Toilette oder Wissenschaft? (Medienschau 13. 10.)
Rezensionen, Storys und Interviews in den Zeitungen von heute
– Die deutsche Literatur bekommt Nachwuchs
– Alle reden vom Content, statt vom Inhalt
– E-Book-Piraterie
– Kulinarischer Analphabetismus
– Knechte der Unterhaltungsindustrie
– Der „russische Camus“
– Goethe war auch Finanzminister
u.v.m. aus Zeit, Welt, taz, Süddeutsche, FAZ, Standard, Presse, Wiener Zeitung und NZZ
© Die Zeit
Kinder zum Kotzen
Wovor sich Eltern schon immer gefürchtet haben: Clemens J. Setz‘ unheimliches Meisterwerk „Indigo“ ist wie ein Schlag in die Magengrube.
Die Achtziger sind da
Die deutsche Literatur bekommt Nachwuchs. Scharfsichtig, humorvoll, manchmal melancholisch erzählen die Neuankömmlinge davon, wie es ist, wenn man heute jung ist.
Die Content-Mafiosi
Ein Unwort macht Karriere: Auch auf der Frankfurter Buchmesse reden alle nur vom Content, statt vom Inhalt. David Hugendick hat einen Schadensbericht geschrieben.
© Die Welt
Die Buchmesse als sadomasochistisches Spiel
Vollgestopft mit zersplitterten Eindrücken: Wer über die Frankfurter Buchmesse flaniert, erlebt viel vom Immergleichen und sucht gerade deshalb nach Bedeutsamem. Womöglich vergeblich.
Sie hatte so Heimweh nach dem Kurfürstendamm
Mascha Kaléko war die große Dichterin der neuen Sachlichkeit. Als Jüdin musste sie in der Nazi-Zeit emigrieren. An ihre Erfolge um 1930 konnte sie auch nach dem Krieg nie wieder richtig anschließen.
© TAZ
Von wegen goldene Kreditkarte
Wer ist schuld an der Krise? Für den Ökonomen Hans-Werner Sinn sind die Feindbilder klar. Das ist auch in seinem neuen Buch, „Die Target-Falle“, so.
Was machen Sie eigentlich hier?
Video. – Toilette oder Wissenschaft? Ein Gerücht macht die Runde. Halle 4.2. soll am Wochenende geschlossen werden. Eine exklusive Vor-Ort-Recherche.
© Süddeutsche
„Ab und zu denke ich zu wenig nach“
Video. – Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hört nach eigenen Worten häufiger auf sein Herz als auf seinen Kopf. Das sagte der Ex-Profi bei der Vorstellung seiner Biografie auf der Frankfurter Buchmesse.
© FAZ
Die bösen Jungs kriegt man nicht
E-Book-Piraterie. – Sechzig Prozent aller E-Books werden illegal aus dem Internet heruntergeladen. Die Branche versucht, die Piraterie zumindest einzudämmen, bekommt aber nicht einmal genug Unterstützung für weiche Maßnahmen.
Blaucrowd bleibt Blowkraut
Crowdfunding bietet Interessierten die Möglichkeit, Kunst im Entstehungsprozess zu finanzieren. Ein Modell für den Buchmarkt?
Auf Discounter-Kurs
Kochbuchkolumne „Esspapier“. – Immer mehr Bücher und Zeitschriften begeben sich auf der Suche nach Kunden in die Niederungen des kulinarischen Analphabetismus. Ein Beispiel ist das neue Heft von „deli“.
© Der Standard
Die Jahre der Unruhe
Neuseelands Literat Carl Nixon präsentiert am Montag seinen nun auf Deutsch vorliegenden Roman „Rocking Horse Road“ im Literaturhaus Salzburg.
Flammende Worte für eine bessere Welt
Selbstorganisation von Autoren. – „Wir wollten keine Knechte der Unterhaltungsindustrie sein“, sagt Schriftsteller und Experimentalkünstler Hermann Hendrich. Am Donnerstagabend diskutierte er mit seinen Kollegen Gustav Ernst, Wilhelm Pevny und Kathrin Röggla im Rahmen des Archivgesprächs Formen der Selbstorganisation von AutorInnen um 1970 und heute der Österreichischen Nationalbibliothek und des Standard.
© Die Presse
„Fliehen verändert nichts“
Die kroatisch-deutsche Autorin Marica Bodrožić sprach mit der „Presse“ über vielsprachige Träume.
„Die Juden waren schneller in der Moderne“
Die Gleichheitsideologie der Sozialdemokratie hat den Judenhass mitverursacht, behauptet der deutsche Historiker Götz Aly.
© Wiener Zeitung
Melancholische Illusionslosigkeit
Gaito Gasdanow, der „russische Camus“, wird endlich dem deutschsprachigen Publikum vorgestellt: Sein metaphysischer Thriller „Das Phantom des Alexander Wolf“ aus dem Pariser Exil erzählt von einer existenziellen Wandlung.
Elementarkraft
Der Niederländer Toine Heijmans erzählt seinen Roman „Irrfahrt“ konzentriert wie ein Kammerspiel: Ein Vater nimmt seine siebenjährige Tochter Maria mit auf einen zweitägigen Segeltörn von Dänemark bis in die Niederlande. Bisher hatte der Ich-Erzähler die See immer als einen Freund empfunden, nun muss er auf einmal gegen sie ankämpfen …
Konstruierter Kitsch
„Im Grunde beruht alles, was ich schreibe, auf einer Wahrheit“, heißt es in Henning Mankells Nachwort zu seinem neuen, wieder in Afrika angesiedelten Roman „Erinnerung an einen schmutzigen Engel“. Parallel zu seinen millionenfach verkauften Wallander-Krimis hat der Schwede seine Leser erzählerisch wiederholt auf den Schwarzen Kontinent entführt.
Einsichtskraft
Das Büchlein „Leichter als Licht“ ist etwas Besonderes, an sich und für mich. Es enthält Texte des Malers Friedrich Danielis, die er in den 80er- und 90er Jahren im „Wiener Journal“ publiziert hat. Als Kulturredakteur dieser Zeitschrift bin ich den Danielis-Texten bereits vor Jahrzehnten begegnet; jetzt, beim Wiederlesen, offenbaren sie aufs Neue ihre Qualität.
„Wer sich aufs Geld versteht …“
Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe war auch Finanzminister – und ein vermögender Mann. Über seine persönliche Finanzgebarung pflegte er penibel Buch zu führen.
© NZZ
Der Soziologe im Ausnahmezustand
Max Weber durch die letzten dreissig Monate seines Lebens zu begleiten, wie es nun dank der Veröffentlichung der Korrespondenz der Jahre 1918 bis 1920 möglich ist: Das ist wie eine Flugreise, die ruhig beginnt und dann in nicht endende Turbulenzen gerät.
Warten auf Folter und Hinrichtung
Einst viel gelesen, ist der 1905 in Budapest geborene Arthur Koestler heute etwas in Vergessenheit geraten. Berühmt und berüchtigt wurde er als kommunistischer Renegat, doch zeigt eine Neuauflage seines „Spanischen Testaments“, dass er ein hochkarätiger Schriftsteller war.
Willkommen auf der Achterbahn
François Fejtö (1909–2008) ist eine schillernde Figur der ungarischen Geschichte. Er wandte sich in den dreissiger Jahren gegen den Faschismus wie gegen den Stalinismus. In einem Erinnerungsbuch von 1934 hat er eine Reise durch die Reste des k. u. k. Erbes geschildert.
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