los kommst, ziehe 200 Euro ein“) und freier Konkurrenz.
Doch Tönnesmann beschreibt in seinem Buch weniger, was „Monopoly“ nicht ist, sondern vielmehr, wie es entstanden ist, wie es zum erfolgreichsten Gesellschaftsspiel aller Zeiten geworden ist – und welchen kulturgeschichtlichen Hintergrund es hat.
Wie es entstanden ist
Als Erfinder gilt Charles Darrow, der allerdings 1930 „The Landlord’s Game“ von Elizabeth Magie Phillips … nun, sagen wir abgekupfert hat. Allerdings ging Darrow, so Tönnesmann, „in seiner Entwicklung der Idee deutlich über alle Vorgänger (…) hinaus“; anders gesagt: bei Darrow gibt es – anders als im „Landlord’s Game“ – nur einen Sieger und dieser ist „einziger Überlebender eines vorangegangenen Existenzkampfes von darwinistischer Härte“ (Tönnesmann).
Weltweit einsetzbar
Dass „Monopoly“ zum erfolgreichsten Gesellschaftsspiel werden konnte, liegt für Tönnesmann darin begründet, dass es ohne groß Veränderungen weltweit einsetzbar war (in sozialistische Länder kam es als Schmugglerware). Und tatsächlich gingen schon im Frühjahr nach der Patentierung in den USA wöchentlich 20.000 Exemplare über den Ladentisch. Heute wird „Monopoly“ in 45 länderspezifischen Ausgaben angeboten und wurde über 275 Millionen Mal verkauft.
Von Hippodamos bis Frank Lloyd Wright
Schließlich nimmt Tönnesmann die LeserInnen auch auf eine kunstgeschichtliche Reise mit, die beim antiken Athen beginnt – und bei „Monopoly“ endet. Er beschreibt uns Stadträume etwa von Thomas Morus, Albrecht Dürer, Jules Verne, Le Corbusier oder Frank Lloyd Wright.
Das Recht auf individuellen Grundbesitz
Selbst wenn – was wahrscheinlich ist – Darrow keine Ahnung von Morus gehabt hat, so findet sind „Monopoly“ und „Utopia“ doch Städte, die keinerlei expansive Entwicklung kennen, weder territorial noch monetär. Und wie in Wrights „Broadacre City“ darf auch bei „Monopoly“ „kein politisches Prinzip das Recht auf individuellen Grundbesitz sowie den ganz und gar autonomen Umgang damit in Frage stellen“.
In der geträumten Stadt
Also haben wir uns all die Jahre mit „Monopoly“ nicht in den Kapitalismus eingeübt, sondern versucht, als einzige/r in einer geträumten Stadt zu überleben? So oder so – es hat (den SiegerInnen) viel Spaß gemacht.
Von Werner Schuster
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Andreas Tönnesmann, geboren 1953 in Bonn, studierte Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften in Deutschland und Italien. 1980 Promotion an der Universität Bonn. Assistenz- und Forschungsjahre an der Bibliotheca Hertziana in Rom und der Technischen Universität München. Professuren in Bonn, Augsburg und Basel. Seit 2001 Professor für Kunst- und Architekturgeschichte an der ETH Zürich.
Mehr über Monopoly, Utopia und Broadacre City bei Wikipedia.
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- von: Werner
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