23/01/2013von 808 Views – 0 Kommentare

Rubinowitz, Tex: Rumgurken

Reisen ohne Plan, aber mit Ziel

Abenteuer, Reise
Broschiert
224 Seiten
Erschienen 2012 bei Rowohlt

KurzkritikWas meinen Sie?Ausführliche BesprechungInfos
Inhalt:

Tex Rubinowitz‘ Reiseberichte sind phantastisch, komisch und ganz ohne Vorbild. Und die Reisen gehen, konsequent an allen «Sehenswürdigkeiten» vorbei, an Orte, die mal wirklich interessant sind. In Bhutan besucht er eine königliche Hochzeit, mit einer Verkehrsampel im Gepäck, denn die gibt es in dem Land auf dem Dach der Welt bisher noch nicht. In Porto geht er auf eine Ingo-Schulze-Lesung, die in der Erkenntnis gipfelt, dass Porto nicht gerade der günstigste Ort für eine Ingo-Schulze-Lesung ist. (Pressetext)

Kurzkritik:

Es wäre wenig zielführend, hier Kurzinhalte dieser spröden, detailreichen, sehr persönlichen Reisegeschichten darzubieten, um den Leser/die Leserin zu verlocken, dieses Buch zu lesen. Vielmehr möchte ich beschreiben, was es mit mir gemacht hat, das Buch: Ich habe ebenfalls angefangen, rumzugurken, auf meine Art halt.

Eva gibt  ★★★★½  (4,5 von 5 Eselsohren)

Bewerten? Bestellen?
Haben Sie dieses Buch gelesen?
Bewerten Sie es mit nur einem Klick! schlechthalbwegsmittelgutsehr gut
(Noch keine Bewertung)
Loading...
Oder wollen Sie einen Kommentar schreiben?

Besprechung:

Phantomleseschmerz

Es wäre wenig zielführend, hier Kurzinhalte dieser spröden, detailreichen, sehr persönlichen Reisegeschichten darzubieten, um den Leser/die Leserin zu verlocken, dieses Buch zu lesen. Vielmehr möchte ich beschreiben, was es mit mir gemacht hat, das Buch.

Percebes … ich schaue mir Fotos von diesen Dingern im Internet an, weil ich wissen will, was Tex Rubinowitz da tatsächlich isst in Portugal. Es sind röhrenartige Krebse mit einem seltsam pilzartigen Fortsatz – hübsch, aber irgendwie alienartig. Rubinowitz beschreibt in der Geschichte „Die Entenmuschelkur“ einen Trip nach Porto, mit einer Lungenentzündung – und um hier quasi seine letzte Stunde zu verbringen.

Wie wohl das Dünnbier schmeckt, das Rubinowitz während des Midnight Sun Film Festivals im finnischen Sodankylä getrunken hat? Diese Reise mit zwei Zufallsbekanntschaften aus einer Lesbenbar schildert er in „Tod in Budapest“.

Selber rumgurken

Es wäre jedoch wenig zielführend, hier Kurzinhalte dieser spröden, detailreichen, sehr persönlichen Reisegeschichten darzubieten, um den Leser/die Leserin zu verlocken, dieses Buch zu lesen. Vielmehr möchte ich beschreiben, was es mit mir gemacht hat, das Buch.

Ich habe nämlich ebenfalls angefangen, rumzugurken, auf meine Art halt.

Nischentourismus

Jede Geschichte enthält so viel Information, stellt Menschen vor, die, ob sympathisch oder nicht, zumindest interessant zu sein versprechen, führt in die Nischen von Städten, die von touristischem Wohlgefallen vielleicht so weit entfernt sind wie die Sargfabrik in Wien – früher, als sie noch keine hippe Wohnanlage, sondern tatsächlich eine Sargfabrik war.

Mein persönliches Filmfestival

Ich habe gegoogelt, was das Zeug hielt, mir Gesichter und Gebäude angesehen, Biografien gelesen, bin oft vom Hundertsten ins Tausendste gekommen, wie es so schön heißt, und machte also eine Lesereise, die einen ganzen Sack voll „unnützem Wissen“ hinter sich herschliff – das aber mit dem größten Vergnügen. Herr Rubinowitz schreibt sehr schön und dabei so anregend für meine Phantasie, dass in meinem Kopf ein kleines Filmfestival ablief.

Eigenfrequenz

Jedenfalls steckt „Rumgurken“ voll Musik, voller Zitate, voller Hinweise auf Verstecktes. Es hat nicht diesen gewissen hysterisch-humorigen Unterton „lustiger“ Bücher, ist also nicht krampfhaft originell, exquisit oder verschroben. Das war für mich sehr angenehm. Das Buch hat gewissermaßen meine Eigenfrequenz zum Klingen gebracht. Und seitdem ich es ausgelesen habe, habe ich einen Phantomleseschmerz – besser kann ich das nicht beschreiben. Ich glaube, ich werde es noch einmal lesen und mir diesmal mehr Zeit lassen.

Doch eine Erkenntnis aus all dem Rumgegurke, in dem ich mich wohlig verzettelt hatte, ist: Entenmuscheln werde ich nie freiwillig essen. Möge das Bier noch so dünn sein.

Von Eva Schuster

Bestellen? Kommentieren?

 
Und wollen Sie vielleicht einen Kommentar schreiben?

Infos:

Tex Rubinowitz, geboren 1961 in Hannover, lebt seit 1984 als Witzezeichner, Maler, Musiker und Schriftsteller in Wien. Er reist unter dem Motto: Hoch zu Ross erscheint die Erde wie ein Kügelchen.

Mehr über Tex Rubinowitz bei Wikipedia.

Schreiben Sie doch einen Kommentar

You must be logged in to post a comment.

Literaturmagazin Eselsohren – 

Literaturmagazin Eselsohren –