Unsere Lieblingsbücher vom Oktober
von den im Oktober vorgestellten 13 Büchern haben uns folgende vier sehr gefallen:
Sadie Jones: Der ungeladene GastRoman, Horror |
Inhalt:
Ein schöner Frühlingsabend im Jahr 1912: Es ist Emerald Torringtons zwanzigster Geburtstag. Das schon etwas heruntergekommene Sterne-Anwesen blitzt und glänzt, ein großes Dinner mit Freunden der Familie ist geplant. Doch ein Zugunglück, nur einige Meilen entfernt, sorgt dafür, dass eine Schar derangiert aussehender Passagiere vor der Tür steht und Einlass begehrt. Von nun an läuft nichts mehr nach Plan – und dann taucht auch noch ein Nachzügler auf, der ein dunkles Geheimnis mit der Hausherrin teilt. Während draußen ein nächtlicher Sturm heraufzieht, beginnen drinnen Anstand und Dekorum davonzuwehen und dem Chaos den Weg zu bereiten …
Kurzkritik:
Man kann ja auch gut schreiben können und die Leute „trotzdem“ unterhalten wollen. In Deutschland fällt mir dazu allerdings nur Jörg Juretzka ein – und in England natürlich John le Carré. Und seit Neuestem Sadie Jones. „Der ungeladene Gast“ könnte man als Soft-Horror-Roman bezeichnen – oder als Roman, den Jones im Stile von Horror-Romanen verfasst hat. Das Buch macht in jedem Fall Spaß.
Zur ausführlichen Eselsohren-Besprechung: „E oder U?“
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Über die Autorin:
Sadie Jones, 1968 in London geboren, arbeitete als Drehbuchautorin, unter anderem für die BBC. 2005 verfilmte John Irvin ihr Drehbuch „The Fine Art of Love“ mit Jacqueline Bisset in der Hauptrolle. Ihr preisgekröntes Romandebüt „Der Außenseiter“ (2008) wurde in Großbritannien auf Anhieb ein Nr.-1-Bestseller und war auch in Deutschland ein großer Presse- und Publikumserfolg. „Der ungeladene Gast“ ist ihr dritter Roman.
Christine Hewicker: Die AussteigerinAutobiografie einer ehemaligen Rechtsextremistin |
Inhalt:
Mit 14 Jahren gerät Christine in die Fänge nationalsozialistischer Kreise. Zuerst macht sie bei unpolitischen Freizeitaktivitäten mit, dann plötzlich ist sie mittendrin in der rechtsextremen Szene, die sich den bewaffneten Kampf gegen die Bundesrepublik zum Ziel gesetzt hat. Sie tritt der NPD bei, verteilt verfassungsfeindliches Propagandamaterial und nimmt an rechtsradikalen Aktionen teil bis sie im Alter von 23 Jahren nach einem bewaffneten Banküberfall festgenommen wird. Sechs Jahre Gefängnis, lautet das Urteil. Während ihrer Haftzeit gelingt Christine der seelische Kraftakt, über vertraute Denkmuster hinweg zu kommen und sich selbst eine neue Identität zu schaffen. (Pressetext)
Kurzkritik:
Dieses Buch wurde zwar schon vor über zehn Jahren geschrieben, Christine Hewickers „Autobiografie einer ehemaligen Rechtsextremistin“ hat dennoch nichts von ihrer Gültigkeit verloren; besonders nicht angesichts der Neonazi-Mordserie zwischen 2000 und 2006.
Ihre Buch gibt auch über die Neonazi-Thematik hinaus zu denken, zum Beispiel: Wie geht man (Eltern, Bildungseinrichtungen, Kommunen, Staat) mit Jugendlichen um, die auf eine schiefe Bahn abzurutschen drohen?
Zur ausführlichen Eselsohren-Besprechung:
„Wie du ein Neonazi wirst“
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Über die Autorin:
Christine Hewicker wurde 1959 in Lüneburg geboren und geriet in den 70ern mit gerade einmal 14 Jahren in die Fänge westdeutscher neonazistischer Kreise. Es folgten Verurteilungen wegen Volksverhetzung und Sachbeschädigung. Christine Hewicker rutschte immer mehr in den Rechtsextremismus ab, der den bewaffneten Kampf gegen die BRD zum Ziel hatte. Dann kam es zur Eskalation. Von Frankreich aus wurde eine Bank überfallen. Bei einem zweiten Versuch, dieselbe Bank auszurauben, kam es zum Schusswechsel mit der Polizei, bei dem zwei Terroristen ums Leben kamen und ein Polizist lebensgefährlich verletzt wurde. Nachdem Hewicker – 23-jährig – 1981 zusammen mit anderen von einer Antiterroreinheit in Belgien gefasst und nach Deutschland ausgeliefert wurde, folgten strenge Isolierhaft, Prozess und sechsjährige Gefängnisstrafe. In den Jahren danach machte die Autorin einen grundlegenden Gesinnungswandel durch und distanzierte sich komplett vom Rechtsextremismus.
