Werners Wochenschau (19.–25. 10.)
Ausgewählte Literatur-News, empfohlene Storys & Buchbesprechungen
News:
– Suhrkamp: Der Machtkampf ist vorbei
– Kinder- und Jugendbuchstudie 2013
Storys:
– Interview mit Krimiautor Wolf Haas
– Friedrich Ani im Porträt
– Ian McEwan im Gespräch
– Louis Begley: „Ich denke nicht viel nach“
Rezensionen:
– Erich Kästners „Der Gang vor die Hunde“
– John Maxwell Coetzees „Die Kindheit Jesu“
– Dave Eggers‘ „Circle“
– Jeremy Scahills „Schmutzige Kriege“
– Anne Applebaums „Der Eiserne Vorhang“
Weitere ausgewählte Literatur-News, empfohlene Storys & Buchbesprechungen aus Zeit, Welt, taz, Süddeutsche, Frankfurter Rundschau, FAZ, Standard, Presse, Wiener Zeitung, Falter, Spiegel u.a. finden Sie tagesaktuell bei Eselsohren/Twitter.
News:
Suhrkamp Verlag
Es ist vorbei
Vergangenen Dienstag stimmte die Gläubigerversammlung dem Suhrkamp-Insolvenzplan zu. Der Verlag wird, wenn der Eintrag ins Handelsregister vorgenommen ist, eine Aktiengesellschaft sein. Hans Barlach wird damit seinen Einfluss auf die Geschäftsführung verlieren, und der lähmende Streit unter den Suhrkamp-Gesellschaftern wird der Vergangenheit angehören. Rückblick auf einen zermürbenden Krieg.
Zum Zeit-Artikel →
Kinder- und Jugendbuchstudie 2013
Ungebrochenes Interesse
Das Interesse am Kinder- und Jugendbuch ist ungebrochen: Die Zahl der Käufer kletterte von 14,1 Millionen im Jahr 2011 auf 14,3 Millionen im Jahr 2012. Und: Die Zahl der männlichen Käufer und Leser nimmt zu. Zwar sind sie noch in der Minderzahl, aber ihr Anteil stieg von 33 Prozent in 2009 auf 36 Prozent in 2012. Besonders ausgesprägt ist der Zuwachs bei den 10- bis 15-Jährigen. Das zeigt die neue Kinder- und Jugendbuchstudie “Marktentwicklung, Kaufverhalten, Konsumentenstrukturen und -einstellungen”.
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Storys:
Interview mit Krimiautor Wolf Haas
„Aber das Zentrale ist die Komik“
Der Schriftsteller Wolf Haas legt dar, warum er gerne Interviews gibt, berichtet, wie es dazu kam, dass er Krimis schrieb, erklärt den Unterschied zwischen Werbung und Literatur und findet, dass ihm abgedroschene literarische Genres besonders gut liegen.
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Der Schriftsteller Friedrich Ani im Porträt
Der Vermisstenschreiber
„M“ – so heißt der neue Kriminalroman von Friedrich Ani. Die Hauptfigur Tabor Süden, Ex-Polizist und Ermittler, ist für Ani-Leser ein alter Bekannter. Seit 15 Jahren schon sucht er vermisste Personen. Wie in anderen Krimis des Autors steht auch in „M“ nicht ein Mord im Mittelpunkt, sondern die Suche nach Vermissten.
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Ian McEwan
„Wir brauchen das Gefühl von Gefahr“
Verändern Datenaffäre und Drohnen die Literatur? Ian McEwan im Gespräch über seinen neuen Spionageroman, John le Carré und den Krieg der Ideologien.
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Louis Begley
„Ich denke nicht viel nach“
Der New Yorker Bestsellerautor Louis Begley war Ehrengast von „Literatur im Nebel“, seine Frau Anka Muhlstein, mit dem Prix Goncourt ausgezeichnete Biografin, wird einen Vortrag halten. Über Sprache und die mögliche Rückkehr des Romanhelden Albert Schmidt.
Zum Standard-Artikel →
Rezensionen:
Erich Kästner: „Der Gang vor die Hunde“
Ein aufgerautes Bild
Der Münchner Germanist und Kästner-Biograf hat eine, wie er es nennt, „imaginäre Erstausgabe“ rekonstruiert und nun unter Kästners pessimistischem Wunschtitel „Der Gang vor die Hunde“ herausgegeben.
