Wilbur is back – und andere Literatur-News
8. bis 14. Dezember 2012– 15 Mio Pfund für Wilbur Smith |
15 Mio Pfund für Wilbur Smith
Buchreport, 14. Dezember. – Die Branche staunt über einen millionenschweren Deal in Großbritannien, der mit Wilbur Smith („Wüstenkönig“, „Der Stolz des Nubiers“) einen Autor zurück ins Rampenlicht katapultiert hat, den viele schon abgeschrieben hatten. 15 Mio Pfund überweist HarperCollins angeblich auf das Konto seines Neuzugangs, eine Summe, bei der Pan Macmillan, Smith’ Hausverlag seit über 40 Jahren, nicht mithalten konnte – und vermutlich auch nicht wollte. Sechs Romane soll der Engländer im Gegenzug schreiben, und genau dieser Teil des Abschlusses sorgt auf der Insel für ein Rauschen im Blätterwald. Schließlich steht Smith kurz vor seinem 80. Geburtstag und hat in den letzten Jahren sein Schreibpensum deutlich verlangsamt.
Mogelpackung
Für die „Sunday Times“ ist klar, dass Smith nur noch Ideen liefern wird, die unter seinem Namen von anderen Schreibern umgesetzt werden. Ganz unverblümt nennt die Londoner Sonntagszeitung, die wie HarperCollins zum Medienimperium von Rupert Murdoch gehört, den Deal deshalb eine „Mogelpackung“. HarperCollins dementiert den Vorwurf, räumt aber ein, dass Smith mit Ko-Autoren zusammenarbeiten wird.
Dass sich erfolgreiche Autoren Ko-Schreiber suchen, weil sie selbst ihre vielen Ideen nicht zu Papier bringen können, ist so ungewöhnlich allerdings nicht. Perfektioniert hat diese Praxis James Patterson, der mit mehr als einem halben Dutzend Partner arbeitet.
Drama um Suhrkamp-Verlag
Börsenblatt, 11. Dezember. – Die Absetzung der Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz durch das Landgericht Berlin schlägt mediale Wellen. Für die “FAZ” ist der Verlag schon jetzt “sturmreif” geschossen, die “Süddeutsche Zeitung” appelliert an die Parteien, Suhrkamp “nicht vor die Hunde” gehen zu lassen.
Jetzt sei die vermeintliche “soap opera” zu Ende gegangen, schreibt die “Süddeutsche Zeitung”. Es werde ernst. Zugleich liege ein großer gesellschaftlicher Druck auf beiden Parteien. “Man lässt einen großen, berühmten Verlag nicht vor die Hunde gehen, nur um recht zu behalten.”
Für die “Frankfurter Rundschau” ist die Situation im Verlag “unklarer denn je”. Im Moment scheine bis hin zu einem vollständigen Wechsel in der Führung oder zur Auflösung des Verlags, die vergangene Woche ein Frankfurter Richter für möglich erklärte, alles denkbar.
Unheil, du bist im Zuge
Die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” (FAZ) findet, dass das Haus Suhrkamp schon jetzt “sturmreif” geschossen ist. “Denn wer wollte Autoren- und andere Verträge mit einer Geschäftsführung abschließen, die nur noch auf Abruf bis zum nächsten Prozesstermin amtiert?”, fragt die FAZ. Hans Barlach, der Antagonist in diesem Drama, könne jetzt wie Shakespeares rächender Antonius sagen: “Unheil, du bist im Zuge: Nimm, welchen Lauf du willst!”
Für den “Tagesspiegel” muss die Entscheidung des Gerichts nicht gleich den Untergang von Suhrkamp bedeuten. Dass sich die Situation ausgerechnet zu einem Zeitpunkt zuspitze, da die Performance des Verlags nach dem Umzug nach Berlin vor knapp drei Jahren zumindest programmatisch so gut wie lange nicht sei, habe seine eigene Tragik.