Melanie Raabe: Die HässlichenRoman |
Inhalt:
Die Freundinnen Helena und Claire sind hässlich. Claire schon immer, Helena erst, seit ihr Gesicht bei einem Unfall entstellt wurde. Rumjammern? Fehlanzeige. Schönheits-OPs? Auf gar keinen Fall! Die beiden haben es satt, sich für ihr Aussehen zu schämen. Sie gründen die „Fuglies“, eine Mischung aus radikaler Selbsthilfegruppe für hässliche Menschen und Kulturguerilla. Sie drehen den Spieß um, machen das Hässlichsein exklusiv. Die Abkehr vom Schönheitswahn trifft einen Nerv: Ruckzuck werden die „Fuglies“ zu Medienstars. Doch …
Kurzkritik:
Diese unkonventionelle Geschichte, die sich so leicht liest, um hinterrücks ihre Nebenwirkungen zu entfalten, hat mich sehr nachdenklich gemacht. Werden Randgruppen immer Randgruppen bleiben? Ist Hässlichkeit ein Manko, dass auch durch die Flucht nach vorne nicht nivelliert, nicht gesellschaftsfähig gemacht werden kann? Wird Skrupellosigkeit immer den Sieg davontragen?
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„Hässliche Hipster in Haute Couture“
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Über die Autorin:
Melanie Raabe wurde in Jena geboren, hat Literatur studiert und schreibt arbeitete zunächst als Journalistin im Printbereich. Parallel widmete sie sich dem Theater, stand seit 1996 mit verschiedenen Ensembles auf der Bühne und arbeitet an eigenen dramatischen Texten.
Im Frühjahr 2010 hat ihr Theaterstück „Der Neurosenkrieg“ in Leipzig Premiere, Anfang 2011 folgte der Krimi „Mafia al dente“, der ebenfalls in Leipzig uraufgeführt wird. Beide Stücke laufen unter dem Pseudonym Melanie Vega. Mit ihrer Kurzgeschichte „Die Zahnfee“ gewann Melanie Raabe den Deutschen Kurzkrimipreis 2011. Anfang 2012 gewann sie den von der Filmakademie Baden- Württemberg ausgeschriebenen RTL Start-up-Preis im Bereich Sitcom. „Die Hässlichen“ ist ihr erster Roman.
A. K. Tolstoi: Die Familie des WurdalakErzählung |
Inhalt:
Eine verhängnisvolle Reise: Der Marquis d’Urfé begibt sich im Jahre 1759 auf eine verhängnisvolle Dienstreise in den finsteren Osten Europas. Als er in einer Herberge übernachten muss, hindern ihn die Umstände daran, wieder aufzubrechen und er muss für einige Wochen dort ausharren … (Pressetext)
Kurzkritik:
Völlig zu Recht bezeichnet die Übersetzerin Stéphanie Queyrol dieses Werk als „kleinen, ungeschliffenen Diamanten“. Bei allen „Fehlern“ wird man die 45 Seiten dieser um 1840 entstandenen Erzählung atemlos verschlingen, – selbst wenn man schon viele Vampirgeschichten gelesen oder gesehen hat.
Zur ausführlichen Eselsohren-Besprechung: „Lustvoll fürchten“
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Über den Autor die Autorin:
Alexei Konstantinowitsch Tolstoi war ein russischer Schriftsteller, Dramatiker und Dichter, aber auch Diplomat und höherer Beamter der Armee. Er lebte von 1817 bis 1875. Tolstoi stammte aus der bekannten Adelsfamilie der Tolstois und war ein Cousin von Leo Tolstoi. Kurz nach seiner Geburt trennten sich seine Eltern und er wurde von seiner Mutter und seinem Paten, dem Schriftsteller Perowski (Pseudonym: Antoni Pogorelski) erzogen. Seine frühe Kindheit verbrachte er auf den Landgütern seiner Mutter. 1826 wurde er in Sankt Petersburg in den Kreis um den jungen Thronfolger und späteren Zaren II. als Spielgefährte aufgenommen. Später lebte er bei Perowski, wurde von Hauslehrern ausgebildet und begleitete seinen Patenonkel auf seinen Reisen ins Ausland; dabei lernte er unter anderem Goethe kennen. Angeregt und gefördert von dieser künstlerischen Umgebung, begann Tolstoi früh mit dem Schreiben.
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- von: red
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