Missa, Arthur: Formenverfuger/Formenverfüger
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Prosa
Broschiert: Verlegenheits-Verlag, 2008
Kurzkritik:
Mit diesem Buch habe ich einige Zeit verbracht und kann dennoch kein abschließendes Urteil abgeben. Denn nicht umsonst (besser gesagt: nicht zufällig) wurde jedem der Prosastücke, die Arthur Missa in seinem „Formenverfuger/Formenverfüger“ versammelt hat, eine eigene typografische Form gegeben. Katja Eichfeld hat sich wohl überlegt, was sie aus den sehr unterschiedlichen Texten gemacht hat.
Und so haben wir es hier mit einem Buch zu tun, das nicht zum Schmökern gedacht ist, sondern zum „beschaulichen“, aufmerksamen Lesen.
Werner gibt (3,75 von 5 Eselsohren)
Das habt ihr jetzt von eurem Realismus!
Mit diesem Buch habe ich einige Zeit verbracht und kann dennoch kein abschließendes Urteil abgeben. Denn nicht umsonst (besser gesagt: nicht zufällig) wurde jedem der Prosastücke, die Arthur Missa in seinem „Formenverfuger/Formenverfüger“ versammelt hat, eine eigene typografische Form gegeben. Katja Eichfeld hat sich wohl überlegt, was sie aus den sehr unterschiedlichen Texten gemacht hat.
Und wenn ich ein typografisches Wissen hätte, könnte ich das vielleicht besser beschreiben. Ich gebe jedenfalls mein Bestes.
„Kampf der Ideologie“ sieht für mich aus wie ein wissenschaftlicher Text, ist aber keiner („Treten Sie ruhig näher, ich werde Sie auch gewiss nicht lange aufhalten, Ihr Weg ist sicher noch weit.“). In „Danke Bryan“ – mit der (vielleicht als Statement von Missa gemeinten) Einleitung „Keeping up with the Jones Johnsons oder Das habt ihr jetzt von eurem Realismus! oder Der Mist der Mimesis oder Dies gilt als Fiktion – noch immer nicht oder Überschäumende Beschreibungskultur (für die Impotenten) oder was weiss ich – der Autor“ – gibt es sogar einen geschwärzten Text wie weiland bei „Tristram Shandy“.
„Schädlingsbekämpfung“ ist in der Art eines reißerischen Zeitungsartikels gesetzt, „Er leuchtet“ ist ganz groß und weiß auf schwarzem Grund geschrieben. „Am Rand von Weihnachten“ kommt mir wie vor wie aus einem alten Buch – und tatsächlich ist auch der Text almodisch: „Julius Fock, völlig zu Recht erfolgloser Autor abartiger Schundprosa und Ekel erregender Schmuddeltraktate übelsten Charakters, …“
Beschauliches Lesen
Mein liebstes Stück ist „Julian“, in dem es nichts nützt, dass ein Verstorbener aus unterschiedlichen Perspektiven beschrieben wird, – er kommt einem deshalb nicht näher. Und „Subfiction“ fingiert – in zwei Schriftarten – ein interaktives Lernprogramm für Schriftsteller, aber nicht – wie man vielleicht erwartet – in Anweisungen und Ausführungen unterteilt, eher rechnet ein Autor mit dem Text-Fabrizieren nach Schema F ab.
Und so haben wir es hier mit einem Buch zu tun, das nicht zum Schmökern gedacht ist, sondern zum „beschaulichen“, aufmerksamen Lesen.
Von Werner Schuster
Per E-Mail zu bestellen beim Autor unter arthur.missa@gmx.de (9,90 €, 152 Seiten)
Das gesamte Buch steht unter einer Creative Commons Lizenz – was für Prosawerke (in unserem Sprachraum) noch immer eine Seltenheit ist. Überdies kann eine Reihe von Texten aus dem Buch vollständig und kostenlos auf der gemeinnützigen Internetplattform www.archive.org gelesen und auch heruntergeladen werden.
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Bin erst heute auf die Rezension hier gestoßen, da ich Missas Buch in einem kleinen Leipziger Verlag entdeckt habe (und dort eben einen Ausschnitt aus der Besprechung las…) Werde erstmal online reinlesen, es steht ja komplett auf der Verlagswebseite http://www.ed-cetera.de
Auf jeden Fall ein interessantes Werk, auch wenn mich das ebenfalls bei ed.cetera erschienene “XO” noch mehr reizt. (Ein Riesenroman in Form von losen Blättern in einem Karton!)
Wird es dazu hier auch eine Rezension geben?
LG,
Matthias
danke für den Hinweis, ich habe es mir für später mal notiert. Derzeit sind die SuBs (Stapel ungelesener Bücher) einfach zu hoch.
Auch ich habe einige Zeit mit dem Buch verbracht, sodass ich erst jetzt dazu komme, etwas dazu zu sagen. Um es kurz zu machen: Es sind – allein schon durch die mitunter srecht experimentellen Formen – in aller Regel keine leicht zugänglichen Stoffe, die da in etwa 50 ganz unterschiedlichen Prosastücken ausgebreitet werden, aber mit der Zeit – wenn sich der Stoff nach der Lektüre gesetzt hat oder man die Texte noch einmal liest – entwickeln sie eine ganze eigene Tiefendimension. Traumhaft auch die aufwendige Typografie, die mit viel Liebe zum Detail entwickelt wurde und jedem Text wie dem Buch als Ganzen eine einzigartige Note gibt. Alles in allem sehr lesenswert.