McCullers, Carson: Frankie
Kurzkritik – Ihre Meinung – Ausführliche Besprechung – Infos
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Inhalt:
„Frankie“ ist die Geschichte eines Reifeprozesses und einer großen Sehnsucht, der Sehnsucht, dabeizusein: beim Leben der Erwachsenen, hier bei der Hochzeit des Bruders, der von einer fremden Frau entführt wird. Frankies Ruf „Nehmt mich mit!“, der ungehört dem abreisenden Paar nachhallt, ist der verzweifelte Ruf, den jedes alleingelassene Kind kennt. (Pressetext)Kurzkritik:
In „Frankie“ schildert McCullers eine Pubertierende und nimmt uns mit in eine Parallelwelt, die unsere Sehnsüchte und Hoffnungen spiegelt.
Werner gibt (4,5 von 5 Eselsohren)
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Glück, und wie sehr man es braucht
Zu Beginn von „Frankie“ habe ich angenommen, ich würde einen Roman über eine Pubertierende lesen. Das ist er auch, jedoch nur vordergründig. Und obwohl vordergründig nicht viel geschieht, liest man das mit Freude, Ängstlichkeit und Erstaunen.
Frankie wird als 12jähriges, wildes Mädchen vorgestellt, dessen Vater, ein Uhrmacher oder Juwelier, wenig in Erscheinung tritt. Direkte Bezugspersonen sind die schwarze Haushälterin Berenice und ihr 6jähriger Freund John Henry.
„Nehmt mich mit!”
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Jetzt aber heiratet ihr Bruder, und Frankie hat beschlossen, mit diesem und seiner Frau wegzuziehen ins andauernde Glück. Niemand nimmt dies ernst außer ihr selbst, in einer Mischung aus Kinderwillen und Jugendlichen-Sehnsucht.
Natürlich wird nichts draus, und Frankie wird das, nach einem letzten Aufbäumen, wohl auch verwinden.
Küchengespräche
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Diese haben zwar stets Frankies Versuch, alles hinter sich zu lassen, zum Thema, doch McCullers liefert auch das Porträt einer 12jährigen nur am Rande.
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Eine Welt, in der sie glücklich wären
Und – auch wenn dies banal klingen mag – um diese Welt geht es in dieser Küche. Genauer gesagt: um Glücksvorstellungen und Identität. Wer bin ich, will Frankie wissen, und weder Berenice noch John Henry haben eine Antwort auf diese – nie direkt gestellte – Frage. Dafür wissen sie alle ziemlich genau, wie die Welt beschaffen sein müsste, in der sie glücklich wären.
Surrealistische Versuchsanordnung
Diese Situation hat etwas von einer Versuchsanordnung, wiewohl man meint, einen realistischen Roman zu lesen. Man hat auch nicht den Eindruck, dass die Autorin einen philosophischen Roman als Pubertätsgeschichte maskiert hat. Sondern man befindet sich in einer Parallelwelt, welche die unsrige – leicht surrealistisch erhöht – spiegelt.Du bist gemeint
Und während man nicht umhin kann, sich während der Lektüre mit sich selbst zu beschäftigen, nimmt man Anteil an diesen Romanfiguren und ihren Schicksalen und wünscht ihnen – und sich – nur das Beste auf den weiteren Lebenswegen.
Niemals aufhören
Die Glücksvorstellungen mögen sich vielleicht nicht einmal ansatzweise erfüllen, aber dennoch werden Frankie und Berenice (und man selbst) niemals aufhören, darauf zu hoffen, daran zu glauben, selbst wenn sie sie verleugnen oder verdrängen sollten.Und John Henry? Was mit dem geschieht, sollte man, glaube ich, noch viel weniger verraten als den Schluss dieses großartigen, wunderlich-wunderbaren Romans.
Von Werner Schuster
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Carson McCullers, geboren 1917 in Columbus (Georgia), gestorben 1967 in Nyack (New York), dort begraben. McCullers wollte eigentlich Pianistin werden. Mit 500 Dollar fuhr sie mit 17 alleine nach New York, um an der renommierten Juilliard-Musikschule zu studieren. Das Geld verschwand auf mysteriöse Weise, doch sie blieb in New York, arbeitete als Sekretärin, Kellnerin, Barpianistin und beschloss, Schriftstellerin zu werden. Der Erfolg ihres Erstlings, ›Das Herz ist ein einsamer Jäger‹, machte die 23-Jährige zum literarischen „Wunderkind“. Mit 23 erlitt sie den ersten von drei Schlaganfällen, ihr Leben wurde bestimmt durch die Krankheit, der sie ihr Werk abrang, und durch Einsamkeit, besonders nach dem Selbstmord ihres Mannes 1953.
Mehr über Carson McCullers bei Wikipedia.
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