Herrera, Yuri: Abgesang des Königs
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
- Gebunden
- 141 Seiten
- Erschienen 2011 bei Fischer
- Aus dem Spanischen von Susanne Lange
- Originalausgabe: „Trabajos del Reino”, 2008
Inhalt:
El Rey ist der König. Er herrscht über die Grenze Mexikos zur USA, ihm gehören hier die Menschen, die Länder, einfach alles. Er gibt Arbeit und Brot, er schenkt den Tod. Außer seinen Drogen gibt es nur Sand und Hitze. Lobo ist ein Sänger, er gewinnt seine Protektion, lebt im Inneren der Macht, bis eines Tages alles wieder zu Staub wird. Und zu Sand. (Pressetext)
Kurzkritik:
„Abgesang des Königs“ ist eine Parabel über den Stellenwert von Kunst innerhalb autoritärer Machtverhältnisse.
Yuri Herrera schreibt, als könnte diese heutige Geschichte – in der etwa von „Grenzbullen“ die Rede ist – auch in einem anderen Land und in einem fernen Jahrhundert spielen. Ein Künstler wird von einem König aufgenommen, ist anfangs geblendet von der Macht, bis er merkt, dass er um sein Leben spielt, genauso wie die anderen Untergebenen ständig in Gefahr sind, in Ungnade zu fallen. Und auch der König ist sich seiner Position nicht sicher; da gibt es Feinde und Intrigen innerhalb und außerhalb seiner Burg.
Werner gibt (4,25 von 5 Eselsohren)
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Der Künstler spielt um sein Leben
Er wusste Bescheid über das Blut und sah gleich, seines war anders. Allein wie der Mann den Raum ausfüllte, so seelenruhig, als wüsste er alles, als wäre er aus feinerem Garn gewebt. … Noch nie war er in die Nähe dieser Leute gekommen, aber Lobo wusste, ihr Auftritt war ihm vertraut. Irgendwo stand die Ehrfurcht festgeschrieben, die der Mann und sein Tross ihm einflößten, das plötzliche Gefühl, in seiner Nähe wichtig zu werden.
Lobo ist ein mexikanischer Sänger und Komponist, der in Armut lebt. Er ist davon abhängig, dass anderen seine Lieder gefallen und sie ihm Geld dafür geben, dass er sie ihnen vorträgt.
Der, den er da zu Beginn des Romans trifft, nennt sich El Rey und ist ein reicher, mächtiger Drogenboss. Dieser nimmt Lobo bei sich als Hofkünstler auf und Lobo schmeichelt ihm und seinen Leuten mit seinen Liedern. Bis der Stern El Reys zu sinken beginnt.
„Aber Herr, ich dachte …“
Yuri Herrera schreibt, als könnte diese heutige Geschichte – in der etwa von „Grenzbullen“ die Rede ist – auch in einem anderen Land und in einem fernen Jahrhundert spielen. Ein Künstler wird von einem König aufgenommen, ist anfangs geblendet von der Macht, bis er merkt, dass er um sein Leben spielt, genauso wie die anderen Untergebenen ständig in Gefahr sind, in Ungnade zu fallen. Und auch der König ist sich seiner Position nicht sicher; da gibt es Feinde und Intrigen innerhalb und außerhalb seiner Burg.
„Abgesang des Königs“ ist eine Parabel über den Stellenwert von Kunst innerhalb autoritärer Machtverhältnisse.
„Aber Herr, ich dachte …“
„Wer hat dir gesagt, dass du denken darfst? Wer? Du bist bloß ein Rauchen in der Luft, eine Scheißspieldose, ein Ding, das kaputtgeht und Schluss, du Schwachkopf.“
In zwei Sätzen war er beim Künstler, riss ihm das Akkordeon aus der Hand, warf es gegen eins der leeren Regal und trampelte darauf herum, bis er Tasten und Federn über den ganzen Raum verstreut hatte. Mit dem Rücken zum Künstler sagte er, die Fäuste geballt:
„Aber schuld bin ich. Muss ich auch mit Tieren spielen, die beißen?“
Von Werner Schuster
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Yuri Herrera, geboren 1970 in Actopán / Mexico. Studierte an der UNAM in Mexico D.F. und an der University of Texas, El Paso, promoviert in Berkeley. Herausgeber der Zeitschrift El perro (Der Hund). Bisher erschienen zwei Romane. Sein erster Roman wurde 2003 mit dem mexikanisch-amerikanischen Preis „Border of Words“, 2009 mit dem Preis „Otras Voces, Otros ámbitos“ ausgezeichnet.
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