Piñeiro, Claudia: Der Riss
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
- Gebunden
- 256 Seiten
- Erschienen 2011 bei
- Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
- Originalausgabe: „Las grietas de Jara”, 2009
Inhalt:
Was kostet es, das Ruder noch einmal herumreißen und die eigenen Träume leben zu wollen? Seit zwanzig Jahren sitzt Pablo Simó im selben Architekturbüro und schafft den Absprung nicht. Ebenfalls zwanzig Jahre dauert seine Ehe mit Laura, mit der ihn nurmehr die Gewohnheit und die gemeinsame, pubertierende Tochter verbindet. (Pressetext)
Kurzkritik:
Es ist an sich eine nette Idee, über einen Durchschnittsbürger zu schreiben, der vom Ausstieg (aus Job und Ehe) träumt. aber natürlich schwer, hier die Spannung zu halten. Doch Claudia Piñeiro gelingt dies – mit Hilfe einer Liebschaft des „Helden“ und einem Verbrechen, das er einmal begangen hat.
„Der Riss“ ist locker und flüssig geschrieben und die Story interessant, auch wenn ich nicht der Ansicht von Piñeiro bin, dass sie Pablo einer „außergewöhnlichen Extremsituationen“ ausgesetzt hat.
Der Schluss hat mich allerdings enttäuscht. Ohne diesen jetzt verraten zu wollen: meiner Meinung nach passiert Pablos Veränderung viel zu plötzlich und radikal, zumal wir es hier – bei allen Übertreibungen und Zuspitzungen – mit einem realistischen Roman zu tun haben.
Werner gibt (3,5 von 5 Eselsohren)
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Liebschaften und andere Verbrechen
Es ist an sich eine nette Idee, über einen Durchschnittsbürger zu schreiben, der vom Ausstieg (aus Job und Ehe) träumt. aber natürlich schwer, hier die Spannung zu halten. Doch Claudia Piñeiro gelingt dies – mit Hilfe einer Liebschaft des „Helden“ und einem Verbrechen, das er einmal begangen hat.
Pablo Simó ist 45, Angestellter in einem Architekturbüro und träumt davon, eigene Projekte zu verwirklichen. Mehr als sein Traumhaus (in der Arbeitszeit) immer und immer wieder zu zeichnen, unternimmt er jedoch nicht.
Tod auf der Baustelle
Wir lernen ihn im Büro kennen, wo er seine Kollegin Marta Hovart (seit Jahren) ohne Hoffnung anschmachtet. Da klingelt es an der Tür und die 25-jährige Leonor erkundigt sich nach einem gewissen Nelson Jara. Pablo und Marta und der Boss erstarren.
Sie haben Herrn Jara nämlich vor ein paar Jahren – wenn schon nicht ermordet, so doch dessen Leichnam eigenhändig vergraben (um einen Baustellen-Stopp und unangenehme Fragen seitens der Polizei zu vermeiden; Jara wollte die Firma nämlich erpressen).
Die gewöhnliche Ehe
Vergessen haben es die Architekturbüro-Leute ohnedies nicht, aber jetzt wittern sie Gefahr. Und außerdem verschaut sich Pablo auf der Stelle in Leonor.
Und so ist er Feuer und Flamme, als ihn diese bittet, ihm bei einem Architektur-Foto-Projekt zu helfen. Er kleidet sich – seit seiner Verehelichung erstmals – neu ein.
Seine Ehe. Seine (20-jährige) Ehe ist gewöhnlich: nervende Frau, pubertierende Tochter. Er erträgt seine Frau und versucht, seine Tochter vor dieser zu schützen.
Extremsituationen?
Da sind die Wendungen des Romans (zumeist) überraschender. Als Krimi würde ich ihn – anders als die Autorin – nicht bezeichnen, zumal das Verbrechen nicht aufgeklärt wird, sondern bloß die Hintergründe des Toten beleuchtet werden.
Das macht nichts. „Der Riss“ ist locker und flüssig geschrieben und die Story interessant, auch wenn ich nicht der Ansicht von Piñeiro bin, dass sie Pablo einer „außergewöhnlichen Extremsituationen“ ausgesetzt hat (zumindest wenn man die von Pablo mit jenen Situationen vergleicht, in die etwa T. C. Boyle seine Figuren bringt).
Enttäuschender Schluss
Der Schluss hat mich allerdings enttäuscht. Ohne diesen jetzt verraten zu wollen: meiner Meinung nach passiert Pablos Veränderung viel zu plötzlich und radikal, zumal wir es hier – bei allen Übertreibungen und Zuspitzungen – mit einem realistischen Roman zu tun haben.
Von Werner Schuster
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Claudia Piñeiro, Shootingstar der argentinischen Literatur, wurde 1960 in Buenos Aires geboren. Nach dem Wirtschaftsstudium wandte sie sich dem Schreiben zu, arbeitete als Journalistin, schrieb Theaterstücke, Kinder- und Jugendbücher und führte Regie fürs Fernsehen. Ihr Debütroman „Ganz die Deine“ kam 2003 in die Endauswahl für den Premio Planeta, und für ihren zweiten Roman „Die Donnerstagswitwen“ erhielt sie 2005 den Premio Clarín. Für ihren dritten Roman „Elena weiß Bescheid“ wurde sie mit dem LiBeraturpreis 2010 ausgezeichnet. Ihre Romane sind auf den Bestsellerlisten zu finden und werden in mehrere Sprachen übersetzt und verfilmt.
Mehr über Claudia Piñeiro bei Wikipedia.
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