Boyle, T. C.: Wenn das Schlachten vorbei ist
Kurzkritik – Ihre Meinung – Ausführliche Besprechung – Mehr Infos
Inhalt:
Zwei Fraktionen von Umweltschützern liefern sich einen erbitterten Kampf. Schauplatz sind die Channel Islands vor der Südküste von Kalifornien, wo die Umwelt vom Menschen empfindlich gestört wurde. Soll man das Gleichgewicht des Ökosystems mit viel Steuergeldern wiederherstellen – was zwangsläufig die Ausrottung mancher Tierarten bedeutet -, oder soll man um jeden Preis das Töten verhindern?
Kurzkritik:
Dass T. C. Boyle verdammt gut schreiben kann, wissen seine LeserInnen und er selbst. Schade, dass er seit längerem keine geeignete Form mehr für seine Kunst findet.
Denn es wäre möglich, dass Boyle nach dem ambitioniert konstruierten ersten Teil einfach die Ideen ausgegangen sind und er im zweiten auf „business as usual“ umgestellt hat: Menschen, die an den sehr widrigen Umständen und/oder an den gleichfalls getriebenen Gegnern scheitern. Lustvoll beschrieben. Das erwartet man sich ja auch von ihm. Das kann er gewissermaßen immer und überall. Aber er kann‘s auch besser als in „Wenn das Schlachten vorbei ist“.
– Werner gibt 3,5 von 5 Punkten.
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Dass T. C. Boyle verdammt gut schreiben kann, wissen seine LeserInnen und er selbst. Schade, dass er seit längerem keine geeignete Form mehr für seine Kunst findet.
„Wenn das Schlachten vorbei ist“ beginnt großartig: Mittels der von Boyle so meisterhaft beherrschten erlebten Rede nehme wir Anteil am Schiffbruch einer Frau, die sich bald als Großmutter der Protagonistin Alma herausstellen wird. Und man ist geneigt, nein, eigentlich hofft man, eine Zusammenführung von der Umweltthematik à la „Ein Freund der Erde“ und Boyles am meisten kunstvoll aufgebautem Buch, „World‘s End“, in Händen zu halten.
Großmutters Schiffbruch
„Boyles Erzählkonzept“, schrieb Sigrid Löffler über „World‘s End“ 1989 im profil „sind die gleichbleibenden Muster hinter den historischen Veränderungen, die Kontinuitäten innerhalb allen Wandels“ und irgendwie „riecht“ das erste Kapitel nach historischer Echowirkung, d.h. man erwartet, dass die Enkelin ähnlich wie ihre Großmutter Schiffbruch erleiden wird.
Ratten auf Anacapa
Alma ist Sprecherin des National Park Service der kalifornischen Kanalinseln. Dort sind vom Plankton bis zum Blauwal über 2.000 Pflanzen und Tiere beheimatet. Davon sind 145 Arten nur auf den Inseln zu finden und nirgendwo sonst auf der Erde. Nun wurden jedoch Ratten auf die Insel Anacapa eingeschleppt und diese bedrohen den Artenreichtum.
Ungleichgewicht
Mit behördlicher Erlaubnis lässt der National Park Service auf Anacapa Gift streuen, das die Ratten beseitigen soll. Das versucht Almas Kontrahent Dave mit allen Mitteln zu verhindern. Der ist mit einem Hightech-Geschäft reich und über die Jahre militanter Tierschützer geworden. Seiner Überzeugung nach soll und darf man in ein Ökosystem nicht eingreifen, selbst wenn es aus dem Gleichgewicht geraten ist. Alma ist sich jedoch sicher, dass man versuchen muss, ein früheres Gleichgewicht wieder herzustellen.
Auf der Höhe
Auf Seite 176 endet die erste Runde im Kampf von Dave und Alma. Und bis dahin liest sich „Wenn das Schlachten vorbei ist“ atemlos. Boyle wirkt wie auf der Höhe seiner Kunst und fesselt mit gekonnt beschriebener Action ebenso wie mit mit glaubwürdig gezeichneten Charakteren.
Großmutters Schafzucht
Wir wechseln den Schauplatz und uns der Insel Santa Cruz zu, auf der es ein Wildschwein-Problem gibt. Jetzt ist es die Großmutter von Daves Partnerin Anise, die es in ihrer Jugend dorthin verschlagen hat – als Schafzüchterin. Das wirkt schon etwas arg konstruiert, und dann wiederholen sich auch noch grundsätzlich die Ereignisse von ersten Teil des Buches.
Schweine auf Santa Cruz
Das heißt, es passiert viel, aber nichts wirklich Neues. Boyle spiegelt in seinem neuen Buch weniger die heutige Generation an der vorvorigen, sondern mehr den zweiten Teil am ersten. Das wird auf Dauer langweilig, da hilft auch sein großes Talent nichts.
Business as usual
Es wäre allerdings auch möglich, dass Boyle nach dem ambitioniert konstruierten ersten Teil einfach die Ideen ausgegangen sind und er im zweiten auf „business as usual“ umgestellt hat: Menschen, die an den sehr widrigen Umständen und/oder an den gleichfalls getriebenen Gegnern scheitern. Lustvoll beschrieben. Das erwartet man sich ja auch von ihm. Das kann er gewissermaßen immer und überall. Aber er kann‘s auch besser als in „Wenn das Schlachten vorbei ist“.
Von Werner Schuster
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T. C. Boyle, geb. 1948 in Peekskill, New York im Hudson Valley, war Lehrer an der dortigen High-School und publizierte während dieser Zeit seine ersten Kurzgeschichten. Heute lebt er in Kalifornien und unterrichtet an der University of Southern California in Los Angeles Creative Writing.
Mehr über T. C. Boyle und den Channel-Islands-Nationalpark bei Wikipedia.
Mehr bei den Eselsohren
- von: Werner
- was: AutorInnen B – Krieg im Leben – Rezensionen – Romane & Erzählungen – Verlage E–H
- wer/wie/wo: Boyle – eher/ziemlich gut – Hanser – N-Amerika (Autorin) – N-Amerika (Schauplatz)
- Rezensionen (alphabetisch): Romane von A–Z –
Druckversion
Das Gefühl habe ich nun nicht, dass dem Autor die Ideen ausgegangen sind. Und was die Rückblicke anbelangt, so hat er es auf interessante Weise gelöst: Ist der Roman im Präsens geschrieben, so wechselt er dann ins Präteritum. Ein insgesamt nachdenklich stimmender Roman vor dem Hintergrund, dass auf den kalifornischen Kanalinseln tatsächlich Tiere leben, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt.