Laufer, Anke: Die Irritation
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
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Inhalt:
Anke Laufers 21 Stories handeln von Liebe, Tod und dem Einbruch des Unergründlichen und Verstörenden in den Alltag. Die Geschichten entführen den Leser in ein englisches Seebad, in ein süddeutsches Dorf, in die Straßen von Madrid oder in eine fiktive südamerikanische Großstadt, berichten aus der scheinbar wohlvertrauten Gegenwart oder führen uns die gar nicht so weit entfernte, deshalb aber umso unheimlicher erscheinende Zukunft vor Augen. (Pressetext)
Kurzkritik:Auch wenn diese Erzählungen nicht angenehm zu lesen sind, so ist es doch lohnend. Sei es, um sich mit den eigenen Schattenseiten auseinanderzusetzen, sei es, um sich zu fragen, ob man nicht oft zu vorschnell ist bei der Beurteilung anderer. Denn was hätte geschehen müssen, damit die Vergangenheit jenen Mann in „Die Zuflucht des Vito Laquasto“ nicht einholt, der seine Familie bei einem Hauseinsturz verloren hat? Hätte man von seinem Schicksal gewusst, hätte man ihn vielleicht nicht in den Selbstmord getrieben.
Oder sei es, um sich gerne Übersehenes wie Ausbeutung und Gefährdung von Arbeitenden oder den sorglosen Umgang mit der Umwelt wieder einmal zu vergegenwärtigen („Kilphire Hoe“) – ohne mit der Nase drauf gestoßen zu werden.
Werner gibt (4,5 von 5 Eselsohren)
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Auf sehr dünnem Eis
„Lesen ist Abenteuer im Kopf“ lautete einmal ein Slogan, der die Lesekultur ankurbeln sollte. Wenn dieser Slogan auf ein Buch zutrifft, dann auf „Die Irritation“ von Anke Laufer.
Bei deren Erzählungen kann man sich nämlich nie sicher sein, wohin die Reise geht. Meistens findet man sich unweigerlich im Ungewissen, Unheimlichen wieder. Und bei einige Geschichten ist nicht einmal die Handlung klar: Ist der Bursche in „Am Klippenrand“ ein Kinderschänder oder hat man sich das nur eingebildet? War der Tod von Schallmeyer in „Schallmayers Klarsicht“ nun ein Unfall oder Mord? – Jedenfalls fängt Laufer hier die allgemeine Angst um den Arbeitsplatz ein, ohne plakativ zu werden.
Die unschuldige Mutter
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Die Zukunft wird nicht besser
Die Menschen bewegen sich bei Laufer auf sehr dünnem Eis. Und darunter wartet das Verdrängte und/oder das Unglück. Auch die Zukunft wird nicht besser: Es scheint weder eine gute Idee zu sein, Körper mit Transplantaten zu erneuern („Der Klomann”) noch das Altern abzuschaffen oder als Strafe einzusetzen („Die Chronistin von Chateauroux“).
Schattenseiten, Vorurteile
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Oder sei es, um sich gerne Übersehenes wie Ausbeutung und Gefährdung von Arbeitenden oder den sorglosen Umgang mit der Umwelt wieder einmal zu vergegenwärtigen („Kilphire Hoe“) – ohne mit der Nase drauf gestoßen zu werden.
Von Werner Schuster
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Seit 2006 veröffentlicht sie Prosatexte. Für ihre Kurzgeschichten und Erzählungen erhielt sie mehrere Stipendien und Auszeichnungen, darunter den Schwäbischen Literaturpreis 2007, den Deutschen Kurzkrimipreis 2009 und den Würth-Literaturpreis 2011. Im selben Jahr war sie Literaturstipendiatin der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá.
Die Autorin lebt mit ihrer Familie bei Tübingen.
Mehr über Anke Laufer bei www.ankelaufer.com.
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- von: Werner
- was: AutorInnen L – Rezensionen – Romane & Erzählungen – Utopien – Dystopien
- wer/wie/wo: Broschiert – Deutschland (AutorIn) – E-Book – Laufer – unbedingt lesen
- Rezensionen (alphabetisch): Romane von A–Z –
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Ich finde die Rezension zutreffend, möchte aber anmerken, daß Anke Laufers “Stories” nicht nur pessimistisch sind. Ich habe in den Geschichten immer wieder Hinweise auf neue Möglichkeiten der Figuren gefunden, wenn es auch vielleicht “Nischen” sind – der Bruder, mit dem die chaotische Kindheit geteilt wurde, kommt doch wieder zurück, ein junger Mann bringt ein Kind vom Spielplatz nach Hause, eine Analphabetin hat lesen gelernt, ein Baby “trotzdem” beweist, daß absurde Transplatationen weit vom “Leben”
entfernen. Viel Stoff zum Nachdenken, manchmal mit Zeitverzögerung, wenn Anke Laufers Figuren sich plötzlich in ein tagesaktuelles Problem einmischen ! Dann ist die Literatur im Leben angekommen.