13/10/2013von 463 Views – 0 Kommentare

Rezensionsrundschau Alice Munro

BRITAIN LITERATURE

Alice Munro
© epa (Derek Shapman / Man Booker Prize)

Acht Bücher der Literatur-Nobelpreis-Trägerin Alice Munro. Wir haben uns umgesehen, was KritikerInnen in Zeitungen, Bloggs und via Social Media darüber schreiben. Ergebnis: Sie sind schwer begeistert.

„Was ich dir schon immer sagen wollte“

Dörlemann Verlag, Zürich 2012, Gebunden, 380 Seiten

In den dreizehn Erzählungen ihres zweiten Erzählbandes “Was ich dir schon immer sagen wollte” von 1974, der jetzt erstmals auf Deutsch erscheint, stellt Alice Munro ihre präzise Beobachtungsgabe und den ihr eigenen unprätenziösen Erzählstil, für die sie in unseren Tagen so berühmt ist, unter Beweis. Diese Meisterschaft ließ keinen geringeren als John Updike sie mit Tschechow vergleichen, und Jonathan Franzen greift den Vergleich immer gerne wieder auf, wenn er von Alice Munro schwärmt und sie in seinen Interviews unermüdlich als mögliche nordamerikanische Literaturnobelpreisträgerin ins Spiel bringt.
Eselsohren-Rezension
Zwei bei Perlentaucher zusammengefasste positive Besprechungen
4,5 ☆ und drei Kritiken bei Amazon

„Tanz der seligen Geister“

Dörlemann Verlag, Zürich 2010, Gebunden, 384 Seiten, Fischer-Taschenbuch 2011
“Tanz der seligen Geister” war das Debüt der großen Meisterin der kleinen Form. Die Sammlung erschien im Original 1968 und wird nun erstmals auf deutsch herausgegeben. Bereits hier zeigt sich Alice Munro als präzise, unsentimentale und abgründige Chronistin zeitgenössischen Alltagslebens. Stehen in ihren späteren Büchern jedoch Frauen mittleren Alters im Vordergrund, so finden sich in “Tanz der seligen Geister” vor allem Erzählungen vom Erwachsenwerden.
Vier bei Perlentaucher zusammengefasste positive Besprechungen
5 ☆ und keine Kritik bei Amazon

„Zu viel Glück“

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011, Gebunden, 266 Seiten, Taschenbuch 2013
Zuviel oder zuwenig, für das Glück gibt es kein Maß, nie trifft man es richtig. Alice Munros Heldinnen und Helden geht es nicht anders, aber sie haben das Zuviel und Zuwenig erlebt: Sie kennen die Namen der Bäume, die Last ungeschriebener Briefe. Sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn man den Mann, der die gemeinsamen Kinder getötet hat, in der Anstalt besucht.
Eselsohren-Rezensionen zu den Erzählungen 1–5 und den Erzählungen 6–10
Sechs bei Perlentaucher zusammengefasste positive Besprechungen
5 ☆ und acht Kritiken bei Amazon

„Wozu wollen Sie das wissen?“

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008, Gebunden, 381 Seiten, Taschenbuch 2010
Mit ihren Geschichten begibt sich Alice Munro in ihre eigene Familiengeschichte, bis zurück zu William Laidlaw im Schottland des frühen 17. Jahrhundert, als es noch Feen und Geister gab. Von dort aus nach Kanada, mit Andrew und den anderen, die meistens Schäfer, später Farmer waren, und den zahlreichen Tanten, Annie, Jenny, Mary – lauter einfachen, aber eigenwilligen Menschen, Käuzen mit seltsamen Lebensgeschichten und sehr viele von ihnen mit einer auffälligen Liebe zum schriftlichen Wort. Ob sie nun Wetternotizen machen, Erinnerungen aufschreiben oder sich richtige Geschichten ausdenken – die Tradition des Schreibens ist tief in Munros Familientradition verwurzelt.
Vier bei Perlentaucher zusammengefasste Besprechungen
3,5 ☆ und sechs Kritiken bei Amazon