Enzensberger droht
Buchreport berichtete am 12. Dezember, dass Hans Magnus Enzensberger droht, Suhrkamp zu verlassen. Der 83 Jahre alte Autor wirft Barlach vor, sich nie programmatisch über den Verlag geäußert zu haben und nur „vorhandene Copyrights“ ausschlachten zu wollen. „Da werden die Autoren nicht mitmachen. Weder die existierenden Verträge noch die Rechtsprechung lassen das zu. Herr Barlach scheint das nicht zu wissen.“ Mit Blick auf Verlegerin Ulla Berkéwicz erklärt Enzensberger: „Was ich mit Bestimmtheit sagen kann, ist, dass Ulla Berkéwicz mit Autoren umgehen kann und dass sie ein Programm auf die Beine gestellt hat, das sich sehen lassen kann.“
E-Reader-Absatz sinkt weltweit rapide
Buchreport, 11. Dezember. – Dass nach dem rasanten Aufstieg irgendwann ein Fall kommt, ist auch für die E-Reader erwartet worden. Doch dass dieser so schnell und in einem fast ebenso hohen Tempo erfolgt, ist selbst für iSuppli überraschend. Die Technologie-Marktforscher diagnostizieren einen „alarmierend rasanten Rückgang“ des E-Reader-Marktes, ausgelöst durch den Erfolg von Tablet-Computern:
– In diesem Jahr würden weltweit 14,9 Mio E-Reader ausgeliefert, ein Rückgang von 36% gegenüber dem Vorjahr.
– m kommenden Jahr erwartet iSuppli nur noch 10,9 Mio Geräte, die von den Herstellern verschifft werden.
– Bis 2016 werde die Zahl sogar auf 7,1 Mio sinken – zwei Drittel weniger als zum Höhepunkt im Jahr 2011.
„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ als Hörspiel
SWR2, 12. Dezember. – SWR2 hat Eugen Ruges Roman als Hörspiel produziert: „In Zeiten des abnehmenden Lichts“, erschienen im Rowohlt Verlag, hat 2011 den Deutschen Buchpreis erhalten. Zur Adventszeit sendet SWR2 das zweiteilige Hörspiel am 16. und 23. Dezember ab jeweils 18.20 Uhr.
Bastei Lübbe geht ins Lehrgeschäft
Börsenblatt, 11. Dezember. – Unterhaltungsliteratur zu schreiben ist gar nicht einfach. In der Bastei Lübbe Academy sollen Nachwuchsschriftsteller es lernen.
Außerdem bietet die Academy crossmediale und marktspezifische Veranstaltungen für Drehbuchautoren, Ghostwriter, Redakteure und Übersetzer.
Zu den Referenten zählen neben Lektoren von Bastei Lübbe Bestsellerautoren wie Andreas Eschenbach, Richalr Dübell und Eva Völler.
Sony startet E-Book-Shop in Deutschland
Buchreport, 12. Dezember. – Erst Libri/ebook.de, dann MVB/Netto und jetzt Sony – eine neue Empörungswelle im Buchhandel dürfte perfekt sein: Der japanische Elektronik-Riese, der sein Geschäft mit E-Books und E-Readern zunächst exklusiv über den Buchhandel steuerte, startet in Deutschland einen eigenen E-Book-Store – vermutlich weil das Geschäft mit Hardware durch den verschärften Preiskrieg nicht mehr lukrativ genug ist.
Rauher Wind bei Thalia
Buchreport, 11. Dezember. – Der neue Douglas-Investor Advent, der sich über 93% der Anteile am Einzelhandelskonzern gesichert hat, setzt erste Duftmarken in Hagen. Für die Sanierung der kriselnden Buchhandelstochter Thalia gibt es eine Zielvorgabe der Beteiligungsgesellschaft. Einen Verkauf der Sparte behalten sich die Douglas-Führung und Advent vor.
Mit Blick auf Thalia schreibt die „FAZ“, dass der Wind im Douglas-Konzern ein wenig rauher werden könne. Mit der Aussage, dass die Krise nicht nur den Marktführer, sondern alle großen stationären Buchhandelsketten treffe, werde sich Advent nicht zufriedengeben. Die eingeleitete Restrukturierung komme zwar gut voran, müsse aber „eng begleitet und sofern erforderlich neu kalibriert werden“, zitiert das Blatt Sen – weitere Filialschließungen seien nicht auszuschließen.
Mehr bei den Eselsohren
- von: red
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