Jetzt auch als Taschenbuch 6/12
Liebe LeserInnen,
im Jänner haben wir einen vernachlässigten Service aufgegriffen und wieder Hinweise auf besprochene Bücher gebracht, die nun auch als Taschenbuch erhältlich sind.
Hier finden Sie Taschenbücher, die im Juni herauskommen:
- W. Michael Blumenthal:
In achtzig Jahren um die Welt - Erinnerungen
- List
- Übersetzt von Klaus-Dieter Schmidt
Inhalt:
Der Direktor des weltberühmten Jüdischen Museums Berlin, W. Michael Blumenthal, legt seine Memoiren vor, ein Zeitzeugnis ersten Ranges. Geboren in der Weimarer Republik, aufgewachsen im Dritten Reich, floh er mit seiner Familie vor den Nazis ans andere Ende der Welt, nach Shanghai. Von dort emigrierte er in die USA und machte Karriere in Wirtschaft und Politik, unter anderem als Berater Präsident Kennedys und als Finanzminister unter Präsident Carter. 1997 folgte er dem Ruf seiner Heimatstadt und kehrte nach Berlin zurück. (Pressetext)
Kurzkritik:
Lebenserinnerungen selbst zu schreiben, ist ein schwieriges Unterfangen. Was von allgemeinem Interesse ist, könnte langweilig werden, und das Persönliche könnte leicht ins Intime abrutschen, das nur bedingt wissenswert wäre.
Bei W. Michael Blumenthal bestand diesbezüglich wohl keine Gefahr. Der wusste, was er tat: „Im folgenden erzähle ich Jahrzehnt für Jahrzehnt von den Höhen und tiefen des Jahrhunderts, wie ich sie in der Nähe bedeutender Entscheidungsträger erlebt habe. Es ist eine persönliche Geschichte der schicksalshaften Jahre aus der Perspektive eines Akteurs und Beobachters und keine objektive Geschichte des 20. Jahrhunderts, wie ein Historiker sie dargestellt hätte. Genauso wenig hanelt es sich um eine gewöhnliche Autobiographie, vielmehr ist es ein Hybrid, etwas, das, wie Eric Hobsbawm solche Bemühungen beschrieben hat, ,eine Zwielichtzone zwischen der Geschichte und der Erinnerung, zwischen der Vergangenheit als einem grob skizzierten Bericht … und der Vergangenheit als einem erinnerten Bestandteil oder Hintergrund des eigenen Lebens‘ ausmisst.“
Sein Buch ist auch für diejenigen ein Gewinn, die Blumenthals Überzeugungen nicht teilen. Und für die anderen, welche zu wenig über das 20. Jahrhundert wissen oder ihre Perspektiven und/oder Vorurteile überprüfen möchten.
Zur ausführlichen Besprechung: Eine persönliche Geschichte des 20. Jahrhunderts
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- Jean Forton:
Isabelle - Roman
- 304 Seiten
- List
- Aus dem Französischen von Grete Osterwald
- Originalausgabe: „La cendre aux yeux”, 1957
Inhalt:
Anders als Lolita ist das Mädchen Isabelle keine selbstbewusste Verführerin, sondern unschuldig und sehnt sich nach Zuwendung. Mit klarer, knapper Sprache zeigt Forton, wie Verführung zum Selbstzweck wird, zur Erhöhung des eigenen Ichs. (Pressetext)
Kurzkritik:
Als „trockenes, kaltes, distanziertes Porträt eines Dreckskerls“ beschriebt „Un livre un jour“ dieses Buch aus dem Jahr 1957 treffend. Und auch, wenn 16-Jährige heutzutage nicht mehr so naiv sind wie Isabelle, so ist ihre Verführung durch den 34-jährigen Ich-Erzähler doch unwiderstehlich widerlich.
Ein Monster in Gestalt eines Durchschnittsbürgers ist selten dermaßen eindringlich beschrieben worden wie von Jean Forton.
Zur ausführlichen Besprechung: Unwiderstehlich widerlich
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- Eshkol Nevo:
Wir haben noch das ganze Leben - Roman
- dtv
- Aus dem Hebräischen von Markus Lemke
- Originalausgabe: „Mashala echat yamina“, 2007
Inhalt:
WM-Finale 1998. Frankreich – Brasilien. Fiebrige Stimmung vor der Glotze zwischen Churchill, Juval, Amichai und Ofir. Die vier sind um die dreißig, Freunde seit Jugendtagen, sie gucken zusammen Fußball, quatschen, kiffen, sind füreinander da. Da verfällt einer auf eine kuriose Idee – drei Lebenswünsche auf einen Zettel zu schreiben, die Zettel zu verstecken und erst beim nächsten Finale die Wünsche preiszugeben … Wird das Glück auf ihrer Seite sein? (Pressetext)
Kurzkritik:
Eine kleinen Einwand habe ich gegen dieses an sich wunderbare Buch vorzubringen: Dass Nevo die Erinnerungen des Ich-Erzählers Juval als leicht unausgegorenen Bericht abhandelt. Das trifft zwar den Ton eines etwa 30-jährigen, der seinen ersten Roman schreibt, ist aber literarisch – wie meistens in solchen Fällen – unbefriedigend.
Auch bei großen SchriftstellerInnen schummeln sich in solche „Nicht-AutorInnen-Geschichten“ oft dramaturgische und stilistische Fahrlässigkeiten hinein, welche man sich ansonsten nicht durchgehen lassen oder überarbeitet hätte.
Ein in Summe jedoch schöner und gleichermaßen vergnüglicher wie trauriger Roman.
Zur ausführlichen Besprechung: Freunde sind immer füreinander da
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- von: red
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