Kurzkritik [1] – Was meinen Sie? [2] – Ausführliche Besprechung [3] – Infos [4]
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Inhalt:
Johns Leben könnte ganz leicht sein stünde ihm da nicht sein Leben im Weg. Immer wieder tauchen wie aus dem Nichts Probleme auf: Da wäre sein bester Freund, der ihm plötzlich Wichtiges verschweigt. Oder seine beste Freundin, die mit einem mehr als fragwürdigen Kerl zusammenkommt. Und natürlich Kris, die John eigentlich viel zu anstrengend findet, sich aber dennoch in sie verliebt. Auf einer Klassenfahrt nach Malta eskaliert die Situation: Kris ist in eine Intrige verwickelt, die John schaden soll. Nun gilt es zu verstehen: Wer ist Freund und wer ist Feind? Jede Episode in Real me ist wie ein Song. Doch wer ist eigentlich John? (Pressetext)
Kurzkritik:Karl hat das geschrieben, was er wollte: ein authentisches Buch. Auf mich wirkt es wie eine Mischung aus Tagebuch und Roman, oder: vom realen Leben abgeschrieben. Nun gibt dieses reale Leben zwar den Stoff, aber nicht die Form für Literatur ab. Und so hätten „Real Me“ dramaturgische Zuspitzungen und auch Kürzungen gut getan: Es fließt eher dahin und bringt oft auf vielen Seiten nichts Neues oder Überraschendes. Andererseits hebt es sich dadurch von den vielen nach Schema F geschriebenen Romanen ab.
Trial and Error
Vor Kurzem hat Alexander Karl bei den Eselsohren den steinigen Weg zur Veröffentlichung seines ersten Romans „Real Me“ beschrieben (Der lange Weg in die Buchhandlung [5]). Es ist ein Buch für junge Erwachsene, also bin ich Zielgruppe wohl nur, was meine Erinnerungen anbelangt.
Nun habe ich mich darin zum Teil schon wiedergefunden: in den rasch wechselnden Vorlieben in puncto Cliquen, Freunden und ersten Beziehungen. Allerdings habe ich die Zeit zwischen 15 und 19 dramatischer in Erinnerung.
Kris‘ guter Freund
In „Real Me“ geschieht bestimmt viel Aufregendes, allerdings gewissermaßen nebenbei. Vordergründig verbringen die Jugendlichen ihre Freizeit (– wenn sie nicht gerade in der Schule sitzen, an der sie aber auch nur interessiert, dass sie dort mit ihren Freunden zusammen sind): Kino, Kaffeehaus, Disco, Partys, eine Klassenfahrt.Lange war mir nicht klar, worauf Karl hinaus will, bis sich dann herausstellte, dass der Protagonist John in Kris verliebt ist und sie für sich gewinnen möchte, obwohl sie ihm anfangs zu oberflächlich vorkommt. Und obwohl sie vergeben ist. Also begleitet er sie durch die Jahre als guter Freund, bis … ja, das darf man nicht verraten.
Eine Welt ohne Eltern
Karl lässt das vor allem John selbst berichten, zwischendurch sorgen Einschübe – kurze Ich-Erzählungen seiner Freunde und Freundinnen – für einen Perspektivenwechsel. Eltern kommen so gut wie nicht vor, schon gar nicht als Menschen, gegen die man sich behaupten müsste. Die Jugendlichen leben in ihrer eigenen Welt und machen sich nahezu alles untereinander aus.Sie haben alle genug Geld für Alkohol und zum Teil Zigaretten – und alle Zeit der Welt, um Spaß zu haben, sexuelle Erfahrungen zu sammeln, sich zu streiten und oftmals wieder zu versöhnen. Sie sind nicht aktiv auf der „Suche nach dem wahren Ich“ (so der Untertitel des Buches), aber sie lernen durch Trial and Error, was sie wollen und was nicht.
Das reale Leben
Insofern hat Karl das geschrieben, was er wollte: ein authentisches Buch. Auf mich wirkt es wie eine Mischung aus Tagebuch und Roman, oder: vom realen Leben abgeschrieben. Nun gibt dieses reale Leben zwar den Stoff, aber nicht die Form für Literatur ab. Und so hätten „Real Me“ dramaturgische Zuspitzungen und auch Kürzungen gut getan: Es fließt eher dahin und bringt oft auf vielen Seiten nichts Neues oder Überraschendes. Andererseits hebt es sich dadurch von den vielen nach Schema F geschriebenen Romanen ab.Doch das sagt gewissermaßen ein Außenstehender. Mich würde sehr interessieren, was die eigentliche Zielgruppe zu „Real Me“ zu sagen hat.
Von Werner Schuster
Infos:
Mehr über Karl in dem „Real Me“-Blog [6].