So modern sich Kästners Geschichte, von der allein seit den 70ern im deutschsprachigen Raum rund eine Million Exemplare verkauft wurden, heute unterm Strich noch liest, besonders in der rustikaleren Urfassung, temporeich und wie ein Film montiert, so überkommen wirkt die Empörung darüber. Zwar hat dieser Erzähler wenig gemein mit dem Kinderbuchonkel Kästner, ist aber noch weit entfernt von der Deutlichkeit späterer „Skandalautoren“. Über das „Scharmützel mit der DVA“, Kästners Verlag, und andere Hintergründe gibt Hanuschek in seinem Nachwort Aufschluss. Der Lektor „verlangte aber einige Ergänzungen und die Kürzung explizit erotischer und besonders drastischer Kapitel“. Den Nazis freilich war auch die entschärfte Fassung schon zu obszön.
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John Maxwell Coetzee: „Die Kindheit Jesu“
Nachricht aus dem Zwischenreich
Ein Mann und ein Kind sind übers Meer in das fremde Land gekommen, nach Wochen in einem Lager erreichen sie nun eine Art Umschlagszentrum, von dem aus sie ihr neues Leben in einer Stadt namens Novilla beginnen sollen. Und wollen. Sie brauchen ein Dach über dem Kopf, der Mann muss Arbeit finden, anschließend möchte er die Mutter des Kindes suchen, das alleine an Bord war und dessen er sich angenommen hat. Man spricht Spanisch in diesem Land. Es ist schwierig, beim Lesen nicht auf den Gedanken zu kommen, dass es sich um afrikanische Flüchtlinge in Südeuropa handeln könnte. – Der südafrikanische Literatur-Nobelpreisträger hat einen großen, kühlen Roman vorgelegt.
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Dave Eggers: „The Circle“
Nicken und Klicken
Der „Circle“ in Dave Eggers‘ gleichnamigem Roman ist ein futuristisches Google-Facebook-Twitter-Amazon-Paypal-Apple-Konglomerat, das ziemlich viel Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit hat.
Doch so witzig das Buch sich liest – auf die Dauer wird es doch etwas ermüdend, dass Eggers sein transparentes Utopia in eine so konventionelle Prosa packt. Keine postmodernistischen Hintertüren, keine clevere Selbstreferenz, keine Ellipsen und keine Verschlüsselungen – alles ist so durchsichtig, stromlinienförmig und vorhersehbar wie die Welt, die er beschreibt. Den Verdacht, dass der Autor hier einen leicht konsumierbaren Page-Turner zum aktuellen Trend schreiben wollte, lässt sich nicht ganz von der Hand weisen. Dadurch wird diese keineswegs spekulative Horrorvision harmloser, als sie verdient.
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1.18169862″>Zum NZZ-Artikel →
Jeremy Scahill: „Schmutzige Kriege“
Ungezieltes Töten
Der Kampf der USA gegen weltweit operierende Terrorgruppen ist umstritten. Autor Jeremy Scahill kritisiert nicht nur die Intransparenz des Vorgehens. Er berichtet etwa von Kriegsschauplätzen, zu denen westliche Journalisten normalerweise keinen Zugang haben. Ein drastischer Fall scheint der Angriff im afghanischen Gardez, bei dem am 12. Februar 2010 ein in Opposition zu den Taliban stehender Polizeipräsident, sein Bruder sowie zwei schwangere Frauen erschossen wurden. Augenzeugen berichteten von kräftigen, nicht in Uniform agierenden US-Amerikanern mit Bärten, „amerikanische Taliban“.
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Anne Applebaum: „Der Eiserne Vorhang“
Schuld war der Amikäfer
Brutal verlief das erste Jahrzehnt der Sowjetisierung Osteuropas nach 1945. Anne Applebaum hat in Archiven geforscht und mit Zeitzeugen in Berlin, Warschau und Budapest gesprochen: „Der Eiserne Vorhang“ – die Geschichte einer Unterdrückung.
Applebaum ist nicht die Erste, die sich der dramatischen Etablierung der kommunistischen Herrschaft in diesem Teil Europas annimmt, der französisch-ungarische Historiker François Fejtö hat bereits in den 1950er-Jahren eine „Geschichte der Volksdemokratien“ verfasst. Seither aber ist viel Zeit vergangen, haben sich viele Archive weit geöffnet (außer jene in Moskau), berichten Zeitzeugen über das, worüber sie vor 1989 niemals öffentlich geredet hätten. Diese aber werden immer weniger. Eine der Stärken von Applelbaums Buch ist es, dass sie in Warschau, Berlin und Budapest noch zahlreiche Augenzeugen aufgestöbert und befragt hat. Geschickt webte sie deren Mikro-Aussagen in die Makro-Beschreibung des Geschehens ein, so entstand ein äußerst lebendiger und spannend zu lesender Text.
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