15/08/2007von 516 Views – 0 Kommentare

Demski, Eva: Das siamesische Dorf

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BuchcoverRoman
Suhrkamp, 2006
Inhalt:

Drei Wochen im Paradies – das verspricht das siamesische Dorf, eine Ferienanlage an der Küste Thailands, erholungsbedürftigen Europäern. Die Journalistin Kecki und der Fotograf Max sollen eine Hochglanzreportage über den fernöstlichen Garten Eden liefern, doch der ungeklärte Tod zweier Frauen macht aus dem geplanten Arbeitsurlaub unter Palmen ein kriminalistisches Abenteuer. Eine sterbende Millionärin, skrupellose Geschäftsmänner, einsilbige Resortangestellte, zwielichtige buddhistische Mönche – sie alle scheinen mehr zu wissen, als sie offenbaren. Je mehr Kecki und Max herausfinden, um so schwieriger wird es, die Guten von den Bösen zu unterscheiden. Spannend, ironisch und mit erhellendem Blick auf unsere Gegenwart erzählt Eva Demski von irdischen Begehrlichkeiten und menschlichen Abgründen – nicht, ohne uns am Ende, wenn das Paradies längst entzaubert ist, doch noch ein wenig fernöstliche Weisheit zu vermitteln. (Pressetext)

Kurzkritik:

Eva Demski wollte zu viel: Tourismuskritik, Buddhismus, Esoterik, asiatische Lebensart und Mafia, westliche (auch wirtschaftliche) Begehrlichkeiten, ein Panorama an Figuren (samt Beziehungskisten), einen Krimi etc. Oder: Sie wollte nicht zu viel, sondern ist dessen nicht ganz Herrin geworden.

Werner gibt  ★★½☆☆  (2,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Zu viel

Dieser Roman hat ein fulminantes erstes Kapitel mit nahtlosen Übergängen von einer kurz und anschaulich beschriebenen Hauptfigur zur nächsten. Vor allem deutsche Urlauber inklusive zwei Journalisten (Redakteurin und Fotograf) reisen in eine Ferienanlage an der Küste Thailands, wo sie von einem phlegmatischen Direktor und einer geheimnisvollen Wirtschaftsdirektorin und Hausdame sowie unzähligen Angestellten erwartet werden.

Und dann wollte Eva Demski zu viel: Tourismuskritik, Buddhismus, Esoterik, asiatische Lebensart und Mafia, westliche (auch wirtschaftliche) Begehrlichkeiten, ein Panorama an Figuren (samt Beziehungskisten), einen Krimi etc. Oder: Sie wollte nicht zu viel, sondern ist dessen nicht ganz Herrin geworden.

Lakonische Distanz

Dass in diesem Roman nicht alles sein soll, wie es scheint, ist bald klar, nur leider überträgt sich dies auch auf Struktur und Handlung. Die ist mit wunderbar lakonischer Distanz erzählt, aber bald hat mich nicht mehr interessiert, wer was (warum) macht (und wer wen warum umgebracht hat) – und so ganz wurde mir auch am Schluss nicht klar, welche DrahtzieherInnen mit welchen Interessen hinter den vielen Handlungen stehen. Und die kleinen Erleuchtungen und Spontanheilungen passen meiner Meinung nach überhaupt nicht zur ansonsten kritischen Sichtung eines touristischen Imperialismus.

Vielleicht wollte Demski mit diesem Buch auch die Üppigkeit der thailändischen Vegetation abbilden. Das wäre ihr gelungen, nur hat diese Vegetation dann das Buch gewissermaßen überwuchert und verschlungen. Und das ist schade, gern hätte man mit den interessanten Figuren ein spannendes und aufklärerisches Abenteuer erlebt. Gern hätte ich mich auch mitreißen und verwirren (und in eine tropische Trägheit ziehen) lassen, wenn gegen Ende zu die Fälle befriedigender gelöst und die Handlungsstränge klarer entwirrt worden wären.

Wer was wann wo wie warum?

Vielleicht aber hat sich Demski – nach einigen Längen in der Mitte des Buches – gerade am Schluss zu sehr beeilt, hat zu viel auf einmal gelöst und entwirrt. Und jetzt steh ich da, ich armer Tor, und mag die letzten 40 Seiten nicht noch einmal lesen. Kann ja gut sein, dass ich dann eh noch immer nicht verstehen würde, wer was wann wo wie warum.

Von Werner Schuster

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Infos:

Eva Demski, geboren 1944 in Regensburg, lebt in Frankfurt am Main. Ihr literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet, 2008 erhielt Eva Demski den Preis der Frankfurter Anthologie.

Über Eva Demski bei Wikipedia.

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