Coplin, Amanda: Im Licht von Apfelbäumen
Roman
Hardcover, E-Book
447 Seiten
Erschienen 2013 bei Arche
Aus dem Amerikanischen von Bettina Abarbanell
Originalausgabe: „The Orchadist”, 2012
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Inhalt:
Inmitten der fruchtbaren Landschaft im nordöstlichen Teil von Washington lebt William Talmadge, ein sanftmütiger, einsamer Mann. Voller Hingabe widmet er sich der Pflege seiner weitläufigen Obstplantagen, in denen Apfel- und Aprikosenbäume im Rhythmus der Jahreszeiten ihre Blüten und Früchte tragen. Hier hat er seinen Frieden gefunden. Bis eines Tages zwei halbwüchsige, schwangere Mädchen auftauchen und von seinen Äpfeln stehlen. Kurze Zeit später sind sie wieder da, scheu und doch neugierig, wer der Mann ist, der sie nicht verjagt. Irgendwann lassen sie sich nieder auf Williams Land, spüren das Mitgefühl, das sie umgibt. Doch kaum haben sie Vertrauen gefasst, tauchen bewaffnete Männer auf und eine Tragödie nimmt ihren Lauf, die William zu den Geistern seiner eigenen Vergangenheit führt. (Pressetext)
Kurzkritik:
Dies ist ein anmutig geschriebener Roman darüber, was Familie bedeuten kann. Und so nebenbei wird mit Western-Klischees aufgeräumt. Die Menschen sind anders als heute und tauschen Persönliches kaum miteinander aus. Gleichzeitig sind sie keine klischeehaften Westernfiguren; die Story könnte eigentlich auch in Europa spielen. Und kaum eine der Hauptfiguren begleitet eine/n nicht weiter, auch wenn man den Roman schon lange zu Ende gelesen hat.
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Besprechung:
Zufallsfamilie
Im ausgehenden 19., beginnenden 20. Jahrhundert hat es sich William Talmadge auf seiner Obstplantage im Nordosten der USA behaglich gemacht. Er ist mit seinem Leben zufrieden; nur dass er nichts über den Verbleib seiner Schwester weiß, die eines Tages verschwunden ist, macht ihm zu schaffen. Es kann gut sein, dass sie verschleppt und/oder einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist.
Er lebt ein bescheidenes, beschauliches Leben, arbeitet unermüdlich in seinem großen Obstgarten. Seine Mutter hatte dieses Stück Land in Besitz genommen, nachdem ihr Mann in einer silbermine ums Leben gekommen war. Einmal im Jahr kommen indianische Cowboys vorbei und helfen Talmadge bei der Ernte. Mit einem von ihnen, dem „stummen“ Clee, ist er befreundet. (In Wahrheit ist der nicht stumm, sondern hat nach einem traumatischen Erlebnis zu sprechen aufgehört.)
Della und Jane
Talmadge verkauft seine Äpfel an Händler und am Wochenmarkt. Dort stehlen ihm eines Tages zwei verwahrloste Mädchen ein paar Äpfel, doch das regt ihn nicht weiter auf.
Bald tauchen diese Mädchen auf seiner Plantage auf. Talmadge ahnt, dass ihnen etwas Schlimmes widerfahren ist und dass sie auf der Flucht sind. Er versorgt die scheuen Frauen mit Essen, das sie sich nehmen, ohne ihm zu nah zu kommen und ohne Dank zu zeigen.
Die Schwestern Della und Jane sind aus einem Bordell geflüchtet und vor einem gewalttätigen Mann, der sie dorthin verschleppt und gegen ihren Willen festgehalten hat. Dieser taucht eines Tages auf der Suche nach „seinen“ Mädchen auf, findet sie zwar nicht, doch es ist damit zu rechnen, dass er nicht aufgeben wird. Talmadge besucht diesen Mann, um herauszufinden, mit wem er es vielleicht zu tun bekommen wird.
Caroline
Jane ist schwanger. Gemeinsam mit seiner Freundin Caroline aus dem Dorf hilft er ihr, das Kind auf die Welt zu bringen. (Caroline könnte man fast als so etwas wie die Dorfhexe bezeichnen; auf jeden Fall ist sie ähnlich lebensklug wie Talmadge.)
Als sich die Mädchen bei William eingewöhnt haben, wenngleich sie ihm immer noch nicht vertrauen, kommt der Bordellbesitzer mit bewaffneten Männern vorbei, um „seinen Besitz“ abzuholen. Talmadge kauft ihm die Mädchen mit seinem Ersparten ab, doch die haben sich aus Angst aufgehängt. Jane stirbt, Della überlebt.
Angelene
Nach ein paar Jahren verlässt Della Talmadge und die Tochter ihrer Schwester mit den Cowboys und zieht bald alleine durch die Staaten. Er kümmert sich um Angelene wie um ein eigenes Kind. Als Della erfährt, dass der Bordellbesitzer im Gefängnis sitzt, gesteht sie einen Mord, denn sie nicht begangen hat, und plant, sich an ihm zu rächen. William eilt ihr mit Clee zu Hilfe. Sein Plan misslingt und er wird zu einer Haftstrafe verurteilt (Clee kann flüchten). Währenddessen kümmert sich Angelene um seine Plantage.
Dort verbringt Talmadge, auf dem Gefängnis entlassen, den Rest seines Lebens. (Della wird eines Tages bei einem Arbeitseinsatz ums Leben kommen.) Nachdem er gestorben ist, verlässt Angelene diesen Ort, um ihr eigenes Leben zu leben. Als sie ihn Jahre später besucht, hat der neue Besitzer die Apfelbäume gerodet.
Kein Western
Amanda Coplin erzählt diese Geschichte um (Wahl-)Familie, Freundschaft und Unrecht in einer ruhigen, beschaulichen Sprache. Die Menschen sind anders als heute und tauschen Persönliches kaum miteinander aus. Gleichzeitig sind sie keine klischeehaften Westernfiguren; die Story könnte eigentlich auch in Europa spielen.
Und kaum eine der Hauptfiguren begleitet eine/n nicht weiter, auch wenn man den Roman schon lange zu Ende gelesen hat.
Von Werner Schuster
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Infos:
Leseprobe (pdf)
Amanda Coplin wurde in Wenatchee, Washington, geboren. Sie erhielt zahlreiche Stipendien, u. a. als Writer in Residence im renommierten Ledig House in Upstate New York. Heute lebt sie in Portland, Oregon. „Im Licht von Apfelbäumen“ ist ihr erster Roman, der wochenlang auf der New York Times-Bestsellerliste stand und u. a. auf der Jahresbestenliste 2012 der Washington Post.
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- von: Werner
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