Sullivan, J. J.: Pulphead
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Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos |
Inhalt:
Kann man ganz Amerika in ein Buch packen? Geschichte und Gegenwart? Popkultur und Frömmigkeit? Glänzende Oberfläche und enttäuschte Versprechen? Mit „Pulphead“ hat John Jeremiah Sullivan bewiesen, dass das möglich ist. Wie in einem Panoptikum entsteht aus Artikeln über Axl Rose, christliche Rockfestivals, Reality TV, die Tea-Party-Bewegung, vergessene Naturforscher und den heruntergekommenen Süden das Panorama eines Landes, das der Rest der Welt immer weniger versteht. (Pressetext)
Kurzkritik:
Eine Ausnahme! Normalerweise besprechen wir hier ja nur Bücher, die wir von vorne bis hinten durchgelesen haben. Aber was soll an diesem Buch – nach zwei genossenen Reportagen – noch besser oder schlechter werden?
Und – was soll ich sagen? – lest das! Lest das, wenn ihr Fans von David Foster Wallace, Hunter S. Thompson und/oder Tom Wolfe seid. Lest das, wenn ihr euch auf hohem Niveau gut unterhalten wollt.
Werner gibt (4,75 von 5 Eselsohren)
Und hier können Sie das Buch bestellen:
– in einer Buchhandlung in Ihrer Nähe
– bei Amazon & buch.de
– als E-Book bei Libreka
Lest das!
Eine Ausnahme! Normalerweise besprechen wir hier ja nur Bücher, die wir von vorne bis hinten durchgelesen haben. Aber was soll an diesem Buch – nach zwei genossenen Reportagen – noch besser oder schlechter werden?
In diesen beschreibt Sullivan zum Einen ein Festival christlicher Rockbands und zum Anderen die Vorbereitungen auf ein Interview mit „Guns N’ Roses“-Sänger Axel Rose (das natürlich nicht stattfindet).
New Journalism
Und – was soll ich sagen? – lest das! Lest das, wenn ihr Fans von David Foster Wallace, Hunter S. Thompson und/oder Tom Wolfe seid. Lest das, wenn ihr auf New Journalism steht (ein Reportagestil, der literarische Elemente in nichtfiktionalen Texten einsetzt). Lest das, wenn ihr euch auf hohem Niveau gut unterhalten wollt. Lest das und weint, wenn ihr deutschsprachige JournalistInnen seid und wisst, so etwas könnt ihr in eurer Heimat vielleicht schreiben, aber nicht veröffentlichen (wo denn auch?).
Seine Begabung
Sullivan verwischt die Grenzen zwischen Literatur und Journalismus, Erzählung und Reportage, Hochliteratur und Unterhaltung. Und er kann schreiben. Er könnte auch (klug-unterhaltsame) Romane und Erzählungen verfassen, doch er setzt seine Begabung eben für Reportagen ein.
Für die Nachwelt
Zum Beispiel berichtet er im Text über das christliche Rockfestival in einem Einschub über seine eigene christliche Phase. Dieser Einschub ist – wie die ganzen ersten beiden Reportagen – persönlich (aber nicht intim). Weiters bereichert er das Wissen von Menschen, die von N-Amerika nur das Klischee kennen. Gleichzeitig schildert er dieses N-Amerika für die Nachwelt: So war es dort im 20./21. Jahrhundert.
Notwendig
Und dieser Einschub ist nicht eitel, sondern notwendig: Er liefert den Hintergrund zu einem Satz, einer Aussage, einer Szene. (Es kann allerdings sein, dass er in der in einem Magazin abgedruckten Fassung gestrichen wurde; die Texte sind alle „in früheren Fassungen“ publiziert worden.)
Darüber hinaus liefert Sullivan ständig Sätze oder Beschreibungen ab, die einen umhauen – oder zumindest schmunzeln oder auflachen lassen (– die jetzt aber, aus dem Zusammenhang gerissen, wahrscheinlich nicht wirken würden).
Das ist Christenrock
Und er kann einen umfassenden Sachverhalt in wenigen Sätzen anschaulich machen (und seine Meinung abgeben, ohne diese als allgemeingültig hinzustellen):
Die Tatsache, dass ich von den ungefähr vierzig Bands, die ich beim Creation Festival mit ganzem oder halbem Ohr mitbekommen habe, nicht einen einzigen Takt interessante Musik gehört habe, sollte nicht als Hieb gegen die Bands gelesen werden. (…) Die Bands hier waren aber keine christlichen Bands, sondern Christenrock-Bands. (…) Jede erfolgreiche säkulare Schrottband hat ihren christlichen Ableger, was nur folgerichtig ist, denn kulturkritisch gesprochen fungiert eine Christenrockband nicht als Alternative zur säkularen Band oder als eine Verbesserung derselben, sondern als ihr christliches Double. (…) Diese Musik braucht etwas, von dem bereits erwiesen ist, dass es gut ankommt, und das wird dann in den Dienst der Lobpreisung des Herrn Jesus Christus gestellt. Das ist Christenrock. Eine christliche Band dagegen ist einfach nur eine Band, die aus mehr als einem Christen besteht. U2 (…) sind das Musterbeispiel.
Augenblicklich
Als ich in dieses Buch reingelesen habe, habe ich augenblicklich gewusst, dass ich die anderen, die ich gerade „in Arbeit“ habe, liegen lasse, um mir „Pulphead“ reinzuziehen (– und diese anderen Bücher gefallen mir sehr). Und auch wenn ich darüber jetzt schon geschrieben habe, werde ich „Pulphead“ in den nächsten Tagen weiter lesen. Ich freue mich auf die übrigen 14 Reportagen, kann es gar nicht erwarten.
Von Werner Schuster
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John Jeremiah Sullivan, geboren 1974 in Louisville/Kentucky, arbeitet als Reporter für das The New York Times Magazine, GQ, Harper’s Magazine, die Paris Review und andere amerikanische Zeitschriften. Er lebt in North Carolina.
Mehr über John Jeremiah Sullivan bei Wikipedia (Englisch).
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Nach weiteren vier Geschichten: Es wird noch besser.
Der Beinahe-Tod von Sullivans Bruder, sein „Dienst“ bei einem betagten Literaten, seine Katrina-Beobachtungen und sein Bericht über einen Ausflug nach Disneyland – stets verpackt er, auch historische, Hintergründe über die USA, die „Ausländern“ in der Regel nicht geläufig sind.
Und in „Hey, Mickey! – einem mit Hintergrund-Wissen über Disneyland angereicherten, an sich persönlichen Bericht – gibt er auch einen Rat für Paare: „Versuchen Sie nicht, einander zu ändern. Analysieren und überlisten Sie einander.