„Tricks“

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006, Gebunden, 384 Seiten, Taschenbuch 2012
Geschichten, die von Frauen und Mädchen handeln, von Bedrohungen, geheimen Sehnsüchten und Leid, von rätselhaften Mustern in vermeintlich unscheinbaren Leben – Geschichten von bestürzender Intensität und Dramatik.
Zwei bei Perlentaucher zusammengefasste positive Besprechungen
Eine Kritik bei Lovelybooks
4,5 ☆ und zwölf Kritiken bei Amazon

„Himmel und Hölle“

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004, Gebunden, 380 Seiten, Taschenbuch 2012
Neun Geschichten, scheinbar alltäglich harmlos wie ein Kinderspiel. So wie die Geschichte der Hausangestellten, die von zwei Teenagern auf fatale Weise in die Irre geschickt wird, doch dank ihrer Willenskraft ihrem verkümmerten Leben eine höchst überraschende Wendung zu geben vermag. Verdrängte Schuld, die heimlich weiterwirkt, rätselvolle Beziehungen, bestürzend kühne Momente des Ausbrechens aus dem eigenen Lebenskonzept: das ist der Stoff, aus dem Alice Munros Erzählungen sind.
Drei bei Perlentaucher zusammengefasste positive Besprechungen
4 ☆ und zwölf Kritiken bei Amazon

„Der Traum meiner Mutter“

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2002, Gebunden, 221 Seiten, Taschenbuch 2005
Wie alle Geschichten von Alice Munro haben auch die vier Erzählungen dieses Bandes eine unheimliche Unterströmung; sie spielen mit der Irritation von Zeitverschiebung und Perspektivwechsel, locken den Leser mit Andeutung und Aussparung in das Reich dunkler Ahnungen. In der Geschichte “In der Nacht” inszeniert Munro den erbitterten Machtkampf zwischen Säugling und Mutter, der um ein Haar in eine häusliche Katastrophe führt.
Vier bei Perlentaucher zusammengefasste positive Besprechungen
5 ☆ und drei Kritiken bei Amazon

„Die Liebe einer Frau“

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2000, Gebunden, 223 Seiten, Taschenbuch 2008
Im Mittelpunkt der vorliegenden Erzählungssammlung steht eine Geschichte, fast ein Roman, in der eine “gute”, eine aufopferungsvolle Frau ihre todkranke Nachbarin pflegt. Ein natürlicher Tod – doch scheint er auf melodramatische Weise mit einem anderen, unnatürlichen verzahnt: dem eines Mannes, dessen Leiche von spielenden Kindern im Fluss gefunden wurde … Munros Storys sind so komplex wie Romane, Kammerspiele des Gefühls, spektakulär im scheinbar Unspektakulären – dabei sprachliche Meisterstücke. So wenig sich die Figuren ihrer Geschichten auf sicherem Boden befinden, so wenig erlöst uns Alice Munro aus unseren Unsicherheiten, sie hält alles bewusst in der Schwebe – und webt uns ein in ihr erzählerisches Netz.
Zwei bei Perlentaucher zusammengefasste positive Besprechungen
5 ☆ und vier Kritiken bei Amazon


Alice Munro

Die 1931 in Ontario geborene Autorin gehört zu den bedeutendsten Autorinnen der Gegenwart und galt seit Jahren als Kandidatin für den Literaturnobelpreis. Mit ihrem umfangreichen erzählerischen Werk – sie hat 13 Erzählungsbände und einen Roman veröffentlicht – ist sie Bestsellerautorin in ihrem Heimatland Kanada und der gesamten angelsächsischen Welt. Munro wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt 2009 mit dem Man Booker International Prize. Alice Munro lebt in Ontario und in British Columbia.

Mehr über Alice Munro bei Wikipedia.

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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