DeWoskin, Rachel: Kleine Frau, was nun?
Roman
Broschiert, E-Book
352 Seiten
Übersetzt von Armin Gontermann
Piper Verlag, 2013
Werner gibt
Inhalt: Gibt es ein Leben nach der Katastrophe? Bis sie das herausgefunden hat, erzählt Judy lieber aus ihrem Versteck in einem Motel heraus, was ihr passiert ist. Ein Roman über das Anderssein und die angeblich „schönste Zeit im Leben“.
Kurzkritik: Dieses Buch wurde mir vor einem Jahr unverlangt vom Verlag zugeschickt, und von Titel und Aufmachung her hielt ich es für einen seichten Unterhaltungsroman. Also lag „Kleine Frau, was nun?“ auf dem Bücherstoß „Was soll ich damit?“.
Vorgestern aber habe ich dann doch kurz mal hineingelesen – und bin fasziniert hängengeblieben. Und gestern habe ich die Geschichte eines kleinwüchsigen Teenagers in einem Zug ausgelesen.
Denn „Big Girl Small“, so der Originaltitel, ist ein nichts beschönigender oder verharmlosender, ganz und gar nicht auf lustig geschriebener Roman über die Leiden der jungen Judy, die von ihrer Umgebung als Freak angesehen und behandelt wird – und nichts daran ändern kann.
Wegen großer Begabung (oder um die Quote zu heben) wird sie an eine künstlerische Highschool aufgenommen. (Interessanter Weise hält sie ihre MitschülerInnen für oberflächlich.) Sie verliebt sich in den angesagtesten Jungen der Schule – und macht sich gar keine Hoffnungen. Doch dann zeigt dieser tatsächlich Interesse an ihr – und es kommt alles schlimmer, als sie und die LeserInnen befürchtet haben. Viel, viel schlimmer.
Davon berichtet Judy, während sie sich in einem schmuddeligen Hotel vor der Öffentlichkeit versteckt. Selbstverständlich lässt die Autorin Rachel DeWoskin ihre Protagonistin den Grund ihres Untertauchens erst gegen Ende des Buches preisgeben (auch wenn der Verlag verrät, dass es etwas mit einem Video zu tun hat). Außerdem ist der Roman gewissermaßen auf eine potenzielle Verfilmung hin geschrieben (die Drehpunkte der Handlung geschehen genau dann, wann sie auch in einem US-Drehbuch vorkommen).
Doch auch wenn „Kleine Frau, was nun?“ vor diesen Drehpunkten gewisse Längen aufweist, so kann DeWoskin insgesamt doch die Spannung in ihrem faszinierenden und erschreckenden Roman halten. Sie vermeidet den amüsierten Tonfall von Unterhaltungsromanen und lässt Judy gegen Ende draufkommen, dass auch sie Vorurteilen nicht abgeneigt ist: Viele ihrer MitschülerInnen sind nämlich genauso wenig oberflächlich wie dieser Roman.
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