KrimiZeit-Bestenliste September
Die KrimiZeit-Bestenliste wird jeweils am ersten Donnerstag des Monats gleichzeitig in den Literatursendungen des NordwestRadios, bei ARTE im Internet und in der Wochenzeitung DIE ZEIT vorgestellt. – Und bei den Eselsohren.
Die vielleicht zehn besten Krimis im September
1 (3) Didier Daeninckx: Tod auf Bewährung (Liebeskind)
Paris 1920. In diesem endlich auf Deutsch erschienenen Roman stoßen Privatdetektiv Griffon und Kumpanin Irène auf Folge-Verbrechen des Großverbrechens Weltkrieg: Vertuschung, Mord-Verschwörung, Betrug. Spitzfedrig, Wort für Wort: Abrechnung mit dem Hurrapatriotismus. (Bei Amazon)
2 (9) Walter Mosley: Manhattan Karma (Suhrkamp)
Philip Marlowe 2010 = Leonid McGill, schwarzer Privatdetektiv in New York City. Die Familie ernähren und beschützen, anständig bleiben in unanständiger Umgebung – das scheint unmöglich. Zumal McGills Suche nach 4 Männern Monster weckt und Mächtige aufschreckt. Klassisch gut. (bei A.)
3 (1) Mechtild Borrmann: Wer das Schweigen bricht (Pendragon)
Niederrhein 1939-1952/Mallorca 1998. Ein Missverständnis, eine Frage nach dem Grundwasserspiegel. Kleinigkeiten werden Indizien. Robert Lubisch sucht die Frau, deren Foto er im Nachlass des Vaters gefunden hat. Wie ein Zusammenbruch fällt die Geschichte über die Nachgeborenen her. Ein erstaunliches Buch über Liebe, Jugend, Schuld. (bei A.)
4 (6) Olen Steinhauser: Last Exit (Heyne)
Berlin/New York/Pullach. Krieg dem Terror: „Tourist“ Milo Weaver, Agent einer geheimen CIA-Einheit, soll ein Kind liquidieren. Nicht mit ihm. Milos Befehlsverweigerung ist der erste Knoten in Steinhauers raffiniertem Netz aus Täuschung und Gegentäuschung. Das ist die Spionageliteratur nach 9/11. (bei A.)
5 (neu) Dominique Manotti: Einschlägig bekannt (Aradne)
Paris: Im Vorort Panteuil will Kommissarin Le Muir das neue Sicherheitskonzept der Regierung exekutieren: „ethnische Säuberung“. Mit von der Partie: Immobilienspekulanten, Polizisten als Zuhälter. Manotti ist Meisterin des sozialen und politischen Thrills. DER Krimi zu den brennenden Banlieues. (bei A.)
6 (neu) Norbert Horst: Splitter im Auge (Goldmann)
Dortmund/holländische Grenze. Ein Mädchen ermordet, der Täter verurteilt, soweit klar. Thomas Adam, der „Steiger“, sollte das auch so sehen. Eine neue Aussage verstärkt seine Zweifel, er ermittelt weiter. Gegen Vorgesetzte und besseres Wissen. Hohe Falldichte: Norbert Horst ist selbst Kriminalkommissar. (bei A.)
7 (2) Jan Costin Wagner: Das Licht in einem dunklen Haus (Galiani Berlin)
Turku/Helsinki/Karjasaari, 1985 und 2010. Engel haben keine Namen. Kommissar Kimmo Joentaas verschwundene Freundin so wenig wie die im Koma liegende Frau. Auch der Todesengel nicht, der erst die Todkranke und dann alle umbringt, die ihr Gewalt angetan haben. Finnische Mysterien. (Bei A.)
8 (neu) Petros Markaris: Faule Kredite (Diogenes)
Athen. Krise. Renten und Gehälter werden gekürzt, Angst allenthalben. Da schlägt jemand Bankern und Finanzhaien die Köpfe ab. Klammheimliche Freude. Nur Kommissar Charitos sorgt sich. Er muss die Hintermänner finden und deshalb das Dopingsystem Finanzwelt begreifen. Klug und ironisch: Markaris. (bei A.)
9 (neu) Massimo Carlotto: Banditenliebe (Tropen)
Padua/Grenoble. Die schöne Sylvie ist entführt worden . Zwei Kneipiers und ihr Mann, ein Schmuggler, rollen auf der Suche nach ihr eine alte Mord-Geschichte mit der Kosovo-Mafia auf. Im Kampf um und für Sylvie zählt nur eins: Banditentreue. Gangsterballade in Noir-Dur aus der kriminellen Nordostecke Italiens. (bei A.)
10 (3) C. J. Box: Blutschnee (Heyne)
Saddlestring, Wyoming. Ein Schneesturm zieht auf. Ein Forstbürokrat massakriert Wapitis und wird selbst von Pfeilen durchbohrt. Wilde Siedler campen im Staatswald, eine lokale Sarah Palin will Exempel statuieren. Jagdaufseher Pickett versucht, im Chaos sein Kind zu retten. Natur, Gewalt, Satire: rauhe USA. (Bei A.)
Über die Jury und die Entscheidungsfindung
Die Jury der KrimiBestenliste besteht aus 17 KritikerInnen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz über Kriminalliteratur berichten. Einmal im Monat benennt jedes Mitglied vier aktuelle Kriminalromane und bewertet sie mit 7, 5, 3 oder 1 Punkten. Neben der Gesamtpunktzahl pro Titel wird berücksichtigt, wie viele Kritiker in einer Abstimmungsrunde für dasselbe Buch votiert haben. Jede/r Kritiker/in darf insgesamt drei mal für das gleiche Buch stimmen. Voten für Bücher, an deren Produktion oder kommerzieller Verbreitung die KritikerInnen beteiligt ist, sind ausgeschlossen. Zwischen Kriminalromanen in der Originalsprache Deutsch und Übersetzungen wird kein Unterschied gemacht.
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- von: red
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