Anscombe, Roderick: Verschwunden
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Thriller
Aus dem Englischen von Charlotte Breuer und Norbert Möllemann
Taschenbuch: Knaur, 2009
(„Virgin Lies“)
Inhalt:
An einem brütend heißen Sommertag verschwindet in einem Bostoner Park ein achtjähriges Mädchen. Als der Gerichtspsychiater Paul Lucas von den Ermittlern zu Hilfe gerufen wird, beginnt für ihn ein Alptraum: Er weiß, dass ihm nicht viel Zeit bleibt, denn bei der enormen Hitze wird das Mädchen ohne Wasser nach 24 Stunden tot sein. Aber die Zeugenbefragung gestaltet sich schwierig, und die Polizeiführung will baldige Erfolge sehen. Die Spur führt zu Arthur Hodges, und der Verdacht gegen den pensionierten Ingenieur erhärtet sich immer mehr. Doch der Tatverdächtige ist eiskalt und mit den üblichen Verhörmethoden nicht zu überführen. Unvermittelt sieht sich Paul vor die Wahl gestellt, entweder das Gesetz zu brechen oder zu scheitern … (Pressetext)
Kurzkritik:
Ein frustrierendes Buch. Nach den ersten Seiten habe ich mir gedacht, mit wie wenigen „Strichen“ manche AutorInnen eine Handlung anreißen können, die einen dann nicht mehr loslässt. Doch der Schluss hat mich verwundert und verärgert zurückgelassen.
Werner gibt (2,25 von 5 Eselsohren)
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Wie man Pädophile bekehrt
Ein frustrierendes Buch. Nach den ersten Seiten habe ich mir gedacht, mit wie wenigen „Strichen“ manche AutorInnen eine Handlung anreißen können, die einen dann nicht mehr loslässt. In unserem Fall ist eine Achtjährige verschwunden, und bald ist klar, dass es sich um eine Entführung handelt.
Dem Gerichtspsychiater Paul Lucas gelingt es, einer hochgradig paranoiden Zeugin einen Hinweis auf den oder die Täter zu entlocken, ansonsten ist er bei den ErmittlerInnen nicht gern gesehen, weil er unter Verdacht steht, einen ihrer Kollegen getötet zu haben. Seine Frau Abby leitet jene Sozialstation für minderjährige Schwangere und Mütter, aus der das entführte Mädchen mehr oder minder verschwunden ist. Paul und Abby sind an der Lösung des Falles persönlich interessiert, weil ihr Sohn bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist.
Bereit zu foltern
Mit seiner Frau hat sich Paul seit dem Tod ihres Kindes auseinandergelebt. Das ist wichtig, weil ihn Abby später unter Druck setzen wird, alles zu tun, um aus den verhafteten Verdächtigen den Aufenthaltsort der Entführten herauszubekommen. Das Mädchen könnte an Flüssigkeitsmangel sterben, und schließlich ist Paul breit, den Verdächtigen zu foltern.
Wer „Verschwunden“ lesen möchte, sollte diese Besprechung hier zu lesen aufhören.
Billig
Und jetzt weiß ich mir nicht anders zu helfen, als den Schluss zu verraten, um meine Verwunderung und meinen Ärger über diesen Thriller auszudrücken. Anstatt die Kindesentführer zu foltern, versucht es Paul noch ein letztes Mal mit Psychologie und weist den Kopf der Bande darauf hin, dass Kinder darunter leiden, wenn man sich mit ihnen sexuell vergnügt. Das hätte sich der Pädophile aber nicht gedacht, und schon verrät er den Ort, wo er das Mädchen versteckt hält.
Und ich habe mich gefragt, ob der Gerichtspsychiater Roderick Anscombe tatsächlich glaubt, dass man einen Kindesmisshandler so leicht oder überhaupt von der Schändlichkeit seiner Handlungen überzeugen kann, und ob Herrn Anscombe kein/e Freund/in oder Lektor/in darauf hinweisen hat können, dass es schade um diesen bis dahin spannenden Thriller ist, wenn er ihn auf so billige Weise enden lässt.
Von Werner Schuster
P.S.: Danke, Juana, für die Korrekturen (– siehe Kommentare).
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Roderick Anscombe, geboren 1947 in Manchester, Studium an der Universität Oxford, ist Gerichtspsychiater und Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School. Er lebt in Gloucester, Massachusetts. “Hinterhältig” ist sein dritter Roman.
Über Roderick Anscombe bei Droemer Knaur.
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Danke für die Anmerkungen. Ich werde meine Aussagen überprüfen und gegebenenfalls korrigieren.
Werner Schuster
Zitat: “ansonsten ist er bei den ErmittlerInnen nicht gern gesehen, weil er einen ihrer Kollegen getötet hat. ”
Diese Aussage sind mehr oder weniger falsch, denn es heißt nur das eine ermittlung und ein Gericht gelaufen ist, es heißt nicht DASS er den Kollegen der Ermittlerinnen getötet hat.
Zitat: “Außerdem ist er an der Lösung des Falles persönlich interessiert, weil sein Sohn bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist”
Diese Aussage ist auch nicht richtig, denn nicht er ist daran ‘so’ persönlich an dem Fall interessiert, sondern seine Frau. Deshalb möchte seine Frau dass er zu anderen Methoden greift.